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Schlägerei beendet Plüschiger Ermittler krönt Dankeschön

Eine 15-Jährige hat eine heftige Schlägerei zwischen zwei Schülern beendet und so verhindert, dass ein Zehnjähriger schwere Verletzungen erleidet. Dafür wurde ihr jetzt von der Polizei gedankt.

Von Dennis Lotzmann 30.07.2015, 19:42

Halberstadt l Rangeleien unter Jugendlichen. Ein Disput unter Kindern, der in eine kleine Prügelei mündet. Im Alltag nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches, das dürfte als Kind jeder selbst erlebt haben. Kritisch wird es jedoch, wenn Grenzen überschritten werden, wenn aus körperlichem Kräftemessen brutale und ungezügelte Gewalt wird.

Einen solchen Fall hat Eileen Sattler vor einigen Wochen erlebt. Am Bahnhof in Halberstadt ging es zwischen zwei Kindern - zehn und zwölf Jahre alt - zur Sache. Als einer am Boden lag und der andere weiter brutal auf ihn eintrat, waren für die 15-Jährige Grenzen überschritten. Sie schritt ein und stoppte den gewalttätigen Übergriff. Dafür ist die Jugendliche aus dem Huy-Ortsteil Eilsdorf jetzt von der Polizei belobigt worden.

Tritte in den Bauch

Rückblende: Die 15-Jährige hat an jenem 22. April gerade den Schultag hinter sich gebracht. Zusammen mit einer Freundin ist sie Richtung Bahnhof unterwegs. Am dortigen Vorplatz bekommen die beiden wenig später den Konflikt zwischen den beiden Jungen, die Eileen persönlich kennt, mit.

Was genau passiert ist und wodurch der Konflikt entstanden ist, weiß sie nicht. Sie nimmt aber sehr schnell wahr, dass alles aus dem Ruder zu laufen droht. Als der Zehnjährige wehrlos am Boden liegt und weitere Tritte in den Bauch kassiert, schaut Eileen nicht länger zu und schreitet ein.

"Ihr mutiges Handeln war beispielgebend. Sie hat damit auf jeden Fall beim Opfer schlimmere Verletzungen verhindert", unterstreicht der Harzer Kripo-Chef Eckhard Gluschke. Schlimmere, wohlgemerkt. Schlimm sind die Verletzungen, die der Zehnjährige erleidet, auf jeden Fall. Als er daheim seiner Mutter berichtet, wird es akut. "Der Junge ist in die Klinik gekommen und dort stationär aufgenommen worden", so Gluschke.

Vorbildliches Verhalten

Mittlerweile dürften die Schmerzen und die Verletzungen wahrscheinlich Geschichte sein - ob der Junge auch psychisch mit dem Übergriff abgeschlossen hat, ist nicht bekannt. Klar ist aber: Der Fall selbst hat bei der Polizei mittlerweile eine ansehnliche Ermittlungsakte gefüllt. Die Beamten haben, auch wenn der Zwölfjährige noch nicht strafmündig ist, alles daran gesetzt, die Zusammenhänge zu erhellen. "Schließlich geht es uns auch darum, dem Jungen zu verdeutlichen, dass es so keineswegs geht", macht der Chefermittler klar.

Im Zuge der Ermittlungen werden schließlich auch Eileen und ihr mutiges Einschreiten bekannt. "Keine Frage - dieses Verhalten war vorbildlich und genau so, wie wir es uns wünschen", sagt Gluschke, als er die Sekundarschülerin öffentlich belobigt. Sie habe nicht weggeschaut, sondern im entscheidenden Moment das Richtige getan.

Was Polizeisprecher Uwe Becker bestätigt: Ob man persönlich einschreite, hänge stets von der Situation ab. "Dazu ist niemand gezwungen. In solch einem Moment aber nicht wegzuschauen, andere hinzuzurufen oder die Polizei zu kontaktieren, ist aber das Mindeste, was man tun sollte", so der Hauptkommissar.

Polizei-Karriere, warum nicht?

Neben einer Urkunde, mit der der Harzer Revierleiter Dietmar Schellbach Eileen Sattler dankt, gibt es auch einen Taschenrechner sowie ein Schlüsselband und eine Tasse mit Polizei-Signet. Und - weil die Eilsdorferin just einen Tag zuvor ihren 15. Geburtstag gefeiert hat - greift Polizeisprecher Becker noch in die Überraschungskiste und holt einen der begehrten Polizei-Teddys heraus.

Obendrein ist die Auszeichnung eine treffliche Gelegenheit, um kurz den Blick in die Zukunft zu richten: Eine spätere berufliche Karriere bei der Polizei? Warum nicht, sagt die Pferdeliebhaberin, die in ihrer Freizeit mitunter auch aufs Einrad steigt. Bislang rangieren freilich die Berufswünsche Kindergarten-Erzieherin oder Grundschullehrerin bei der Eilsdorferin ganz vorn. Aber abwarten - im Herbst steht erstmal ein Praktikum in einem Kindergarten auf dem Programm.

Zuvor rückt in den Sommerferien ein anderes Ziel in den Fokus der 15-Jährigen: Der Führerschein, um endlich mit dem schon bereitstehenden Roller losdüsen zu können. Noch im August sollen sowohl die theoretische als auch die praktische Prüfung absolviert werden. Daneben genießt die Sekundarschülerin, die die Petri-Schule in Schwanebeck besucht, die Ferien und hofft auf schönes Wetter, um viel zu erleben.