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Trabiclub "Gamasche" Sargstedter Trabis kehren vom Nordcap zurück

Trabis schafften es bis zum Nordcap. Die Autos des Trabiclub "Gamasche" fuhren bis zu Europas nördlichstem Festlandpunkt und wieder zurück nach Sargstedt.

Von Gerald Eggert 17.06.2015, 01:08

Sargstedt l Rund 6000 Kilometer haben die Mitglieder des Sargstedter Trabiclubs "Gamasche" in zwei Wochen zurückgelegt. Unfallfrei und wohlbehalten kamen sie mit ihren Fahrzeugen von ihrer achten großen Tour, die diesmal zum Nordkap führte, in die Heimat zurück.

Der bekannte Spruch "Der Weg ist das Ziel" trifft wohl nirgends mehr zu, als im Norden. Vor allem in Norwegen. Während man in Finnland durch unendliche Wälder fährt und viele Seen passiert, besticht das Nachbarland durch seine atemberaubende Fjordlandschaft mit den steil abfallenden Berghängen, schneebedeckten Bergen, unzähligen Wasserfällen und etlichen Tunneln. Das Reisetempo auf diesen Straßen an steilen Berghängen durch enge Täler ist nicht sehr hoch. Das hat aber den Vorteil, dass die großartige Natur viel besser genossen werden kann. Vor allem, wenn dann noch an markanten Stellen einen Zwischenstop einlegt wird.

Gestoppt werden musste ab und an wegen der Elche, die meist im Familienverband die Straße querten. Rechtzeitig durch Schilder gewarnt, konnten sich die Sargstedter darauf einstellen und die Tiere sogar aus nächster Nähe beobachten. Zum "Elch-Test" mit den Trabis ist es also nicht gekommen, den Elchen jedoch wird bescheinigt, den Trabant-Test bestens bestanden zu haben.

Kulinarische Erfahrungen

"Als Peter und ich eines Morgens beim Brötchenholen einem Elch begegnet sind, haben wir uns zuerst gar nicht getraut nach der Rückkehr davon zu berichten, weil wir überzeugt waren, dass uns keiner den ,Elch beim Bäcker` abnimmt", so Wolfgang Nischik.

Apropos Bäcker. "Das süße Brot in Schweden war nicht so unser Ding. Das wollte so ganz und gar nicht zur Hausschlachteleberwurst schmecken. Mit Käse war es etwas verträglicher", erzählt Viola Alpermann. "Das dunkle Brot in Finnland haben wir dann um so mehr genossen." Auch das schwedische Bier sei kein Genuss gewesen. "Wir wollten es mal probieren und haben uns einen Sixpack geleistet. Das Gesöff war nicht nur teuer und niedrigprozentig, sondern geschmacklich nahe dem Spülwasser am Kneipentresen", sagt Peter Winter.

Dafür wurden andere kulinarische Ausflüge zum Erlebnis. In Norwegen kamen Elchwurst, in Finnland Rentierfleisch und auch Rentierhamburger auf den Tisch. Es schmeckte allen.

Herausforderung Wetter

Größter Unsicherheitsfaktor war das Wetter. Mal regnete es nachts und die Zelte mussten nass verstaut werden, mal hatten die Scheibenwischer tagsüber gut zu tun. Auch der Wind blies ab und zu recht heftig. In Schweden brachte ein kräftiger Sturm eine Birke zu Fall. Die krachte auf die Rezeption des Campingplatzes. Die Feuerwehr musste anrücken und für Ordnung sorgen. Das war Peter Winters Stunde. Der Sargstedter Feuerwehrmann schaute seinen schwedischen Kameraden zu und bestaunte deren technische Ausrüstung: "Nur gut, dass der Wind in Richtung Haus geblasen hat, entgegengesetzt hätte der abgeknickte Baum unser Versorgungsfahrzeug erwischt." Fortan wurden die Quartiere an baumfreien Stellen aufgeschlagen.

Auf der letzten Etappe zum Nordkap musste der Nordkapptunnelen, welcher das Festland mit der Insel Magerøya verbindet und unter dem Magerøy-Sund hindurch führt, passiert werden. Er ist 6875 Meter lang und erreicht an der tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel. "Das Hineinfahren war gar nicht so schlimm. Problematisch wurde es in der spärlich beleuchteten Röhre mit den zwei Fahrbahnen, als es nördlich wieder raus ging. Da galt es immerhin eine Steigung von über 10 Prozent zu überwinden."

Sagenumwobenes Nordkap im Trabi

Als das sagenumwobene, mythische Nordkap erreicht war, versperrte Nebel die Sicht. Doch weder dieser, noch der Nieselregen konnten den Trabi-Piloten die gute Laune verderben. Sie ließen ein Beweisfoto von sich unter dem stählernen Globus auf dem Nordkap-Plateau machen und schauten sich im Besucherzentrum um, bevor sie die Rückreise antraten.

"Wir hätten nachts hinfahren sollen, denn da ist es verhältnismäßig hell, weil die Sonne zwischen Mitte Mai und Ende Juli zweieinhalb Monate lang nicht untergeht. Zudem sei der Nebel erst am Morgen aufgezogen, wie wir erfuhren", erzählt Viola Alpermann. Die Entscheidung, am Tage zu fahren, war getroffen worden, weil zwischendurch eine mit Personal besetzte Tankstelle angefahren werden sollte. Was immer schwieriger wird, weil Automatenzahlung zunimmt.

"Wir haben das Kap erreicht mit unseren Trabis. Das war und ist uns wichtig", sagt Nischik für das Quintett und erinnert an den Reisenden Francesco Negri, der 1664 in sein Tagebuch geschrieben hat: "Hier, wo die Welt zu Ende ist, hört auch meine Sehnsucht auf, und ich kehre zufrieden nach Hause zurück."

Rückweg nach Sargstedt

Bis Sargstedt waren allerdings noch einmal 3000 Kilometer zurückzulegen. Fast hätte man sie in Trelleborg auf die Fähre nach Sassnitz geschickt, doch rechtzeitig bemerkt und an den vielen Fahrzeugen vorbeigelotst, fanden sie auf der Richtung Rostock Platz. Von dort fanden die Trabis fast allein ihren Weg in die heimatliche Scheune.

Dort trafen alle sogar einen Tag früher als geplant ein, so dass genügend Zeit blieb, die Tour auszuwerten. Dabei war auch Fredy Münchhoff, der aus beruflichen Gründen daheim bleiben musste. Beim nächsten Mal will er wieder dabei sein. Zumal die Tour in wärmere Gefilde führen soll. Wohin, das wollte keiner verraten.

"Und sollte noch mal jemand sagen, wir seien verrückt, dann werden wir auf die Treckerfahrer verweisen, die einen Tag vor uns am Nordkap waren, und von dem Typen erzählen, der die Ostsee allein mit dem Fahrrad umrundet hat", sagt Wolfgang Nischik.