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Knapp 30 Katzen sind in den letzten Jahren in der Umgebung der Wegelebener Mühlenstraße wohl getötet worden "Manni" und "Lucky" leben gefährlich

Von Christian Besecke 18.05.2015, 03:36

Katzen leben in einigen Straßenzügen von Wegeleben sehr gefährlich. Beim Vor-Ort-Termin mit Einwohnern der Mühlenstraße machen diese eine schier unglaubliche Horrorbilanz auf. In den letzten Jahren sind hier knapp 30 Tiere wohl gewaltsam ums Leben gekommen.

Wegeleben l "Manni" und "Lucky" sind Katzen mit einem außergewöhnlichen Überlebenswillen. Sie leben noch und stromern hin und wieder durch die Gärten im Dreieck Mühlenstraße/Harslebener Straße und Schulstraße. Vielen ihrer Artgenossen ist es in den letzten Jahren an den Kragen gegangen. Ihr Leben endete meist nach einem Jahr.

Das bezeugen Anwohner der Mühlenstraße. Sie haben sich um herrenlose Katzen gekümmert, sie mit Nahrung versorgt und gar Impfungen bei der örtlichen Tierärztin finanziert. Die Ausgaben waren jedoch anscheinend umsonst, ihre Lieblinge sind fast alle tot. Erst vor drei Wochen fand Peter Stolberg eine leblose Katze in seinem Vorgarten, kurz zuvor tauchte ein Stubentiger in seinem Garten auf. Dieser schleppte sich mit einem gebrochenen Rückgrat den Weg entlang. "Das Tier ist dann in meinen Händen beim Tierarzt gestorben", berichtet der Rentner. Er kann die Grausamkeit kaum fassen, mit der die Katze misshandelt worden ist.

"Das Tier in meinem Vorgarten ist offensichtlich vergiftet worden", vermutet Stolberg. Ein Einzelfall ist das nicht. Birgit Ackermann redet über ihre "Sissi" und "Hexe". Sie hat ein Herz für die Stubentiger. "Meine ,Sissi` ist jeden Morgen zur Tür gekommen, hat sie mit einem Sprung an die Klinke sogar selber geöffnet", schildert sie. "Eines Tages kam das handzahme Tier nicht zurück. Ich habe sie dann im Garten gefunden. ,Sissi` lag auf einem Weg und robbte mit den Vorderpfoten zu mir." Die Katze konnte ihre Hinterläufe nicht mehr bewegen. Beim Tierarzt wurde ein gebrochenes Rückgrat festgestellt. Das Tier musste eingeschläfert werden.

Katzen werden geschlagen oder vergiftet

`Sissis` Nachwuchs war kurz vorher erfolgreich an Katzenfreunde vergeben worden. Wenig später lief Birgit Ackermann "Hexe" zu, die Nachwuchs erwartete. "Als sie das zweite Mal Junge erwartete, bekam sie nur ein Kätzchen", berichtet die Katzenliebhaberin weiter. "Die kleine "Hetti" habe ich mit der Hand aufgezogen, da ihre Mutter von einem Auto überfahren wurde." "Hetti" entwickelte sich schnell zu einem perfekten Mäusejäger. "Ihre reiche Beute hat sie mir immer stolz präsentiert", sagt Birgit Ackermann. "Eines Tages lag sie in der Auffahrt und war tot." Auch bei "Hetti" wird als Todesursache eine Vergiftung angenommen.

Wenig Glück mit ihren Lieblingen hatten auch Heike Krause und ihre Tochter Paris. Die Zehnjährige erzählt Geschichten über "Mäusel" und "Tiger", die von Autos überfahren wurden. Außerdem verschwanden zwei junge graue Katzen plötzlich spurlos. Was mit ihnen geschehen ist, will Paris gar nicht so genau wissen. Sie sind nie wieder aufgetaucht.

Auch Heidelore Possekel-Münch erzählt ihre Geschichte. Sie hat ein großes Herz für Tiere. Bei einem Geburtstag hat sie Geld für Tierstationen von ihren Gästen erbeten und es dann gespendet. "Ich habe sechs Katzen vor meiner Haustür versorgt und auch die Impfungen bezahlt. Selbst Mittel gegen Zecken und Flöhe habe ich besorgt", sagt sie. "Die Tiere sind alle nach und nach verschwunden. Niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist." Aktuell versorgt sie "Mausi", eine Katze, die sie vor der Tötung bewahrt hat. Nach draußen darf der Stubentiger nur unter Aufsicht. "Für meine Lieblinge habe ich über die Jahre gewiss 3000 Euro ausgegeben", verrät die Wegelebenerin.

Heike Krause beziffert ihre Ausgaben auf "etwa 250 Euro" pro Tier. Aktuell hat sie keine eigene Katze mehr. "Mein Garten soll doch nicht zum Tierfriedhof werden", sagt sie. Die Wegelebenerin versorgt, gemeinsam mit anderen Anwohnern, "Manni" und "Lucky". Über die beiden wachen sie allesamt mit Argusaugen. Die beiden "Katzenoldies" sollen nicht das Schicksal ihrer Artgenossen teilen.

Gemeinsam beginnen die Anwohner, die in der Nachbarschaft bekannten Todesfälle von Stubentigern aufzuzählen. Überrascht stellen sie fest, dass es knapp 30 Tiere sind. "Die Dunkelziffer mag höher liegen", ist sich Heidelore Possekel-Münch sicher. Sie steht in Kontakt zur ortsansässigen Tierärztin und kennt weitere Fälle von getöteten Katzen.

"Wer keine Tiere mag, der mag auch keine Menschen", schätzt Heidelore Possekel-Münch ein. Auf der Suche nach Hilfe hat sie schon das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde und die Naturschutzbehörde des Landkreises über die Vorfälle informiert. "Der Fall müsste einmal ordentlich untersucht werden, die Häufung von Todesfällen kann doch kein Zufall sein", äußert sie. "Wichtig ist auch, dass die Anwohner sensibilisiert werden. Bei Misshandlungen von Tieren sollte niemand wegschauen."