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Saisonfinale bei der fünften Lesezeit Letzter Vorhang soll nicht der letzte sein

04.03.2011, 04:25

Von Dennis Lotzmann und Sigrid Preydel

Gemeinde Huy/Badersleben. In dieser Woche ist der letzte Vorhang in der Winter-Lesezeit-Saison 2010/2011 gefallen. Oder treffender formuliert: Buchfreund und Geschichtenerzähler Peter Neumann hat am Mittwochnachmittag zum vorerst letzten Mal den Buchdeckel zugeklappt und sein treues Zuhörerpublikum in die Sommerpause von "Geschichten in der alten Mühle" verabschiedet.

Zuvor hatte der 70-Jährige noch einmal in diesem Winterhalbjahr zur Lektüre gegriffen und seine 29 Zuhörer mit den ebenso humorvollen wie realen Episoden aus dem Alltagsleben der 13-jährigen Wahl-Wienerin Emma - genannt Emm - zu begeistern verstanden. Der von Christine Nöstlinger auf höchst witzige Art und mit viel Augenzwinkern zu Papier gebrachte Dialog zwischen Emm und ihrem Opa - kurz: Ops - war in dieser mittlerweile fünften Lesesaison zum glatten Selbstläufer avanciert. Praktisch in jeder der fünf monatlichen Muße- und Lesestunden folgte Peter Neumann den Wünschen seiner Zuhörer und las aus diesem Büchlein vor.

"Ich glaube, für alle, die mit dabei waren, war es wieder eine sehr vergnügliche Zeit", sagt der umtriebige Bücherfan, der im Schnitt 25 bis 30 Zuhörer in der alten Wassermühle am Paulsplan begrüßen konnte. In erster Linie treues Stammpublikum, aber Monat für Monat auch neue und erwartungsfrohe Besucher, die oft recht schnell zu Dauergästen wurden.

Ein gutes Zeichen, dass Neumann mit seiner Lektüre-Mischung aus realen Lebensfragen - erzählt natürlich mit ganz viel Humor - goldrichtig lag. Deshalb konnte sich der 70-Jährige letztlich irgendwann auch seine Frage an die Zuhörer, mit welchem Buch er das Publikum wohl beim nächsten Mal erfreuen solle, glatt schenken. "Sie machen das schon und suchen das Beste aus", war der Tenor im Publikum.

Und Neumann machte es - auch dank vieler Helfer hinter den Kulissen. Dem Ehepaar Küchenmeister beispielsweise, das stets die Räumlichkeiten in der alten Wassermühle zur Verfügung stellte. Oder Christine Rosemann, die die Tische hübsch herrichtete und für das passende Ambiente sorgte. Und natürlich die namentlich ungenannten Helfer, die Kuchen, Tee und Gebäck vorbereiteten.

"Ich glaube, für alle, die mit dabei waren, war es wieder eine sehr vergnügliche Zeit."

Die freilich wichtigste Zutat lieferte Lesezeit-Erfinder und Bücherfan Neumann. "Ich denke, mit ,Emm an Ops\' habe ich genau den Nerv und das Interesse meiner Zuhörer getroffen", bilanziert Neumann und erinnert daran, dass die meisten selbst Großeltern seien und sich folglich bestens in die Sorgen, Nöte und Denkweisen der beiden Hauptfiguren hineinversetzen können.

Bleibt zum Schluss die spannende Frage, ob und wie es weitergeht: Wird es im Sommer wieder eine oder gar mehrere Geschichten im Garten der Wassermühle geben? Peter Neumann gibt sich in dieser Frage zunächst eher zurückhaltend - "das werden wir zu gegebener Zeit und in aller Ruhe entscheiden". Vergleichsweise offen ist er mit Blick auf eine sechste Winter-Lesezeit-Saison. "Immer vorausgesetzt natürlich, ich bin dann noch so fit wie heute", betont der einstige Pfarrer.

Zunächst wolle er sich persönlich mit um das 20-jährige Jubiläum des Heimatvereins kümmern, das Pfingsten in der Huy-Gemeinde begangen werde. "Dann wird es unter anderem eine Ausstellung des 1947 in Badersleben geborenen Malers und Grafikers Günter Hein geben", plaudert Peter Neumann schon mal aus dem Nähkästchen. Wer genau hinhört, erkennt spätestens an dieser Stelle, dass Peter Neumann längst schon wieder das nächste Projekt im Blick hat - jene Ausstellung des heute in Pirna lebenden Künstlers ist quasi sein Part zum Jubiläum.

Man darf also gespannt sein, womit der rastlose Badersleber sein Umfeld als nächstes überraschen wird. Zunächst aber überraschten die Lesezeit-Zuhörer Peter Neumann: mit Blumen und einem Gutschein als Dank für fünf vergnügliche Nachmittage.

"Mal sehen, was meine Frau und ich mit dem Gutschein machen", dankt Neumann und plaudert ein kleines Geheimnis aus: Neue Werke finden nur noch dann Aufnahme und Asyl im Neumannschen (Bücher)-Haus, wenn dafür alte Platz machen.