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Zillyer Eltern protestieren im Osterwiecker Sozialausschuss gegen mögliche Kita-Schließung Diskussionspapier als Richtungsweiser

Von Mario Heinicke 18.01.2012, 05:23

So viel Protest ist ein ganz neues Bild in der noch jungen Stadt Osterwieck. Rund 40 Eltern aus Zilly nahmen vorgestern Abend in Schauen an der Sitzung des Sozialausschusses teil, um mit den Abgeordneten über die befürchtete Schließung der Kindertagesstätte Zilly zu diskutieren.

Schauen/Zilly/Stadt Osterwieck l "Wir lieben unsere Kita Zilly" oder "Wir fühlen uns wohl, wir wollen noch lange bleiben", mit diesen und anderen Plakaten setzten sich die Eltern in das nun überfüllte Dorfgemeinschaftshaus Schauen zum Sozialausschuss. Ein von ihm initiierter Lenkungsausschuss mit Vertretern von Ausschuss, Stadtverwaltung, Kitas und Stadtelternrat hatte alle 14 Kindertagesstätten im Stadtgebiet untersucht. Mit einem Ergebnisvorschlag, die Kitas Deersheim und Zilly zu schließen und stattdessen in Dardesheim einen Neubau mit Kapazität für die Kinder der drei Orte zu errichten.

"Das Wichtigste ist, dass alle Kitas erhalten bleiben."

Elternvertreter Marc Heyer

Was speziell Zillys Kita betrifft, so zog die Lenkungsgruppe bei der Bewertung das Fazit, dass die Einrichtung nicht geeignet sei.

Die Bewertung sei nicht objektiv, kritisierte Elternvertreter Michael Schidlo das Papier. Die Eltern blieben trotz ihres Ärgers aber sachlich und konstruktiv. Marc Heyer berichtete von Vorhaben, für die Kinder in Zilly ein "Rundum-sorglos-Paket" zu schnüren sowie mit Hilfe des Burgvereins die relativ hohen Betriebskosten der Kita erheblich zu senken. "Das Wichtigste ist, dass alle Kitas erhalten bleiben", unterstrich er auch für die anderen Orte. "Wir bieten dazu unsere Zusammenarbeit an."

Während die Eltern offenbar davon ausgingen, dass die Beschlussfassung zur Schließung der Kita Zilly schon unmittelbar bevorsteht, erklärte Sozialausschussvorsitzender Frank Meuche: "Es handelt sich um ein Diskussionspapier. Wenn es nach uns ginge, möchten wir gar keine Kita schließen." Auf der anderen Seite gebe es jetzt das Förderprogramm Stark III, das eine Sanierung von Kitas hoch bezuschusst, jedoch nur, wenn der Bestand der Kindereinrichtung für die nächsten 15 Jahre gesichert ist. "Wir wollen mit dem Bericht langfristig vorausschauen und diesen mit allen diskutieren."

"Wenn man ein Drittel weniger Kinder hat, muss man den Bestand an Kitas herunterfahren".

Hauptamtsleiter Manfred Riecher

Überzeugt waren Zillys Eltern davon aber noch nicht. Denn am Donnerstag steht auf der Tagesordnung des Hauptausschusses bereits eine Beschlussvorlage zu dem Thema. Dieser Ausschuss des Stadtrates soll darüber entscheiden, ob und gegebenenfalls wie in der Diskussion weiter verfahren wird. Elternvertreter Marc Heyer geht davon aus, dass im Hauptausschuss das Papier der Lenkungsgruppe unkommentiert übernommen wird. "Ich befürchte, sie haben die Entscheidung schon vorweggenommen." Deshalb wollen morgen zu der Sitzung erneut zahlreiche Eltern aus Zilly erscheinen.

Hauptamtsleiter Manfred Riecher erläuterte grundsätzlich, dass der Sozialausschuss das Interesse der ganzen Stadt vertreten müsse. "Unsere Stadt verliert jedes Jahr 200 Einwohner, da kann doch keiner glauben, dass die Kita-Situation so bleibt." Im Jahr 2025 werde mit einem Drittel Kinder weniger als jetzt gerechnet. Deshalb gehe es jetzt darum, "das Geld, das wir haben, zweckoptimiert einzusetzen. Wir können jetzt auch nichts machen, aber dann ist die Chance Stark III vertan. Wenn wir dann in zehn oder 15 Jahren feststellen, dass wir die Chance auf Fördermittel verschlafen haben, müssen die Zillyer Kinder noch weiter als bis Dardesheim fahren. Wenn man ein Drittel weniger Kinder hat, muss man den Bestand an Kitas herunterfahren. Da gibt es keine Alternative."

Unterstützung bekam seine Argumentation von Ausschussmitglied Rüdiger Seetge. "Wir sind die Letzten, die eine Einrichtung schließen wollen. Wir können uns jetzt auch vor dem Thema drücken, dann müssen es halt die Nächsten machen. "

Während Marc Heyer davon ausgeht, dass es später auch ein Förderprogramm Stark IV oder Stark V geben werde, teilten Seetge und Riecher diesen Optimismus nicht. Denn ab 2014 soll Ostdeutschland weniger EU-Fördermittel erhalten, 2019 läuft der Solidarpakt Aufbau Ost aus.

Was in dem Bericht der Lenkungsgruppe steht und welche Kitas noch eine unsichere Zukunft haben, ist morgen auf dieser Seite zu lesen.