1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Über Emerslebens Dächern zuhause

Storchenexperte Georg Fiedler beringt Nachwuchs der Adebare auf dem Gutsturm Über Emerslebens Dächern zuhause

Von Gerald Eggert 12.06.2015, 01:21

Vier Jungtiere hat Storchenexperte Georg Fiedler in Emersleben beringt. damit er an das Nest auf dem Gutsturm gelangen konnte, musste die Feuerwehr Wegleben mit der Drehleiter helfen.

Emersleben l Zufrieden kehrte Georg Fiedler von seinem Ausflug in luftige Höhe zurück. Die Kameraden Ulrich Müller und Ingolf Schmidt von der Feuerwehr Wegeleben waren mit ihrem Fahrzeug kurzfristig für die Halberstädter eingesprungen und sorgten mit ihrer Automatik-Drehleiter mit Korb dafür, dass der Storchexperte die vier Jungstörche im Nest auf dem fast 30 Meter hohen Gutsturm in Ruhe beringen konnte.

Unten beobachteten Mitglieder des Storchenvereins und andere Bewohner des Ortes die Aktion. Ihnen berichtete der Weißstorch-Beauftragte im Harz-Kreis, dass er vier kräftige Junge im flachen Nest vorgefunden und diese problemlos beringt hat. Dazu breitete er über das Quartett zuerst ein Tuch aus und widmete sich dann nacheinander jedem Tier. "Die Jungtiere stellen sich in dem Moment tot, daher ist der Akt relativ unproblematisch", erläuterte der Experte den Vorgang. Nachdem jeweils ein Ring am linken Bein befestigt war, kontrollierte er den Allgemeinzustand der Adebare und entfernte zudem Schmutz aus deren Schnäbeln.

Im Nest auf dem Schornstein der ehemaligen Gärtnerei hat Vereinsvorsitzende Brit Godisch bisher nur zwei kleine Köpfe entdecken können. Sie hofft aber, dass es noch mehr werden.

Hoffen auf Nachwuchs an der Gärtnerei

Der erste Storch war erst am 19. März am Rande des Dorfes gelandet, der zweite folgte am 5. April. "Doch vier Tage später war der wieder verschwunden", berichtete sie, "Tag um Tag verging. Wir wurden schon unruhig, denn so etwas haben wir noch nie zuvor erlebt." Als man schon meinte, in diesem Jahr auf Nachwuchs verzichten zu müssen, tauchte das Männchen wieder auf und begann sofort mit dem Liebesspiel. "Ich hoffe, dass es mehr als zwei Junge werden. Wir hatten oft mehr Nachwuchs als auf dem Gut. Dort benötigen die Störche viel mehr Energie als unsere, um auf den hohen Turm zu gelangen. Bei uns sind sie außerdem näher am Futter. Das alles hat zur Folge, dass die viel später auf die Welt gekommenen Jungstörche genau so kräftig sind wie ihre um Wochen älteren Artgenossen."

Am 11. Juli plant Georg Fiedler in die alte Gärtnerei zur Beringung kommen. Nach Adersleben müsse er diesmal nicht fahren, verkündete er, denn gerade habe er von Karl-Heinz Mau erfahren, dass die Jungstörche dort alle tot seien. Es wird davon ausgegangen, dass die anhaltende Kälte daran nicht unschuldig ist. Solch einen Totalverlust habe es in dem Ort das letzte Mal 1986 gegeben. In Harsleben sollen noch Adebare sein, so Fiedler, doch verfüge er über keine konkreten Informationen.

"In Obernfeld bei Duderstadt habe ich jetzt ein Jungtier beringt von einem Storch, der 2011 auf dem Emerslebener Turm von mir seine Kennzeichnung bekommen hatte", erfuhren die Emerslebener. Einen anderen Ring, den er mal einem Storch bei den Godischs verpasst hatte, entdeckte er in Hornhausen. Von einem Schwestern-Storchenpaar aus Veltensmühle des Jahrgangs 2012 hat sich im Frühjahr eine in Hedeper niedergelassen und zwei Junge zur Welt gebracht. Die andere wurde in Paderborn ausgemacht. "Dank der Kennzeichnung können wir etwas über das Zugverhalten der Adebare sowie ihre Ortstreue und Lebenserwartung erfahren."

In den kommenden Wochen werden die Emerslebener Jungstörche von ihren Eltern, die sich abwechselnd auf Nahrungssuche begeben, aufgepäppelt. Dann starten sie die ersten Flugversuche, um Mitte August gen Süden zu ziehen. Die Alten folgen Anfang September.