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Millimeterarbeit bei der Sprengung des Colbitzer Brauerei-Schornsteins / Viele Schaulustige sind nah dran Fünf Kilo Sprengstoff zwingen Schlot in die Knie

Von Constanze Arendt-Nowak 14.02.2014, 02:19

42 Jahre hat der Schornstein der Colbitzer Brauerei Wind und Wetter getrotzt. Am Donnerstag ging diese Ära zu Ende. Fünf Kilogramm Sprengstoff brachten den Riesen in Sekunden zu Fall.

Colbitz l Es waren nur wenige Sekunden vom letzten Signalton bis der 40 Meter hohe Schornstein auf dem Colbitzer Brauereigelände gestern Nachmittag in sich zusammenfiel. Mit einem lauten Knall detonierten fünf Kilogramm Sprengstoff, den Sprengmeister Karl-Heinz Bühring und seine Helfer innerhalb der drei Tage zuvor an dem Bauwerk befestigt hatten. Es waren die Sekunden, in denen die 42-jährige Geschichte des "langen Lulatsch" zu Ende ging.

Wie die Geschäftsführerin der Colbitzer Heidebrauerei, Petra Haase, sagte, sei der Schornstein bis 1991 in Betrieb gewesen. Inzwischen hat der Zahn der Zeit aber erhebliche Schäden angerichtet, so dass ein Gutachten zu einer Stabilisierung riet. Das allein hätte aber Kosten in Höhe von 50000 bis 100000 Euro verschlungen. Da fiel in der Colbitzer Heidebrauerei die Entscheidung zum Abriss.

Sprengmeister Bühring hatte den denkwürdigen Augenblick der Sprengung zuvor auf 15 Uhr terminiert, aber da war schon alles vorbei. "Die Polizei hatte die Bundesstraße 189 schon zeitiger gesperrt, da musste ich reagieren", sagte er hinterher. Die Sprengung selbst bezeichnete er zu diesem Zeitpunkt als Kunstwerk, das ihn sehr zufriedenstellte. Und im wahrsten Sinne des Wortes war es Millimeterarbeit, denn zwischen den alten Gebäuden und dem gerade entstehenden Sudhaus auf dem Brauerei- gelände war nur wenig Platz für den fallenden Schornstein. Bühring und seine Kollegen hatten vorher alles genau berechnet. Wie genau diese Berechnungen waren, zeigte sich auch daran, dass einige Steine nicht einmal zwei Meter vor dem alten Verwaltungsgebäude zum Liegen kamen.

Im Gegensatz zu den festen Gebäuden konnten sich die hunderten Schaulustigen bewegen, so dass der Sicherheitsabstand groß genug war, falls etwas nicht nach Plan gelaufen wäre. Wichtig war eine gute Sicht auf das Objekt der Begierde, so dass im entscheidenden Moment unzählige Kameras den Augenblick in Foto und Video festhalten konnten.

Auch Petra Haase drückte vor dem neuen Verwaltungsgebäude auf den Auslöser und strahlte wenig später übers ganze Gesicht. "Alles gut, war genial, ist doch super gefallen", sagte sie, während sie den kleinen Film noch einmal abspielen ließ. Das vorherige Bild zeigte ihren Kater Bruno, der vor der Sprengung seelenruhig auf ihrem Schreibtischstuhl lag. "Der hat sich nicht stören lassen", vermutete sie.

Ein wenig aufgeregter wimmelten da schon die knapp 30 Feuerwehrleute aus Colbitz und Lindhorst umher. Sie nutzten die Sprengung des Brauereischornsteins gleich zu einer Ausbildung in der Absicherung. "So können wir unsere Brauerei auch unterstützen, denn wir stehen hinter den ortsansässigen Firmen", erklärte Bastian Sölter als Wehrleiter der Colbitzer Feuerwehr.