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Förderverein Gnadenhof in Sargstedt kümmert sich um verwaiste und kranke Hunde Hospiz für Vierbeiner: Familie Lyhs rettet kranke Hunde vor einem qualvollen Tod

Von Jörg Endries 13.07.2012, 05:16

Eine besondere Einrichtung ist in Sargstedt zu finden: ein Hospiz für Hunde. Anita und Harald Lyhs haben verwaiste und kranke Vierbeiner aufgenommen, versorgen sie liebevoll und kümmern sich um deren medizinische Versorgung.

Sargstedt l Treue Seelen haben bei Anita und Harald Lyhs ein Zuhause gefunden. 13 Hunde im Alter von 10 bis fast 20 Jahren bestimmen ihren Tagesablauf. Es sind besondere Tiere. Jedes hat seine traurige Lebensgeschichte. Sie wurden gequält, sich selbst überlassen, sie mussten Hunger und Durst erleiden, um ihre Krankheiten hat sich niemand gekümmert. Für "Ronni", "Felix", "Mausi" und die anderen Vierbeiner war es ein Glücksfall und die Rettung vor einem qualvollen Tod, dass sie nun ihren Lebensabend auf dem Gnadenhof der Familie Lyhs in Sargstedt verleben dürfen.

"Die Tierarztkosten fressen zunehmend das finanzielle Budget des Vereins auf."

Harald Lyhs, Vorsitzender des Vereins Gnadenhof

Vor fünf Jahren haben die beiden Sargstedter gemeinsam mit weiteren 17 Tierfreunden den Förderverein Gnadenhof ins Leben gerufen. Vorsitzender ist Harald Lyhs, sein Engagement für gequälte Tiere begann jedoch schon drei Jahre zuvor.

Er und seine Frau Anita verliebten sich in den blinden und tauben Riesenschnauzer "Nicky", den sie in der mdr-Sendung "tierisch, tierisch" entdeckten. "Sein früheres Herrchen wollte den behinderten Welpen lebend in der Aschentonne entsorgen", berichtet Harald Lyhs entsetzt. "Nicky" fand ein neues Zuhause in Sargstedt. Harald Lyhs baute für den blinden Hund sein Grundstück um. Dachlatten gaben dem Tier Wege vor und schützten vor Treppen.

Bis heute hat Familie Lyhs über 30 Hunde aufgenommen, sie auf ihrem Grundstück beziehungsweise in ihrem Eigenheim gepflegt und ärztlich versorgen lassen, bis zu ihrem Lebensende. Die Tiere danken es den beiden mit bedingungsloser Zuneigung.

Das Engagement der Tierschützer aus Sargstedt sprach sich herum. Weit über die Grenzen des Dorfes hinaus. Aus dem Tierheim Springen (Wartburg-Kreis) kam "Hasso", der fast 19 Jahre an einer Kette lag. Die 17-jährige "Anka" kam vom Tierschutzverein Halle. Sie wurde in einer Schäferei in einem Verschlag ohne Wasser gehalten.

"Jedes mal, wenn ein Tier zu uns kam, sagten wir, jetzt ist Schluss. Wir konnten nie Nein sagen", so Harald Lyhs. Mit den 13 Hunden hat der Gnadenhof jedoch seine Kapazitätsgrenze erreicht. "Alte Hunde sind wie alte Menschen - sie benötigen viel Liebe und eine Pflege rund um die Uhr", berichtet der Sargstedter. Eine Aufgabe, die Anita und Harald Lyhs auch weiter leisten wollen. "Die Arztkosten fressen zunehmend das finanzielle Budget des Vereins auf." Obwohl die Tierarztpraxen in Halberstadt bereits großzügig Sondertarife einräumen, ist der Förderverein Gnadenhof auf Spenden angewiesen. "Wir sind verpflichtet, unseren Schützlingen ein hundegerechtes Dasein zu ermöglichen. Und das bis zum Schluss."

So wie dem kleinen Spitz "Ronni", der aus dem Tierheim Derenburg stammt. Er ist bereits auf einem Auge blind, der graue Star schreitet auf dem anderen Auge voran. Die Operation kostet mit Vor- und Nachuntersuchungen etwa 750 Euro. "Felix" leidet an einem Augenlidtumor, der unbedingt entfernt werden müsse. Kosten: 330 Euro. "Über Jahre haben wir überschaubar auf kleinem Fuß gelebt und jede Öffentlichkeitsarbeit vermieden. Jetzt brauchen wir dringend Hilfe", sagt Harald Lyhs. Spendenbriefe und Klingeltouren hätten bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Unterstützt wird der Gnadenhof von Jugendlichen aus Sargstedt. Sie opfern täglich in den Nachmittagsstunden ihre Freizeit, um mit den Hunden im Ort Gassi zu gehen.