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Land kürzt Zuweisungen um 160000 Euro / Viele Betreuerstellen bleiben dadurch unbesetzt Jugendarbeit soll 2015 auf den Prüfstand

Von André Ziegenmeyer 12.03.2014, 02:22

Zwiespältige Aussichten gibt es derzeit beim Thema Jugendarbeit. Zwar konnten sich vor Kurzem viele Einrichtungen im Kreis über einen milden Geldsegen freuen. Gleichzeitig hat das Land die Mittel ab 2014 jedoch deutlich gekürzt.

Landkreis Börde l Rund 100000 Euro hat der Landkreis Börde als einmalige Leistung an Jugendeinrichtungen ausgezahlt. Empfänger waren unter anderem "Der Treff" in Oschersleben, das Mehrgenerationenhaus Kroppenstedt oder das Jugendzentrum in Eilsleben. Auch der "Club" in Haldensleben hat die Gelegenheit wahrgenommen. Von seinem Anteil besorgte er unter anderem einen Laptop, eine Wii oder einen sogenannten Moderationskoffer mit Stiften, Papier und Pin-Nadeln.

Doch der Grund für den Geldsegen ist zwiespältig: "Im Bereich Jugendarbeit gab es 2013 38 Stellen", sagt René Grummt, Leiter des Fachdienstes Jugend beim Landkreis Börde. Aber nicht alle diese Stellen waren besetzt, zumindest nicht dauerhaft. Die Gründe dafür reichen von Schwangerschaft bis Fachkräftemangel. Wenn Geld übrig bleibt, entscheidet der Jugendhilfeausschuss über die Verwendung. Dass es dabei um eine Summe von rund 100 000 Euro ging, war laut René Grummt eine "einmalige Situation". "Das ist wirklich viel Geld. Es wäre uns lieber gewesen, mehr Fachkräfte zu haben", so der Fachdienstleiter. Gleichzeitig weist er jedoch darauf hin, dass das Geld nicht nur für die Ausstattung von Jugendeinrichtungen, sondern auch für Bildungsreisen und andere pädagogische Angebote zur Verfügung stand.

Zwischenlösung für 2014

Doch die fehlenden Fachkräfte 2013 sind nur die Spitze des Eisbergs. Die dazugehörigen Stellen werden anteilig finanziert. Der Löwenanteil kommt dabei vom Land - und ab 2014 hat Sachsen-Anhalt die Zuweisungen um 160000 Euro gekürzt. So gab es letztes Jahr noch 742000 Euro für die Jugendarbeit. Nun sind es laut Matthias Wendt, dem Sachgebietsleiter für Kindertagesbetreuung und Jugendarbeit, noch 581300 Euro. Das bedeute ein finanzielles Problem.

"Für dieses Jahr haben wir eine Zwischenlösung gefunden", sagt René Grummt. Demnach werden alle offenen Stellen auch 2014 nicht besetzt, zusätzlich werden Projektmittel gekürzt. Trotzdem bleibt eine Lücke von 50000 Euro. Wie der Jugendhilfe-Ausschuss auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, übernimmt diese Summe zunächst der Landkreis Börde. "Das ist nicht ideal, aber wir stehen nun einmal in Verträgen. Außerdem ist uns die Kontinuität der Arbeit wichtig", führt René Grummt aus.

Aber spätestens 2015 müsse die gesamte Jugendarbeit auf den Prüfstand. Zwar sei bislang nicht absehbar, wie viel Geld das Land dann zuschießt. "Aber es wird voraussichtlich nicht mehr werden", schätzt Matthias Wendt.

Angebote kommen unter die Lupe

"Schon allein aus Gründen der Gleichbehandlung müssen wir uns deshalb alle Angebote der Jugendarbeit ansehen", sagt René Grummt. Diese Überprüfung könne in 80 Prozent der Fälle auch ergeben, "dass alles gut ist", beruhigt der Fachdienstleiter. Aber darüber müsse der Jugendhilfeausschuss befinden - in dem unter anderem auch das DRK, die Caritas, der Kreissportbund und die evangelischen Kirchenkreise als Träger der Jugendarbeit vertreten sind.

Grundsätzlich stehe der Landkreis Börde vor "besonderen Schwierigkeiten". "Wir müssen städtische Gebiete in Einklang bringen mit dünn besiedelten ländlichen Regionen, in denen es weniger Jugendliche mit anderen Bedürfnissen gibt. Das macht es kompliziert", verdeutlicht Matthias Wendt.

Generell nehme die Zahl der Jugendlichen durch den demographischen Wandel ab. "Das heißt aber nicht, dass die Zahl der Schulabbrecher und die Quote der Jugendkriminalität im gleichen Maße sinken. Meist bleiben die mit größerem Hilfebedarf zurück", so Wendt.

Vor dem Schluss, dass weniger Jugendliche auch weniger Aufgaben für die Jugendarbeit bedeuten, müsse man sich daher hüten.