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Behnsdorfer Pfadfinderstamm "Brüder der Linden" sammeln ihre eigene Lebenserfahrungen

Ihren eigenen Pfad finden, das mussten die Behnsdorfer Pfadfinder in den vergangenen zehn Jahren erst lernen.

Von Carina Bosse 22.07.2014, 03:17

Behnsdorf l Als die ersten Jungen in Behnsdorf und Umgebung in ihren Hemden und mit blauen Halstüchern herumliefen, weckte das bei vielen Älteren Erinnerungen an die Zeit der Jungen Pioniere in der DDR. Doch inhaltlich unterscheiden sich die Mitglieder im Verband christlicher Pfadfinder (VCP) erheblich von den einstigen Pionieren.

Pionierarbeit leisteten die Behnsdorfer Pfadfinder dennoch, denn als sie sich vor zehn Jahren gründeten und später ihren eigenen Stamm "Fratres Tiliae" benannten, mussten sie erst einmal Neuland erschließen. Anregungen für ihre Arbeit holten sie sich von bereits bestehenden Pfadfindergruppen wie aus Wolfenbüttel, die 2003 zum zweiten Pfadfinderlager gemeinsam mit den Behnsdorfern in Danndorf angereist kamen.

Pfadfinder dürfen selbst entscheiden, was Spaß macht

"Fasziniert von den Pfadfindern war uns klar: Wir wollen auch so was machen", erzählte August Spenn anlässlich einer Feierstunde zum zehnten Geburtstag der Behnsdorfer Gruppe. Unterstützt vom damaligen Vikar Ernst Wachter und dem damaligen Landesjugendpfarrer Matthias Spenn fand sich eine kleine Truppe Jungen, die sich alle zwei Wochen trafen. Es folgte die Stammesgründung.

Der VCP ist ein sehr großer Verband, vielseitig und liberal. Weder gibt es starre Vorgaben noch feste Regeln. Gemacht wurde, was "wir unter Pfadfinden verstehen und worauf wir Bock hatten", blickte August Spenn zurück. Erfahrungen musste jede Gruppe für sich sammeln, für sich das beste und individuellste Paket finden, das allen gleichermaßen Spaß macht.

Als 2007 das Netzwerk VCP Mitteldeutschland ins Leben gerufen wurde, profitierte man voneinander, ohne seine ganz eigene Schiene aufzugeben. Heute treffen sich die Stammesmitglieder von "Fratres Tiliae" alle sechs Wochen, fahren gemeinsam weg, ohne Eltern, ohne viel Gepäck - in eine andere als die vorgegebene, voll zivilisierte Welt.

Ehrenamtiche unterstützen die Arbeit der Pfadfinder

Dann gilt es, seinen eigenen Schlafplatz zu schaffen, das Essen selbst zu machen und zu organisieren, dass einem nicht langweilig wird. "Wir gehen raus in eine Welt, wo Jungs singen und die Natur hautnah erleben. In eine Welt, in der Erwachsene eigentlich nicht so richtig was zu sagen haben. Denn wir sind Pfadfinder", beschrieb August Spenn in seiner Rede. Und das sei nur möglich durch eigenes Pfadfinden, dadurch seien sie "Fratres Tiliae" Behnsdorf, übersetzt die "Brüder der Linden". Im Stamm organisieren sich die Jugendlichen genau das, was sie erleben möchten, selbst.

Seinen Dank richtete August an die im Laufe der Jahre wechselnden Stammesleitungen, angefangen mit Matthias Spenn, dann Franz, Tobias, Peter, Martin und jetzt Moritz und Jan. Dass es nicht ganz ohne die Erwachsenen geht, würdigte er mit einem Dank an Michael Herrmanns und Jochen Mechau, die das Pfadfinden ebenfalls für sich entdeckt haben und mit ihrer Fahrerlaubnis und allerlei Lebenserfahrung den Pfadfindern stets mit Rat und Tat zur Seite standen und stehen.

Seinen Dank galt auch der Kirchengemeinde Behnsdorf, allen voran Pfarrerin Esther Spenn, die dafür sorgte, dass finanzielle Zuwendungen dem Pfadfinderstamm zuerst bei Aufbau und später zur Durchführung gemeinsamer Aktionen zuflossen.

In seinem Grußwort würdigte Superintendent Uwe Jauch vom Kirchenkreis das Engagement der jungen Pfadfinder und spornte zum Weitermachen an. Musikalische Grüße gab es unter anderem vom Nachbarstamm aus Mieste.

Zum Netzwerk gehören Gruppen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Sie können sich untereinander austauschen, sich besuchen oder einfach nur gemeinsam etwas unternehmen.