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Plattdeutscher Projekt-Tag an der Hermsdorfer Grundschule mit Sprachhistorikerin und "Plattsprekern" der Region Alte Kinderspiele ganz mundartgerecht

Von Maik Schulz 27.06.2014, 01:19

Plattdeutsch von Kindesbeinen an lernen, das ist das erklärte Ziel der Hermsdorfer Grundschullehrerin Carola Retschke. Sie lud eine Sprachexpertin und gestandene Plattsprecher aus der Region zu einem Mundart-Projekt in den Klassenraum ein.

Hermsdorf l An den Tischen zücken die Erst- und Zweitklässler Spielkarten, die Ansagen sind in plattdeutsch, ebenso die Spielanleitungen für Kinderspiele wie "Harwest" (Ernte) oder "Schneiplöckchen, Wittröckchen" (Schneeflöckchen, Weißröckchen). Alt bekannte Kinderspiele haben Dr. Saskia Luther, Sprachgeschichtswissenschaftlerin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, und ihre Germanistikstudenten in niederdeutsches Gewand gekleidet und kindgerecht aufbereitet. Carola Retschke ist begeistert.

"Romeo und Julia"

"Unterrichtsmaterialien in plattdeutsch gibt es ja so gut wie keine, auch keine Stunden dafür. Wir müssen alles selbst machen. In Norddeutschland ist das anders, dort lernen die Kinder regulär ihren Heimat- dialekt in der Schule. Schön wäre, wenn das auch bei uns zumindest fakultativ im Unterricht angeboten werden würde."

Als Alternative hat Carola Retschke vor gut sechs Jahren eine Arbeitsgemeinschaft "Plattdeutsch" ins Leben gerufen. Bis zu 15 Hermsdorfer Grundschüler kommen ein Mal in der Woche zum Plattsprechen. Sie haben neben vielen Gedichten und Geschichten auch "Romeo und Julia" einstudiert und sind damit in der ganzen Börde aufgetreten. Die Plattsprecher von der Bördegrundschule werden gern eingeladen - vor allem von älteren Menschen, denen der Klang ihres niederdeutschen Dialekts ein Gefühl von Heimat und Kindheit gibt. "Diese wunderschöne Mundart darf nicht aussterben. Die Kinder haben einen Riesenspaß bei der Sache", betont Carola Retschke und blickt glücklich auf das muntere Treiben an den Vierertischen.

"Grüffelo" mit Dialekt

Mit ihren Gästen von der Uni, mit Plattsprechern vom Hohenwarsleber Kulturverein Hohe Börde wie Erhard Beulecke oder der Schackensleberin Annita Voigt plauderte die "Platt"-Runde munter drauf los und amüsierte sich bei lustigen Spielen.

Zum Auftakt hatte Saskia Föllner die von ihr selbst ins Plattdeutsche übertragene Geschichte vom "Grüffelo", einer der derzeit beliebtesten Kinderbücher und -filme überhaupt, vorgelesen und anschließend mit den Kindern den Film vom "Grüffelo" geschaut. Dann wartete die Spielrunde mit plattdeutscher Note. Derzeit üben die kleinen Hohenwarsleber Plattsprecher die Geschichte vom Wettrennen zwischen Hase und Igel ein. Zur Weihnachtszeit soll sie zu mehreren Anlässen aufgeführt werden. Natürlich in der heimischen Mundart.