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Gute Noten für Halberstadts "Bücherstube" / Viele Ausleihen im vergangenen Jahr Großer Unbekannter testet die Bibliothek

Von Gerald Eggert 07.02.2012, 04:22

257 105 Ausleihen registrierte die Stadtbibliothek "Heinrich Heine" im vergangenen Jahr. Bibliotheksleiterin Birgit Sommer freut sich zudem über weitere positive Entwicklungen.

Halberstadt l Als die wichtigste Neuerung im Jahr 2011 bezeichnet Birgit Sommer die lang ersehnte und nun erarbeitete Datenbank der vier großen Bibliotheken des Harzkreises. Dank dieser Verknüpfung bekommen die Nutzer bei ihren Recherchen Einblick in die Bestände der Kreisbibliothek Quedlinburg und der Stadtbibliotheken Halberstadt, Ilsenburg und Wernigerode. Per Fernleihe oder Selbstabholung können sie auf diese Medien zugreifen. "Das ist ein für die Nutzer optimales Angebot, aber auch die Einrichtungen profitieren davon. Denn in Zeiten knapper Kassen muss nicht jede Spezialliteratur anschaffen", so die Halberstädter Bibliothekschefin. Sie nennt als Beispiel Harzliteratur, die in großem Umfang in Wernigerode vorhanden ist. "Bestseller hingegen muss jeder vorhalten. Wenn wir keine aktuellen Medien anbieten, bleiben uns die Leser weg."

Die Software für die Datenbank wurden von den Trägern und dem Bibliotheksverband erworben. Dabei konnte auf EU-Gelder für das Projekt "ServiceQualität in Bibliotheken Sachsen-Anhalts" zurückgegriffen werden. Vorausgegangen war der Förderung eine Qualitätskontrolle. "Im Juni haben wir das Siegel Stufe 2 bekommen", berichtet Birgit Sommer. Damit verbunden war eine Leser- und eine anonyme Mitarbeiterbefragung sowie der Einsatz eines sogenannten Mystery Checkers.

"Im Laufe eines halben Jahres tauchte irgendwann ein großer Unbekannter auf, der die Bibliothek aus der Sicht eines Nutzers unter die Lupe nahm." Danach kam eine Auswertung ins Haus. "Wir sind sehr gut dabei weggekommen. Es ist wichtig zu wissen, wie ein Leser die Angebote und unsere Arbeit einschätzt. Seine Hinweise können helfen, mit wenig Aufwand Veränderungen herbeizuführen." Bis 2014 muss die Einstufung nicht nur verteidigt, es müssen auch Pläne zur Verbesserung des Standards entwickelt werden.

"Wichtigste Qualitätskriterien sind der Bestand und die Öffnungszeiten", betont Birgit Sommer, "wenn ein Nutzer vor verschlossenen Türen steht oder vergeblich nach neuen Medien fragt, dann wendet er sich ganz schnell von uns ab." Krimis, Thriller und Fantasy müssen aktuell sein. Noch mehr trifft das bei Fachbüchern und Reiseführern zu.

Auf die Alltagsarbeit eingehend, nennt Birgit Sommer als wichtige Zahl 257 105 Entleihungen, das sind immerhin 30 000 mehr als 2009. Davon fallen 19 Prozent auf Sachliteratur, 23,5 Prozent auf Belletristik, 14,7 Prozent auf Kinder- und Jugendliteratur und 5 Prozent auf Zeitschriften. Mit 37,7 Prozent nehmen Non-Books den Spitzenplatz ein. Dazu zählen neben Spielen, CDs und DVDs auch Hörbücher. Letztere haben sich mittlerweile zum Ausleih-Renner entwickelt. So wurde das Hörbuch "Die Leber wächst mit ihren Aufgaben" von Eckart von Hirschhausen 24 Mal ausgeliehen, der Roman "Vergebung" von Stig Larsson 16 Mal. Der Klassiker "Das verrückte Labyrinth" kam mit 26 Entleihungen bei den Spielen auf Platz 1.

Da der Etat von 19 800 Euro nur 1500 Neuanschaffungen ermöglichte, halfen Schenkungen von Lesern und Nichtlesern den Bestand zu erweitern. Außerdem stellten die Buchhandlungen "Bücher Bengsch" und "Schönherr" Bücher im Wert von 6000 Euro zur Verfügung.

Gab es 2009 noch 222 Veranstaltungen und Bibliothekseinführungen, fanden aufgrund einer dünner gewordenen Personaldecke im Jahr 2011 nur 163 statt. "Wir widmen nach wie vor der Leseförderung für Kinder und Jugendliche sehr viel Aufmerksamkeit", unterstreicht Sommer und nennt Bibliotheksführerscheine für Kindergartenkinder, die landesweite Aktion "Lesesommer XXL" und das Zuckertütenfest mit 400 Kindern, das diesmal sogar an zwei Tagen stattfinden musste. Auch die Aktion "Deutschland liest" im Oktober lockte viele Schüler und Erwachsene in verschiedene Veranstaltungen. Hervorragend besucht war die Buchpräsentation "Chic im Osten" mit einer Modenschau. Auch der literarische Kaffeeklatsch, bei dem Bibliotheksmitarbeiterinnen ihre Lieblingsbücher präsentieren, zog zahlreiche Besucher an.

Große Unterstützung leistet der Bibliotheksförderverein. So organisieren dessen Mitglieder unterschiedliche Veranstaltungen oder helfen bei deren Umsetzung. Zwei Angebote für Seniorenheime werden ausschließlich von den Mitgliedern vorbereitet und realisiert. Ein "Mobiler Bücherdienst" bietet in vier Häusern Bücherausleihen an und bei Lesungen werden Heimbewohner mit ganz bestimmten Themen vertraut gemacht.