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Ernst Mahneke, stellvertretender Leiter der Berufsschule Althaldensleben, ist im Ruhestand Der "Bauleiter" sagt leise "Adieu"

Von Jens Kusian 01.08.2014, 03:19

40 Jahre lang hat Ernst Mahneke als Berufsschullehrer gearbeitet, mehr als die Hälfte davon zudem als stellvertretender Schulleiter in Althaldensleben. Heute beginnt für ihn der Ruhestand.

Althaldensleben l Es fällt Wolfgang Hanke nicht leicht, seinen besten Mann ziehen zu lassen. "In der Schule wird man sich anstrengen müssen, ohne Dich auszukommen", erklärt der Leiter der Berufsbildenden Schule (BBS) in Althaldensleben und weiß um die große Lücke, die sein Stellvertreter Ernst Mahneke hinterlässt. Denn mit dem heutigen Tag befindet sich Mahneke im Ruhestand.

40 Jahre lang hat er die Geschicke der BbS mitbestimmt, 24 davon als stellvertretender Schulleiter. Unzählige Schüler hat Ernst Mahneke auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet, ihnen das notwendige Rüstzeug mit auf den Weg gegeben. "Doch Dein größter Verdienst um die Schule ist Dein ,Hobby` gewesen - als ,Bauleiter` bei der Rekonstruktion unserer Einrichtung", spricht Hanke seinem Vize einen ganz besonderen Dank aus. "Vieles hier trägt Deine Handschrift, Du hast unseren Leitspruch ,Modernes Lernen in altehrwürdigen Mauern` wahr werden lassen."

Das weiß auch Thomas Webel. Der heutige Landesminister für Landesentwicklung und Verkehr kann sich noch gut an das Bauvorhaben erinnern. Damals war er Landrat des ehemaligen Ohrekreises gewesen. "Wir haben als Landkreis das Stadtbild von Haldensleben mitgestaltet, indem wir die Berufsschule nicht auf der grünen Wiese neu gebaut, sondern uns für die Rekonstruktion des alten Klosters in Olln entschieden haben", blickt er zurück. Dass Ernst Mahneke mit der treibende Keil für diese Entscheidung gewesen war, lässt Webel nicht unerwähnt.

"Wir waren nach der Wende Pioniere und haben hier etwas aufgebaut."

Ernst Mahneke

Es hätte kaum einen Tag während der Umbauphase von 1996 bis 2000 gegeben, an dem Mahneke nicht auf der Baustelle gewesen sei, erinnert sich auch Wolfgang Hanke. Selbst seine Freizeit und seine Wochenenden hätte sein Stellvertreter völlig dem Bauvorhaben gewidmet. "Das größte Opfer musste daher meine Familie bringen. Sie hat unter meinem Ego ganz schön leiden müssen, besonders während der Bauphase. Dafür möchte ich mich bei euch entschuldigen und euch gleichzeitig für eure Unterstützung danken", richtet Ernst Mahneke, den Tränen nahe, bewegende Worte an seine Liebsten, die zur offiziellen Verabschiedung gekommen sind.

"Wir waren nach der Wende Pioniere und haben hier etwas aufgebaut", sagt er mit Blick auf die bewegendsten Schuljahre. In Niedersachsen, so erinnert er sich, hätte er kennengelernt, was Berufsschule eigentlich bedeutet. "Und das konnten wir auch zügig hier umsetzen. Dabei hat uns der Landkreis immer sehr gut unterstützt."

"Ernstchen, Du kannst mit Stolz auf das zurückblicken, was Du hier erreicht hast."

Schulfachdienstleiter Heinrich Schulze

Allerdings nicht, ohne vorher den einen oder anderen Strauß mit der Kreisverwaltung auszufechten, ergänzt Heinrich Schulze, Fachdienstleiter für Schulen und Kultur beim Landkreis. Beide Männer kennen sich seit Jahrzehnten vom Studium her. "Aber wir haben immer eine Lösung gefunden, wenn auch manchmal zähneknirschend", erinnert sich Schulze an Mahnekes Beharrlichkeit. Seinem Studienfreund, den er nur "Ernstchen" nennt, kann er als oberster Schulchef des Landkreises auch ein ausgezeichnetes Abschlusszeugnis attestieren: "Ernstchen, Du kannst mit Stolz auf das zurückblicken, was Du hier erreicht hast."

Mahnekes Nachfolge als stellvertretender Schulleiter wird aller Voraussicht nach Ivonne Albrecht-Philipp antreten dürfen. "Es war schwer, einen ebenbürtigen Nachfolger zu finden", weiß Schulleiter Hanke um Mahnekes große Fußspuren, die es auszufüllen gilt. Und so ganz möchte er auf seinen langjährigen Kollegen auch nicht verzichten: "Du kannst Dir sicher sein, Dein Rat wird noch gebraucht."

Ein Angebot, mit dem Ernst Mahneke wohl auch in seinem Ruhestand gut leben kann. "Mein Herz hängt hier an der Schule - und das wird auch so bleiben", versichert er. Eine Aufgabe für ihn hat zumindest schon Thomas Webel ausgemacht. "Ernstchen, Du wirst hier ab und zu mal nach dem Rechten sehen, damit böse Buben hier keinen Unfug treiben", weiß auch er, wie sehr Mahneke die Schule am Herzen liegt.