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Rückblick auf ein erfolgreiches Museumsjahr und Ausblick auf neue Vorhaben Heineanum-Chef Dr. Bernd Nicolai: "Mit allem können wir uns sehen lassen"

Von Gerald Eggert 07.02.2011, 04:26

Mit dem Heineanum besitzt Halberstadt ein Naturkundemuseum, dessen seit mehr als 100 Jahren bestehende Vogelsammlung ebenso wie die große Fachbibliothek ständig erweitert werden. Zahlreiche Veranstaltungen und Angebote lockten auch 2010 die Besucher an. Dr. Bernd Nicolai zog jetzt Bilanz und hielt Ausblick auf 2011.

Halberstadt. "Wir können stolz sein, dass wir mit so wenig Leuten auch im Sinne unserer Stadt so viel erreicht haben", schloss Dr. Bernd Nicolai seinen Rückblick auf das vergangene Jahr. Der Leiter des Heineanums hatte zuvor eine Reihe von Zahlen und Fakten genannt, die diese Feststellung nur unterstreichen: 8300 Museumsbesucher, zehn Abendveranstaltungen mit rund 540 Gästen, 591 Zugänge in der reich bestückten Fachbibliothek, 460 Anfragen, die beantwortet wurden, und 2800 Zugriffe auf die Homepage.

Diese Auflistung spricht für sich, doch dahinter steckt viel Arbeit und persönliches Engagement. Und "die großartige Unterstützung des mehr als 230 Mitglieder zählenden Fördervereins, ohne die vieles gar nicht zu realisieren gewesen wäre". Zum Beispiel die Herausgabe des wieder umfangreichen 19. Ornithologischen Jahresberichtes, der Beiträge von Fachleuten, Hobbyornithologen und Museumsmitarbeitern enthält. Die über 100-seitige Publikation erreicht die Fördervereinsmitglieder und über 100 Abonnenten. 180 Exemplare dienen dem Schriftenaustausch mit anderen Facheinrichtungen und tragen somit dazu bei, die beachtliche naturkundliche Fachbibliothek des Heineanums kontinuierlich zu bereichern.

Im Zusammenhang mit dem Jahresbericht erwähnte Dr. Nicolai, dass die wesentliche Arbeit dafür außerhalb der Arbeitszeit erfolgt. Wie auch die wissenschaftliche Arbeit, für die das Geld fehlt, die jedoch "für ein ordentliches Museum, wie wir es sind" notwendig sei. "Wir haben diesen Anspruch und tun alles dafür." Und so befasse man sich unter anderem mit Untersuchungen am Wendehals und der Erfassung der Greifvögel im Untersuchungsgebiet des Harzvorlandes überwiegend in der Freizeit.

Es wird auch viel unternommen, um zusätzlich zu den Besuchern, die ohnehin kommen, weitere für das ornithologische Museum zu begeistern. Bewährt habe sich hier insbesondere die museumspädagogische Arbeit. Allein 74 Unterrichts- und Bastelstunden wurden durch Evelyn Winkelmann vorbereitet und geleitet. Die Museumspädagogin verwies auf Kooperationsverträge mit einer Grundschule und fünf Kindergärten, die die verschiedenen Angebote gern nutzen.

Unterstützung bekam sie dabei durch die jungen Leute im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ). Mit Lisa-Marie Ernst und Karina Pawlow, die seit September ihr Jahr ableisten, wurden auch im Mal- und Quizheft für Grundschüler die Zeichnungen überarbeitet und die Fragen neu formuliert. "Es ist ein Arbeitsheft, mit dessen Hilfe sich die Schüler einen Wissensspeicher selbst erarbeiten, der später in der Schule nachhaltig genutzt wird", so Evelyn Winkelmann. Sie war es auch, die für die Sonderausstellung "Eulen & Käuze" in ein Eulenkostüm geschlüpft war und sich mit Waldkäuzlein (FÖJlerin Victoria Beitlich) und zahlreichen Kindern auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt der "lautlosen Jäger" begab.

Diese Ausstellung hätte ruhig länger dauern können, bemerkte Dr. Nicolai und verwies auf eine weitere, die traditionelle Ausstellung zum Vogel des Jahres 2010, den Kormoran. Drei weitere Sonderausstellungen präsentierten jeweils das "Präparat des Monats". "Daran wollen wir festhalten und regelmäßig Besonderheiten ins Blickfeld rücken."

Überhaupt wolle man an Bewährtem festhalten. Der Ausblick auf das laufende Jahr unterstrich das. Ein zum Jahreswechsel herausgegebenes Faltblatt "Faszination Vogelwelt" listet eine Vielzahl von museumspädagogischen Angeboten für Kindereinrichtungen und Schulen auf. "Wir werden ab April mit einem Sonderprogramm den Gartenrotschwanz als den Vogel des Jahres vorstellen", kündigte Evelyn Winkelmann an. Damit werde man auswärtige Einrichtungen besuchen, für die es sehr aufwendig bis unmöglich ist, mit den Kindern ins Heineanum zu kommen.

Zehn Abendveranstaltungen mit exklusiven Themen sind geplant. "Unsere Veranstaltungen sind immer gut besucht", unterstrich Dr. Nicolai und verwies auf das große Interesse an der vor wenigen Tagen. Die Vogelstimmenwanderung erweise sich jedes Jahr als ein Highlight. Dafür müsse man keine Werbung mehr machen. Es kommen sogar Anfragen nach zusätzlichen Touren. Allerdings könne man das nicht leisten.

Dafür biete 2011 wieder eine deutschlandweit beachtete Ausstellung. Zum 5. Mal werden vom 2. Juli bis 9. Oktober "MoVo - Moderne Vogelbilder" in Halberstadt gezeigt und der Deutsche Preis für Vogelmaler "Silberner Uhu" vergeben. Die Vorbereitungen dafür sind längst angelaufen. Allein 7000 Faltblätter werben in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Der Falke" für die Ausstellung. Bis zum 20. März reichen Bewerber ihre Werke ein. Eine Jury begutachtet sie und informiert die ausgewählten Maler. Zur MoVo-Ausstellung erscheint ein Katalog, außerdem wird zum Zeichenwettbeweb "Unsere jüngsten Vogelmaler" aufgerufen und die Besucher werden wieder aufgefordert, ihr bestes Bild für den Publikumspreis auszuwählen.

"Wir haben eine Menge geleistet und Großes vor", fasste Dr. Nicolai zusammen, "mit allem können wir uns sehen lassen."