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Gutachter prüfen, ob Schaf von Wolf gerissen wurde Kreisjägermeister Schulze: "Eine Tatsache, mit der wir künftig leben müssen"

Von Thomas Junk 13.02.2014, 02:29

Burgstall l Vermutlich ein Wolf hat am Dienstag ein Schaf aus einer Herde zwischen Burgstall, Sandbeiendorf und Blätz gerissen. Erste Untersuchungen eines Rissgutachters von der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Mittelelbe aus Arneburg bestätigen das. Das Muttertier wurde am Nachmittag gefunden. Die Spuren deuteten auf einen Wolf hin, sichere Erkenntnisse wird es aber erst nach weiteren Untersuchungen geben, die derzeit laufen.

Das Tier gehörte zur Herde von Schäfer Joachim Roloff. Die Herde umfasst rund 90 Tiere. Der Wolf erobert sich seit einiger Zeit wieder die Region als Lebensraum. Das bestätigt auch der Kreisjägermeister des Landkreises Börde, Heinrich Schulze. Er geht fest davon aus, dass es sich um einen Wolf handelt, der das Burgstaller Schaf getötet hat. "Wir wissen, dass es in der Letzlinger Heide ein Wolfsrudel gibt. Das ist ohne wenn und aber bestätigt", so Schulze im Gespräch mit der Volksstimme. Jäger hätten die Tiere auch schon des öfteren beobachtet.

In seinem Revier nahe dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide sei auch bereits ein Rotkalb mit dem typischen Kehlbiss eines Wolfes und einem durchgebissenen Rückenknochen gefunden worden, so Schulze. "Das kann kein Fuchs gewesen sein", ist sich Schulze sicher. Für ein Problem hält Schulze die Zunahme an Wölfen jedoch nicht. "Es ist aber eine Tatsache, mit der wir künftig leben müssen. Ich bin überzeugt, die Bestände an Wölfen nehmen noch zu."

Der Truppenübungsplatz der Bundeswehr in der Colbitz-Letzlinger Heide biete für Wölfe schließlich auch optimale Bedingungen, so Schulze. Die großen freien Flächen, das Vorhandensein von Wasser, die alten Bunker, die sich als Höhlen für die Tiere eignen, sowie der gute Wildbestand und der geringe Publikumsverkehr würden das Areal zu einem Paradies für Wölfe machen.

"Und so ein Schaf ist natürlich leichte Beute für einen Wolf", sagt Schulze weiter. Wobei es ihn schon überrasche, dass die Wölfe die Priorität auf so leichte Beute wie Schafe setze, die in der Nähe von Menschen leben. "Aber die Tiere scheinen sehr anpassungsfähig zu sein", vermutet der Kreisjägermeister.

Heinrich Schulze betont aber auch, dass die Jägerschaft mit dem Wolf nichts zu tun hätte. Da der Wolf schützenswert ist und nicht zum Abschuss freigegeben, sei es die Aufgabe des Naturschutzes und nicht der Jägerschaft. Allerdings würden die Jäger die Entwicklung natürlich interessiert verfolgen. Schließlich hätte ein Raubtier wie der Wolf einen großen Einfluss auf den Wildbestand in der Region.