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Polizei schnappt 60 Prozent der Täter / Zahl der rechten Straftaten hat sich halbiert Die Kriminalität in der Börde nimmt zu

Von Thomas Junk 21.03.2014, 02:17

Obwohl die kriminellen Straftaten im Landkreis im vergangenen Jahr zugenommen haben, ist die Börde noch der zweitsicherste Landkreis in Sachsen-Anhalt. Die Kriminalpolizei konnte fast 60 Prozent der Straftaten aufklären und liegt auch damit deutlich über dem Landesschnitt.

Landkreis Börde l Einbruch und Diebstahl, das sind die Delikte, die den Kriminalbeamten in der Börde das meiste Kopfzerbrechen bereiten. Bei etwa jeder dritten Straftat, die im Jahr 2013 im Landkreis begangen worden ist, handelte es sich um eines dieser Delikte. 11 693 Straftaten sind die Ermittler der Kripo 2013 nachgegangen. Im Vorjahr waren es noch 11 566. Bei manchen wurde den Ermittlern der Täter gleich mit geliefert, nach anderen mussten sie in mühevoller Kleinarbeit fahnden. In fast 60 Prozent der Fälle konnten sie am Ende den oder die Übeltäter festsetzen. "Auf diese Aufklärungsquote sind wir sehr stolz, denn sie liegt schon deutlich über dem Landesdurchschnitt von 56,5 Prozent", sagt der Börde-Polizeichef Jörg Gebur. Für ihn ist die gute Zusammenarbeit von Kriminal- und Schutzpolizei in seinem Revier ein Grundstein für den Erfolg.

Auf 100 000 Einwohner kommen in der Börde 6720 Straftaten. "Nur im Altmarkkreis Salzwedel gibt es mit 5816 Straftaten auf 100 000 Einwohner noch weniger Delikte. Man kann also sagen, wir sind der zweitsicherste Landkreis in Sachsen-Anhalt", so Gebur weiter. In den großen Städten Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau kommen fast doppelt so viele Straftaten auf die 100 000 Einwohner.

Während die Zahl der Gewaltverbrechen wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Raub von 331 im Jahr 2012 auf 269 im Jahr 2013 gesunken ist, hat die Polizei einen stete Zunahme an sogenannten Rohheitsdelikten festgestellt. Dazu zählen räuberische Angriffe, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Misshandlung Schutzbefohlener. Besonders auffällig sei, so Jörg Gebur, dass gerade bei Körperverletzungen die Hemmschwelle gesunken sei. "Wir merken das zum Beispiel bei einer typischen Disco-Schlägerei, dass mit mehr Härte vorgegangen wird", so der Polizeichef.

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität wurden von der Börde-Polizei 368 Fälle erfasst. Das liegt vor allen Dingen daran, dass bei Verkehrskontrollen neben Alkohol- auch Drogentests vorgenommen werden. "Würden wir den Kollegen diesen Freiraum nicht geben, hätten wir vielleicht 20 erfasste Fälle", sagt der Polizeichef.

Die Jugendkriminalität ist im Landkreis Börde weiter auf dem Rückzug. 17,7 Prozent aller Tatverdächtigen waren 2013 unter 21 Jahren. 154 Kinder unter 14 Jahren begingen Straftaten. In der Regel handelte es sich hier um Sachbeschädigungen und kleinere Diebstähle. Die größte Tätergruppe ist die der 30- bis 40-Jährigen. Auffällig im Jahr 2013: Die Zahl der Verbrechen, die von über 60-Jährigen begangen worden sind, ist stark gestiegen. 392 Tatverdächtigen in 2013 stehen 302 im Vorjahr entgegen. Einen Trend, der mit der zunehmenden Altersarmut zusammenhängt, will Jörg Gebur jedoch noch nicht daraus ableiten. 7,4 Prozent der geschnappten Täter hatten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Unter den 4752 überführten Tätern waren 3560 Männer und 1192 Frauen.

Ein erfreuliche Entwicklung konnte Gebur bei der Entwicklung der politisch motivierten Straftaten konstatieren. Wurden im Jahr 2012 noch 107 rechte Straftaten gezählt, waren es ein Jahr später nur noch 49. Eine Kombination aus politischen und Gewaltstraftaten gab es achtmal. Bei den übrigen handelte es sich um sogenannte Propagandadelikte. Dies sei oftmals die Verwendung verbotener Zeichen, so der Polizeichef. "Der starke Rückgang liegt daran, dass wir in den Jahren 2011 und 2012 viele Täter überführen konnten und diese jetzt im Gefängnis sitzen", erklärt der Polizeichef. Das sei für ihn aber kein Anzeichen, dass man weniger wachsam seien müsse. "Die finden sich wieder", befürchtet Gebur.

Bei den politisch motivierten Straftaten aus dem linken Lager musste jedoch ein Zuwachs von 14 auf 25 verzeichnet werden. "Wenn das so weiter geht, wird sich das irgendwann angleichen", schätzt Gebur ein.