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Neue Konstellationen um Konzessionsvergabe für Strom und Gas Bewerbungen sind im Fluss

Von Mario Heinicke 25.02.2011, 05:28

Wer mit wem - die Weichen schienen gestellt in der Frage der Bewerbungen um die Konzessionsverträge für Gas und Strom im Osterwiecker Stadtgebiet. Doch bei der Präsentation der Bewerber am Montag vor den Stadtratsmitgliedern kam wieder alles ganz anders.

Stadt Osterwieck. Alles ist im Fluss. Im Vorfeld des Stadtratstermins hatte die Osterwiecker Stadtverwaltung die Bewerber gebeten, bis zum 4. Februar die aktuellen Konstellationen mitzuteilen. Zu dem Stichtag bildeten Eon-Avacon und Halberstadtwerke eine Partnerschaft. Der Windpark Druiberg hatte schon von Anfang an die Unterstützung der Stadtwerke Wernigerode sicher und gab nun die gemeinsame Bewerbung mit Harzenergie bekannt.

Mittlerweile tat sich noch mehr. Windpark Druiberg, Stadtwerke Wernigerode und Harzenergie machten öffentlich, dass sie die Bildung eines Stadtwerkes Osterwieck anstreben. In der Woche vor der Ratssitzung gab es dazu eine öffentliche Informationsveranstaltung (Volksstimme berichtete).

Zur Präsentation am Montagabend kam nun der nächste Paukenschlag. Eon-Avacon und Halberstadtwerke präsentierten ihre Bewerbungen jeweils eigenständig.

Die Halberstädter bieten den Osterwieckern nun eine Partnerschaft an, die in ihrer Form völlig offen ist. Von der einfachen Konzessionsvergabe, über eine Netzgesellschaft bis zum Stadtwerk - und das für Strom und Gas. Dass sich die Halberstadtwerke ursprünglich nicht nur fürs Gasnetz, sondern auch für das Stromnetz beworben hatten, wurde erst am Montagabend noch einmal deutlich gemacht.

Das Konsortium der drei Energieunternehmen hatte den Halberstadtwerken auch angeboten, mit in ihr Boot zu kommen. Das wird in der Kreisstadt aber abgelehnt. "Viele Köche machen das Gericht nicht besser", sagte Bodo Himpel, Geschäftsführer der Halberstadtwerke. "Die Option mit drei Partnern lehnen wir ab." Dabei betonte er, die bisherige gute Zusammenarbeit mit den Mitbewerbern, die beispielsweise im Regenerativen Modellprojekt Harz oder bei der Thüga mitarbeiten, aufrecht zu erhalten.

Verschiedene Formen der Partnerschaften

"Bei der Vergabe von Wegenutzungsrechten für 20 Jahre geht es um mehr als die reine Energiebereitstellung, es geht letztendlich um die Lebensqualität der Menschen in unserer Region", betonte Halberstadtwerke-Geschäftsführer Bodo Himpel. Die Zukunft der Energie sehe anders aus als heute - "vom reinen Energieversorger hin zum komplexen Energie-, Klima- und Umweltdienstleister". Er empfahl den Stadträten, die Rekommunalisierung der Energienetze nicht zu überstürzen. "Wir sind bereit für jede Partnerschaft mit der Stadt Osterwieck", so Himpel. Aus seiner Sicht gebe es dabei zwei Möglichkeiten: Entweder die reine Vergabe der Wegenutzungsrechte für Gas und/oder Strom. Oder den Aufbau einer gemeinsamen Infrastrukturgesellschaft mit einer gemeinsamen Entwicklungsphase bis 2013 und Umsetzungsphase bis 2014.

Die Partnerschaft mit Eon-Avacon beim Energieberatungszentrum Osterwieck bleibt unabhängig von den weiteren Entwicklungen bestehen.

Eon-Avacon erwägt für das Stadtgebiet auch eine eigene Netzgesellschaft, aber in anderer Form als die Halberstädter und nur für das Stromnetz, das vom Unternehmen die letzten 20 Jahre zuverlässig betrieben wurde. Mit Vorgängerunternehmen ist man sogar schon seit 1907 Netzbetreiber in Osterwieck. Eon-Avacon bietet den Osterwieckern im Rahmen der Konzessionspartnerschaft ein "Harzer Energiemodell" an. Dazu gehört neben der Weiterentwicklung des Energieberatungszentrums ein Energiebeirat. Gemeinsam mit der Stadt wolle man binnen zwei Jahren den Aufbau einer gemeinsamen Stromnetzgesellschaft prüfen, die das Netz erwirbt, an Eon-Avacon verpachtet und dadurch zusätzliche Einnahmen für die Stadt generiert.

Zusammengefasst die neue Bewerbungskonstellation: Eon-Avacon für Strom; Halberstadtwerke für Strom und Gas; Windpark Druiberg, Stadtwerke Wernigerode und Harzenergie für Strom und Gas.

Der Stadtrat soll bereits am 17. März dazu einen Beschluss fassen. Bis dahin wird das Ergebnis einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aus Berlin erwartet, das die Bewerbungen im Auftrag der Stadt begleitet.