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  7. Jungen unter sich: Camp zum Ferienstart hat es in sich

In zahlreichen Workshops und bei Aktivitäten ringsherum steht auf Gut Glüsig das Männerbild im Mittelpunkt Jungen unter sich: Camp zum Ferienstart hat es in sich

Von Constanze Arendt-Nowak 16.07.2013, 03:21

Glüsig l Bereits wenn noch gar keiner an die Sommerferien denkt, steht der Termin für das Jungencamp, das die Magdeburger Beratungsstelle für Jungen und Männer des Deutschen Familienverbandes veranstaltet, alljährlich felsenfest. "Immer an dem Tag, an dem es die Zeugnisse gibt, geht es los und dann bis Montag", erklärte René Lampe als Geschäftsführer des Deutschen Familienverbandes und Leiter der Beratungsstelle "Pro Mann". Das können sich die, die zum wiederholten Male dabei sind, ebenso gut merken wie die "Neulinge".

Und doch war diesmal etwas anders in der siebenjährigen Geschichte des Camps. Die Teilnehmer - ausschließlich Jungen im Alter zwischen 10 und 15 Jahren sowie eine Reihe männlicher Betreuer - steuerten nicht wie gewohnt Pe-seckendorf oder Friedensau an, sondern das Gut Glüsig. "Hier ist es richtig schön", fasste René Lampe zusammen, nachdem die erste Nacht in den Zelten erfolgreich verlaufen war und auch die Workshops die ersten Ergebnisse vorweisen konnten.

Die 50 Jungen, die entweder über Schulsozialarbeiter oder in Kinder- und Jugendeinrichtungen von dem Camp erfahren hatten oder sonst in stationären Betreuungseinrichtungen leben, konnten sich vielfältig ausprobieren. So lernten sie in den Workshops unter anderem, Musikinstrumente zu bauen. "Wir bauen Maracas, das sind mexikanische Rasseln, die normalerweise mit Bohnen gefüllt sind, wir nehmen aber Steine", erklärte der 13-jährige Pascal Rippler aus Brandenburg, während er einen Ast eines Kirschbaums für den Griff des Instrumentes aus Kokosnussschalen suchte.

Andere Kinder nutzten die Möglichkeit, unter fachlicher Anleitung zu schnitzen. Der Workshop "Kampfsport und Selbstverteidigung" half, im Auftreten sicherer zu werden und die eigenen Grenzen zu erkennen, während bei Graffiti, Hip-Hop und Breakdance vor allem die Kreativität gefordert war. Bei einer Präsentation am Abend vor der Abreise konnten alle zur Schau stellen, was sie gelernt hatten.

"Wir versuchen hier auch, neue Kompetenzen zu vermitteln und Interessen zu wecken", so René Lampe. Dass die Jungen unterschiedliche Hintergründe haben und vielleicht auch verhaltensauffällig sind, merkte man in den Camp nicht. Alle hatten die gleichen Chancen, wie der Beratungsstellenleiter sagte, die Männer zu erleben. "Es gibt nicht nur ein Männerbild", fügte er hinzu und war froh, dass unter anderem mehrere Studenten - ausschließlich junge Männer - als Betreuer und Wissensvermittler in den Workshops eingesprungen waren .

Er verwies darauf, dass Jungen in ihrem Alltag, besonders in Kindergarten und Schule, verstärkt mit Frauen zu tun hätten. Genau darum war auch einst die Camp-Idee entstanden. Die Jungen sollten nicht nur Kontakt zur Beratungsstelle "Pro Mann" bekommen, wenn sie Probleme haben.

Wer auf den Tagesplan schaute, merkte aber schnell, dass auch Aktivitäten nicht fehlten, die das typische Männerklischee bedienten. Ein Fußballturnier und auch die Entspannung am Lagerfeuer mussten sein. Und hatte zwischendurch jemand keine Lust auf die Workshops, konnte er auch mit neuen Freunden auf den Bolzplatz verschwinden. Im Vordergrund des Camps stand eben der Spaß.