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Zehntes Flugplatzfest lockt viele Besucher nach Dingelstedt / Formationsflüge begeistern die Gäste Flugsenior "schockiert" mit Paraffin

Von Dieter Kunze 09.06.2011, 04:33

Die Mühen bei der Vorbereitung des 10. Flugplatzfestes in Dingelstedt haben sich gelohnt: Bei tollem Sommerwetter fanden sich hunderte Zuschauer auf dem Gelände ein. Lediglich die Zahl der Gästeflieger blieb hinter den Planungen zurück. Dafür freuten sich die Besucher über die drei Doppeldecker, die teilweise in Formationsflügen ihr fliegerisches Können zeigten.

Gemeinde Huy/Dingelstedt. Zu den Gästefliegern gehörte erneut Hans Bertram aus Wolfsburg. Der 79-Jährige ist seit Jahren Mitglied im Dingelstedter Luftsportverein und lobt die örtlichen Bedingungen. "Wir haben hier eine Öko-Landebahn mit Grasnarbe, ohne Dünger oder Pflanzenschutzmittel", betont er während einer Flugpause. Außerdem seien die Ultraleichtflug- zeuge leise und verbrauchten nur wenig Sprit. Zum Einsatz komme normales Superbenzin.

Zugleich hebt der Wolfsburger die familiäre Atmosphäre im Dingelstedter Verein hervor. "Außerdem können wir uns hier als Flieger über eine tolle, abwechslungsreiche Landschaft freuen." Zuweilen habe er - beispielsweise bei Flügen nach Afrika - bereits andere Erfahrungen gemacht.

"Kann man als fast 80-Jähriger überhaupt noch als Pilot aktiv sein", will ein Besucher wissen. "Ja, denn da gibt es keine Altersbegrenzung. Der Arzt muss nur regelmäßig die Flugtauglichkeit bescheinigen", erläutert der Dingelstedter Vereinsvorsitzende Klaus Bögelsack.

"Solche Fluggeräte sind Marke Eigenbau"

Zu den Zuschauern, die sich für einen Flug mit einer einmotorigen Doppeldeckermaschine vom Typ "Kiebitz" anmelden, gehört an diesem Tag auch der Halberstädter Karl-Heinz Rauer. Ausgestattet mit einer Pilotenhaube und "bewaffnet" mit einer Fotokamera, darf er im offenen Cockpit vor dem Piloten Platz nehmen.

"Solche Fluggeräte sind Marke Eigenbau", erläutert Pilot Hans Bertram. Schätzungsweise 2000 bis 3000 Arbeitsstunden brauche man dafür unterm Strich. "Spätestens nach 1000 Stunden hat einen aber die Ehefrau verlassen", scherzt er. Immerhin 150 Flugzeuge dieser Leichtbauart gebe es in Deutschland.

Wenig später führt Hans Bertram mit seiner Maschine in der Luft einige Kunststücke vor, die die Zuschauer am Boden begeistert aufnehmen. Vor allem der Kondensstreifen, den er absichtlich herbeiführt, indem er einige Tropfen Paraffin ins heiße Auspuffrohr gibt, sorgt für Aufmerksamkeit. Als der Start mit einer starken Qualmwolke vollzogen wird, beruhigt der Platzsprecher die aufgeregten Zuschauer.

In wenigen Tagen fliegt Hans Bertram nach Frankreich, um nahe Paris an einem Treffen von historischen Flugzeugen teilzunehmen. Übrigens: Wer noch mehr über einen "Flug in die Vergangenheit der Region zwischen Braunschweig und Magdeburg" erfahren will, kann heute ab 19 Uhr im Helmstedter Juleum an einer Buchlesung mit Hans Bertram teilnehmen.

Zu den Gästen in Dingel-stedt gehörten in der Mittagspause auch mehrere Modellflieger aus der Region unter der Leitung von Walter Schneemilch. Außerdem präsentierte der Halberstädter Fotograf Ulrich Schrader seine besten Luftbilder aus der Region. "Mein besonderer Dank gilt der Halberstädter Sportjugend unter Leitung von Herrn Pieper, die hier aktiv war und uns unterstützte", betonte Klaus Bögelsack. Neben vielen anderen Helfern müsse auch Flugleiter Wolfgang Hake gedankt werden. So sei der Tag ohne Vorkommnisse verlaufen. Vermisst wurden allerdings die angemeldeten Tragschrauber. "Wir hatten zwar die feste Zusage, doch es hat eben nicht geklappt", bedauerte der Vereinschef.