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Fahrzeug-Eigentümer aus dem Harzkreis beteiligen sich an der Oldtimer-Schau in Watenstedt Klang der Einzylinder ist Musik für die Gäste

Von Bernd-Uwe Meyer 07.04.2011, 08:19

In Watenstedt am Rande des "Großen Bruchs" knatterte und bollerte es kräftig beim Oldtimer- Traktorentreffen. An der Schau historischer Landmaschinen beteiligten sich zahlreiche Fahrzeug-Eigentümer aus dem Harzkreis.

Osterwieck/Watenstedt. Die Organisatoren Christian Paulmann und Jürgen Ehbrecht staunten ebenso wie der Museumsleiter Rainer Becker und der Förderkreis-Vorsitzende Manfred Bertram nicht schlecht über die sich abzeichnende Rekord-Teilnahme. Klaus Schliephake eilte von einem Oldtimer zum nächsten, zählte die Fahrzeuge und schrieb einige Daten auf. "Jetzt bin ich bei 71 Oldtimern angekommen", rief er erfreut aus. Das war ein ungeahnter Rekord bei diesem vierten Treffen. Die riesengroße Freude konnte man allen Förderkreis- Vorstandsmitgliedern ansehen.

Wenige Schritte vor dem Museumseingang entfernt stand der blaue "Ursus" von Friedrich Karl Kiesel aus Seehausen (Bördekreis). "Mein Traktor wurde im Jahre 1949 gebaut, ich habe lange an ihm gearbeitet", erklärte der Oldtimer- Freund einigen Besuchern, die begierig auf das Anlassen des Fahrzeuges warteten, weil sie den Klang hören wollten.

Wenige Meter weiter, als Kontrast zu den alten, gepflegten und seltenen Fahrzeugen, stand ein neuer Riese (Baujahr 2008) mit 285 PS unter der Haube. "Er gehört der Maschinengemeinschaft Jamo Tec Beierstedt", informierte der Veltheimer Mechaniker-Meister Kai Emmrich, der für eine Leistungsoptimierung des "Riesen" sorgte. Der Fachmann vom Fallstein-Rand kam selbst mit seinem 52 Jahre alten "John Deere 820" - Traktor (35 PS) nach Watenstedt.

Aus dem Landkreis Harz rumpelten einige Liebhaber alter Traktoren nach Watenstedt. Siegfried Reinecke von der "Interessengemeinschaft Historischer Fahrzeuge Osterwieck" kam mit seinem 50 Jahre alten roten McCormick angeknattert. Winfried Dietrich zeigte stolz auf seinen "Normag-Zorge" (NZ) aus dem Jahre 1951. Immer wieder brachte er sein Schmuckstücke mit dem einen Zylinder zum Laufen. Gelegentlich legte er seinen Zylinder-Hut auf die Motorhaube und lachte: "Weil er eben einen Zylinder hat!

"Das ist seit meiner Kindheit mein Hobby"

Franz Witschel von der Osterwiecker Gruppe fuhr mit seinem "Ursus", Baujahr 1965, und hatte noch einen Lanz, Baujahr 1938, dabei. Das ist bei diesem Treffen das älteste Fahrzeug gewesen. Das gleiche Alter hatte nur noch der Lanz Bulldog von Ursula und Jörg Podehl aus Braunschweig- Mascherode. "Das ist seit meiner Kindheit mein Hobby", erklärte der Fahrer aus Mascherode.

Wolfgang Umbach aus Pabstorf ließ sein Schmuckstück aus dem Jahre 1935 bei diesem Treffen im Schuppen und rollte mit einem Lanz- Bulldog an, der 56 Jahre alt ist. Nicht weit davon entfernt stand der Deutz-Traktor, Baujahr 1960, der Thomas Gläser aus Badersleben gehört.

Über die kräftigen Besucherströme freuten sich Thomas und Ehefrau Gunda Tschischke aus Hessen. "Der 51 Jahre alte Deutz ist seit vier Jahren in meinem Besitz", klärte der Hessener auf. Mit 22 PS hat er die gleiche Stärke wie der Eicher- Trecker von Gunda Tschischke aus dem Jahr 1958. Doch damit nicht genug: Ein Simson-Moped, Baujahr 1964, durfte auf einem Anhänger mit von Hessen in das Heeseberg- Dorf. "Uns hat es hier wieder gut gefallen", betonten beide.

Zu den Raritäten zählte ein Claas-Mähdrescher aus dem Jahre 1958, der den Brüdern Malte und Arwid Meiners gehört und einen seltenen Motor besitzt. Einige Jahre war das Heeseberg-Museum Eigentümer der Erntemaschine. Walter Heine aus Söllingen war begeistert: " Ich habe ihn von 1958 bis 1978 beim Landwirt Gerhard Strube in Söllingen gefahren." Er und andere Liebhaber alter Fahrzeuge und seltener Technik führten angeregt Fachgespräche: "Zunächst mussten Säcke abgenommen werden. Später wurde ein Korntank umgebaut", erklärte Walter Heine.

Über den unerwartet großen Andrang an Oldtimern und Besuchern freuten sich auch Ehrenmitglied und Ex- Museumsleiter Hartwig Schnepf aus Barnstorf, ein häufiger Gast in Dedeleben. Im Jahre 2005 hatte er die Idee zu diesem Treffen. Der Ehrenvorsitzende Dr. Alfred Jenter aus Jerxheim strahlte ebenfalls voller Freude.

Als Novum konnten alle Besucher unter anderem zwei kleine Kommunalschlepper bestaunen; ein 45 Jahre altes Fahrzeug (acht PS) gehört Henning Römer aus Salzdahlum, ein nur drei Jahre jüngerer Schlepper (zehn PS) Hannes Ricke aus Mascherode. Einen im Jahre 1980 gebauten und vor wenigen Wochen restaurierten Flugzeugschlepper, der Hans-Joachim Brüning aus Magdeburg gehört, konnten die Gäste ebenfalls bestaunen.

Die weitesten Wege hatten Fahrzeuge aus Adenbüttel, Salzgitter, Weyhausen, Bad Harzburg, Lehre, Magdeburg und Dörnten. Es gab aber nicht nur wunderschöne und besondere Traktoren und den Mähdrescher zu sehen: Aus dem Landkreis Harz reisten für einige Stunden ein blitzblankes Oldtimer-Auto (DKW) und mehrere Motorräder an.

Die fleißigen Helfer von der Watenstedter Feuerwehr und vom Förderkreis "Heeseberg- Museum", die für Gegrilltes, Kuchen, Kaffee und andere Getränke sorgten, kamen gewaltig ins Schwitzen. Denn mit diesem Andrang und langen Warteschlangen hatte kaum jemand gerechnet. Der Nachschub an Speisen versiegte schnell.

Die alle zwei Jahre stattfindenden Oldtimer- Traktorentreffen sind zu einer beliebten Veranstaltung und einem Besuchermagnet zwischen Harz und Südheide geworden. "Das ist heute Wahnsinn, ich bin sehr zufrieden", betonte Museumsleiter Rainer Becker.