1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Haldensleben bekommt Unterkunft für Asylbewerber

Baubeginn in knapp zwei Wochen Haldensleben bekommt Unterkunft für Asylbewerber

Haldensleben bekommt eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Das
hat der Landkreis Börde auf Anfrage der Volksstimme mitgeteilt. Geplant
sind 180 Plätze. Die Bauarbeiten sollen am 2. Juni starten.

Von André Ziegenmeyer 22.05.2014, 03:13

Haldensleben l Der Zeitplan ist eng gestrickt: In weniger als zwei Wochen sollen die Arbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Stahl- und Kältetechnik an der Hafenstraße beginnen. Im Juli sollen in einem Gebäude im westlichen Teil des Geländes erste Plätze bereit stehen. Eine Info-Veranstaltung zu diesem Thema hat es bisher nicht gegeben. Sie soll laut Uwe Baumgart, dem Pressesprecher des Landkreises Börde, jedoch bald folgen. Ein konkreter Termin steht noch nicht fest.

Betreiber der "Unterkunft für nicht dauerhaft bleibeberechtigte Ausländer", so der Fachbegriff, soll das Unternehmen Campanet sein. "Diese Gesellschaft kümmert sich bereits in anderen Landkreisen erfolgreich um ähnliche Einrichtungen, vor allem in Sachsen", erklärt Elke Witzel, die Leiterin des Bereichs Recht. Campanet habe das Gelände vom Eigentümer direkt gemietet und kümmere sich um den nötigen Umbau der Gebäude. An den entsprechenden Kosten muss sich der Landkreis nicht beteiligen. "Laut Vertrag ist Campanet erst zum 1. September verpflichtet, Plätze bereitzuhalten. Aber wir haben schon jetzt Bedarf", so Uwe Baumgart.

Der Hintergrund ist einfach: Derzeit unterhält der Landkreis Börde eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge, Asylbewerber und nicht dauerhaft Bleibeberechtige in Harbke (Obere Aller). Diese ist laut Joachim Hoeft, amtierender Leiter des Fachdienstes Soziales beim Landkreis, komplett belegt. Gerade Familien, deren Asylverfahren länger dauert, werden bereits in Wohnungen oder Wohngemeinschaften untergebracht. Trotzdem reicht der Platz nicht aus.

"Die Zahl der Aslysuchenden, die der Landkreis Börde vom Land Sachsen-Anhalt zugewiesen bekommt, ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. 2010 gab es insgesamt 75 Zuweisungen", so Baumgart. "Jetzt rechnen wir mit rund 30 Zuweisungen pro Monat", verdeutlicht Joachim Hoeft.

Aus diesem Grund hatte der Landkreis im April eine Ausschreibung für eine zweite Unterkunft auf den Weg gebracht (Volksstimme berichtete). Diese bezog sich auf das gesamte Gebiet des Landkreises. Mehrere mögliche Betreiber hatten sich gemeldet. Am Ende erhielt Campanet den Zuschlag.

Das Areal an der Haldensleber Hafenstraße verfüge über mehrere Vorteile. "Es ist ein großzügiges Gelände, das vor allem für Kinder viele Spielmöglichkeiten bietet", erklärt Joachim Hoeft. Davon abgesehen gehe es vor allem um die Beteiligung der Bewohner am öffentlichen Leben. "Einkaufsmöglichkeiten, Schule und Kita sind fußläufig zu erreichen. Auch die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist gut", sagt Hoeft. Das sieht in Harbke anders aus. Dort befindet sich die Unterkunft im Ortsteil Autobahn direkt im Wald.

Elke Witzel bittet vor allem darum, der Einrichtung und ihren Bewohnern ohne Vorbehalte zu begegnen. "Wir sollten eine positive Grundstimmung schaffen. Durch das gute Miteinander haben wir in Harbke nie Probleme gehabt. Genau das wünschen wir uns für den Haldensleber Standort auch. Ein Klima der Ablehnung wäre das Schlimmste, das uns passieren kann."

In den nächste Monaten solle die Kapazität der Unterkunft Schritt für Schritt wachsen - bis sie zum 31. Dezember schließlich ihren vollen Umfang erreicht ist. Dabei geht es um 180 Plätze, wovon 30 als Reserve dienen.

Die neue Unterkunft soll aber nicht das ganze Gelände der ehemaligen Kältetechnik umfassen. Stattdessen soll sie bis an das Jugendfreizeitzentrum "Der Club" heranreichen. Dieser benötige dann eventuell einen neuen Zufahrtsweg. "Aber das ist eine Sache von Eigentümer und Betreiber", betont Joachim Hoeft.

Gleichzeitig sei es möglich, dass auch eine zweite Gemeinschaftsunterkunft auf lange Sicht nicht ausreiche. "Eine dritte Unterkunft lässt sich nicht ausschließen", so Hoeft. Im Zweifelsfall werde auch diese kreisweit ausgeschrieben.