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Frauenleiche in Wernigerode 72-jährige wurde Opfer einer Familientragödie

01.05.2015, 17:59

Wernigerode/Halberstadt l Nach dem Tod einer 72 Jahre alten Halberstädterin verdichten sich die Hinweise auf eine Familientragödie. Der 48 Jahre alte Sohn ist am Donnerstag in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden. Er hatte laut Polizei zugegeben, mit seiner Mutter in Streit geraten zu sein und auf sie eingeschlagen zu haben.

Die Frau war am Mittwochmorgen in Wernigerode im Zillierbach gefunden worden. Die genauen Umstände der Tat geben weiter Rätsel auf. Unklar ist, ob der psychisch kranke Sohn seine Mutter bereits mit den Schlägen tödlich verletzte oder so einen tödlichen Sturz in den Bach auslöste. Die Ergebnisse der Obduktion, von der sich Polizei und Staatsanwaltschaft insbesondere mit Blick auf die Kopfverletzungen des Opfers entscheidende Hinweise erhoffen, liegen noch nicht vor.

Sicher ist jedoch: Am späten Dienstagabend muss sich im Wernigeröder Mühlental eine Tragödie abgespielt haben. Eine, bei der wohl auch eine Reihe unglücklicher Umstände hinzukamen.

Glaubt man Kurt Stamm, nahm das Familiendrama bereits in der Nacht zum Dienstag seinen Anfang. Kurt Stamm wandte sich am Donnerstag an die Volksstimme. Er kennt nach eigenen Worten sowohl das Opfer - Roswitha B. - als auch deren Sohn. "Beide lebten in Elbingerode, die Mutter kümmerte sich um ihren kranken Sohn", sagt der 75-jährige Halberstädter.

Kurt Stamm sagt, er habe vom späteren Opfer am Dienstag telefonisch erfahren, dass der Sohn in der Nacht zum Dienstag gegen 2.30 Uhr wegen gesundheitlicher Beschwerden nach Wernigerode ins Krankenhaus gebracht wurde. Die Klinik soll der 48-Jährige im Tagesverlauf wieder verlassen haben. Die Umstände sind unklar - geschah dies auf eigene Veranlassung?

Nachdem die Mutter davon erfahren hatte, informierte sie laut Stamm die Polizei über das Verschwinden ihres Sohn. Später habe sie sich mit einer Bekannten selbst auf die Suche gemacht und den Sohn am Dienstagabend im Mühlental gefunden. Offenbar kam es dann zum folgenschweren Streit.

Später riefen Anwohner wegen des verwirrt wirkenden Mannes in ihrer Straße die Polizei. Die Beamten ließen den gesuchten 48-Jährigen in eine Klinik bringen. Besonders tragisch: Dessen Mutter muss zu diesem Zeitpunkt verletzt oder tot im Bach gelegen haben.

Den Beamten könne kein Vorwurf gemacht werden, heißt es in Ermittlerkreisen. Da sie nicht ansatzweise von den vorherigen Vorgängen wissen konnten, habe es keine Veranlassung gegeben, in der Dunkelheit nach weiteren Personen zu suchen. Und: Die von Kurt Stamm skizzierten Abläufe decken sind nach Volksstimme-Recherchen im Kern mit den Ermittlungsergebnissen.

Der 48-jährige Sohn ist am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft in die Fachklinik Uchtspringe eingewiesen worden. Ob er überhaupt schuldfähig ist, scheint zum jetzigen Zeitpunkt fraglich zu sein.