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Asylbewerber In ZASt wird die Notbremse gezogen

Die Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt (ZASt) ist überfüllt. Nun werden Hallen in Ströbeck und Langenstein zu Notunterkünften.

Von Dennis Lotzmann 18.07.2015, 02:21

Halberstadt l Kurzfristig anberaumte Zusammenkünfte, Telefonate und Abstimmungen mit anderen Behörden: Der gestrige Tag in der Halberstädter Stadtverwaltung hatte ziemlich wenig gemein mit den üblichen Abläufen an einem Freitagmittag. Im Gegenteil. Wenige Stunden vor dem erwarteten hochsommerlichen Wochenende herrschte bis zuletzt Betriebsamkeit. Anlass war eine Anfrage des Magdeburger Innenministeriums, die die Verantwortlichen, wie es allerorten hieß, sehr kurzfristig überrascht hatte: Die Magdeburger baten um Bereitstellung von Notunterkünften für ankommende Flüchtlinge.

Die Verantwortlichen im Innenministerium reagieren damit auf die weitere Zuspitzung der Situation in der ZASt. Weil dort die Unterbringungskapazitäten völlig erschöpft sind und täglich neue Flüchtlinge zur Erstaufnahme in Halberstadt eintreffen, suchen sie händeringend nach alternativen Unterkünften.

Enormer Anstieg der Flüchtlingszahlen

Mit dieser Bitte seien sie an die Kreis- und die Stadtverwaltung Halberstadt herangetreten, bestätigen Landrat Martin Skiebe (CDU) und Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke). "Es geht ganz konkret darum, etwa 200 Menschen in Notunterkünften wie Sporthallen unterzubringen", sagt Henke.

Kommunalpolitiker Henke kennt die Situation in der ZASt. Die Anlaufstelle, in der die Erstaufnahme-Modalitäten erfolgen, bevor die Asylsuchenden auf die Landkreise weiterverteilt werden, platzt aus allen Nähten. "Sie ist seit einiger Zeit überfüllt, die Flüchtlinge werden teilweise schon dezentral im Landkreis untergebracht", weiß Henke. Da es offenbar auch hier kaum noch Spielraum gibt, nun also der Hilferuf aus Magdeburg.

Einer, den Stefan Brodtrück vom Innenministerium bestätigt: Die 1000 festen Plätze in der ZASt seien belegt, die bis zum Jahresende geplante Aufstockung um 200 Betten noch nicht erfolgt. Auch die Erweiterung um 588 Plätze in sogenannten Modul-Wohneinheiten sei planmäßig erst im Herbst abgeschlossen. "Und wir registrieren schon wieder einen enormen Anstieg der Flüchtlingszahlen", so Brodtrück, der von einer "unglaublichen Aufgabe" spricht.

Sporthallen als Notunterkünfte

Vor diesem Hintergrund seien die aktuellen Überlegungen zu sehen. "Wir sind in Gesprächen, um die jetzige Spitzenbelastung irgendwie abzufangen", so der Ministeriumssprecher, der sich jedoch nicht zu konkreten Örtlichkeiten äußern will.

Nach Angaben von OB Henke und Landrat Skiebe stehen derzeit drei Sporthallen als Notunterkünfte in der engeren Wahl: In den Halberstädter Ortsteilen Ströbeck und Langenstein sowie - gewissermaßen als Reserve - die der Albert-Schweitzer-Schule in Halberstadt. Alle Verantwortlichen stehen dabei vor dem Problem, dass sie nicht exakt wissen, mit welchen Flüchtlingsströmen sie rechnen müssen. "Im Schnitt sind es pro Nacht etwa 100, die ankommen. Und dieser Ansturm nimmt keine Rücksicht auf die beabsichtigten Ausbaupläne in der ZASt", so Henke.

Auch Skiebe spricht von "akutem Handlungsbedarf und sehr kurzfristigen Entscheidungen. Wir sind aber alle gewillt, uns dieser Herausforderung zu stellen", so der CDU-Politiker. Dass bei dieser ad hoc-Suche insbesondere in Halberstadt und im Umfeld geschaut werde, sei dem ZASt-Standort geschuldet. "Wir streben schon aus logistischen Gründen eine maximale Nähe zur ZASt an. Und ich danke allen, die sehr kurzfristig mithelfen, die Aufgabe zu lösen."

Wie unklar die gesamte Situation ist, wurde am Freitagnachmittag deutlich: Während der Ströbecker Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) die Einwohner des Schachdorfes bereits über die Flüchtlingsunterbringung informierte, bekam sein Langensteiner Amtskollege Jürgen Meenken (CDU) aus Magdeburg zunächst gegenteilige Signale. Das aber kann am Wochenende ganz schnell wieder anders sein.