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Angestellte kämpfen für mehr Lohn im öffentlichen Dienst / Zwei Kitas bleiben geschlossen Haldensleber streiken in Magdeburg

Von André Ziegenmeyer 28.03.2014, 02:18

Rund 600 Menschen demonstrierten gestern in Magdeburg für bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Mit dabei waren knapp 60 Beschäftigte aus Haldensleben. Die beiden Kitas "Märchenburg" sowie "Max und Moritz" blieben deshalb geschlossen.

Magdeburg/Haldensleben l Große, rote Plakate leuchteten gestern an den Eingängen der beiden Kindertagesstätten. Darauf war das Wort "Warnstreik" zu lesen. Gegen 7.30 Uhr hatten sich die Mitarbeiterinnen auf dem Markt getroffen und waren von dort per Bus nach Magdeburg gefahren. Das Hauptziel: 100 Euro mehr im Monat sowie ein Lohnzuwachs von 3,5 Prozent.

Die Eltern der betroffenen Kinder hatten die Erzieherinnen rechtzeitig informiert. "Wen wir im Vorfeld nicht gesehen haben, den haben wir extra angerufen", erklärt Gesine Taraba, die Leiterin der Kita Max und Moritz. "Denn sonst wäre der Streik auf die Kinder zurückgefallen, und das wollten wir nicht." Offenbar hatten die Mühen Erfolg. Denn Eltern, die mit ihrem Steppkes den Weg zur Kita umsonst angetreten hatten, konnte zumindest der Volksstimme-Fotograf nicht entdecken.

Die Kundgebung in Magdeburg fand in der Nähe der Feuerwache in der Rogätzer Straße statt. Neben Teilnehmern aus Haldensleben waren Angestellte aus dem gesamten Norden Sachsen-Anhalts mit dabei.

"Der Streik war gut organisiert. Es herrschte eine tolle Aufbruchsstimmung", so Gesine Taraba. Doch der Hintergrund war ernst. "Erzieherinnen haben einen harten Job. Sie müssen immer zu 100 Prozent bei der Sache sein, denn Kinder brauchen unsere ganze Aufmerksamkeit. Schließlich bereiten wir sie auf ihr weiteres Leben vor", sagte die Kita-Leiterin. Dabei werde die Belastung für Erzieherinnen stetig größer. Das liege nicht so sehr an den Arbeitsbedingungen - die seien in Haldensleben gut. "Aber die Personalbedingungen hinken hinterher."

Zwar werde der vorgegebene Personalschlüssel eingehalten. Trotzdem sei es bei Krankheit oder Urlaub oft schwer, für eine Vertretung zu sorgen. Darüber hinaus hätten viele Kolleginnen Teilzeitverträge, würden aber deutlich länger arbeiten als vereinbart. Nicht zuletzt bedeute auch die Ganztagsbetreuung eine zusätzliche Belastung, denn sie werde stark in Anspruch genommen.

Neben den Erzieherinnen fuhren auch Mitarbeiter von Stadtverwaltung und Stadthof nach Magdeburg. Zu ihnen gehörte beispielsweise Christoph Krause, Sachbearbeiter des Bauamtes. "Die Beteiligung an der Kundgebung war gut. Das zeigt, dass die Streikbereitschaft steigt - ein wichtiges Zeichen für die Arbeitsgeberseite", so Krause. Nach seiner Einschätzung habe der öffentliche Dienst bei den Tarifen Nachholbedarf. Besonders die unteren Einkommensgruppen lägen ihm am Herzen: "Gerade für sie ist der zusätzliche Sockelbetrag von 100 Euro wichtig", betonte Christoph Krause.

Dabei zähle auch die Langzeitperspektive: "Wir finden kaum noch Personal. Deshalb müssen wir Berufe im öffentlichen Dienst auch für Jüngere attraktiv machen." Das weit verbreitete Bild vom hohen Einkommen im Staatsdienst sei leider überholt. "Außerdem können wir für mehr Geld nicht direkt zum Chef gehen. Das funktioniert alles nur über den Tarifvertrag. Deshalb müssen wir eine starke Gemeinschaft sein", betonte Krause.

Einschränkungen bei der Arbeit der Haldensleber Stadtverwaltung blieben gestern aus. "Einige Mitarbeiter sind dem Aufruf gefolgt. Im Wesentlichen läuft aber alles normal", berichtete Stadt-Pressesprecher Lutz Zimmermann.

Zu dem Streik aufgerufen hatten die Gewerkschaften GEW und Ver.di. Ob es zu weiteren Kundgebungen kommt, sei offen. "Wir erwarten von den Arbeitgebern endlich ein verhandlungsfähiges Angebot", so Pressesprecher Daniel Merbitz von der GEW.