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Vom Heimatmuseum zur Ausstellung über einen berühmten Maler in der Kirche Weferlinger Apotheker-Sohn liebt Italien

03.05.2014, 01:31

Langeweile muss am Sonntag in Weferlingen nicht herrschen. Besucher können den Blick vom Grauen Hermann genießen, das Heimat- und Apothekenmuseum sowie eine Ausstellung in der St.-Lamberti-Kirche besichtigen.

Weferlingen (aro) l Der Aussichtsturm Grauer Hermann, das Heimat- und Apothekenmuseum und die Ausstellung in der St.-Lamberti-Kirche, die dem Maler Max Peiffer Watenphul gewidmet ist, öffnen am Sonntag wieder für interessierte Besucher. Der Bürgerverein betreibt den Aussichtsturm und das Museum und die evangelische Gemeinde lädt ein. An jedem ersten und dritten Sonntag im Monat öffnen sie von 14 bis 16Uhr. Im Museum werden derzeit in einer Sonderausstellung Schwarz-Weiß-Fotografien von Joachim Hoeft aus den 80er Jahren gezeigt. In der ständigen Ausstellung ist die mehr als 180 Jahre alte Originalausstattung der Apotheke zu sehen.

Und von der historischen Apotheke im Museum ist es nicht weit zur evangelischen Kirche, in der an einen berühmten Maler erinnert wird, der gewissermaßen in eben jener Apotheke groß geworden ist. Der Künstler Max Peiffer Watenphul wurde vor allem wegen seiner Italien-Bilder bekannt. Geboren wurde er am 1. September 1896 als Sohn des Apothekers Karl Josef Emil Peiffer. An der Apotheke an der Bäckerstraße erinnert eine Tafel an den Maler. Sein Vater starb bereits 1903, seine Mutter heiratete 1906 den Gymnasiallehrer Dr. Heinrich Watenphul und verließ Weferlingen. Erst nach abgebrochenem Medizin- und abgeschlossenem Jurastudium entschied sich Max Peiffer, sich der Malerei zuzuwenden. Paul Klee unterstützte ihn, so dass er von 1919 bis 1921 bei Johannes Itten im Bauhaus in Dessau lernte, und dem Bauhausstil blieb er auch zeitlebens verbunden. Bereits 1921 reist er zum ersten Mal nach Italien, wohin er immer wieder zurückkehrt. 1937 zieht er nach Italien, weil seine Kunst den Nationalsozialisten nicht genehm war. Eines seiner Bilder wurde sogar in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. 1941 muss er aus finanziellen Gründen nach Deutschland zurückkehren, er unterrichtet an einer Kunstschule in Krefeld und geht dann nach Salzburg. 1958 übersiedelt er ganz nach Italien und widmet sich nur noch seiner Kunst. Der Maler erhielt viele Preise, wurde auch mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet. Kurz vor seinem 80. Geburtstag starb der Maler 1976 in Rom.

Sein Werkverzeichnis enthält 4000 Bilder. Sein Interesse an Farbe und Licht der mediterranen Welt machte ihn zu einem Meister des Aquarells, heißt es dazu. Er sei ein Italien-Enthusiast und gebildeter Weltbürger gewesen, von Rousseau und Chagall inspiriert zum Lyriker der Malerei und heiteren Interpreten des Unscheinbaren. Max Peiffer Watenphul war unter anderen mit Walter Gropius, Lyonel Feininger, Wassili Kandinsky, Otto Dix und Oskar Kokoschka befreundet. Die Ausstellung über den ihn in Weferlingen wurde vor zwei Jahren eröffnet.