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Unterstützung für sieben Schulen in Tansania und Kleinkredite für Eltern zum Aufbau einer Existenz Endlich Strom für Sekundarschule in Kikwe

08.08.2014, 01:17

Im Flechtinger Kinderstübchen wird in der nächsten Woche begonnen, Altpapier zu sammeln. Der Erlös soll Kindern einer Vorschule in Nambala zugute kommen. Im Juni hatte die Kita Besuch aus Tansania, dabei entstand die Idee zu helfen. Eckard Krause hat den Kontakt hergestellt, er kümmert sich jetzt gerade um eine Schule in Kikwe.

Böddensell/Flechtingen l (aro/mb) Eckard Krause ist beim Packen. In einer Woche fliegt er wieder nach Tansania in die Region von Nambala und Nganana in der Nähe des Kilimandscharo. Und bei diesen Touren hat er immer großes Gepäck. Der gebürtige Böddenseller hat sich wieder viel vorgenommen. Gerade hat er vom Spendenkonto 8000 Euro an die Hilfsorganisation Fri Sucode in Tansania überwiesen. Dank Unterstützung der Hilfsorganisation Misereor hier in Deutschland, die ein Konto für Fri Sucode führt, kommt das Geld ohne Verwaltungskosten in Tansania an. Eckard Krause organisiert die Hilfsaktion mit Freunden ehrenamtlich und bezahlt auch die Flüge aus der eigenen Tasche. In Tansania garantiert die dort gegründete Organisation Fri Sucode, dass jeder Euro dort eingesetzt wird, wofür er vorgesehen ist, und dass darüber exakt Buch geführt wird. Regelmäßig ist Eckard Krause selbst vor Ort - seit etwa zehn Jahren.

Mitte Juni war Eckard Krause mit Anna, Patrick und Baraka Mshana aus Tansania, die dank privater Hilfe nach Deutschland kommen konnten, in Flechtingen, Weferlingen und anderen Orten und Städten unterwegs. Die zahlreichen Gespräche in Schulen, Kindergärten, Vereinen, Kirchgemeinden und Unternehmen haben eine große Hilfswelle ausgelöst. Eckard Krause zeigt sich sehr dankbar für das Echo. Eine junge Frau will zum Beispiel von Ende August bis Anfang Oktober ein Praktikum in Tansania machen, wie es auch Annika Schulze schon praktiziert hat, die die Gäste aus Tansania in Deutschland begleitete. Und eine neuapostolische Kirchengemeinde will dort eine Schule unterstützen.

Mit dem Geld, das jetzt nach Tansania überwiesen wurde, soll erstmals die Sekundarschule in Kikwe unterstützt werden, in der die Mädchen und Jungen lernen, die zuvor die Grundschulen in Nambala und Nganana besucht haben. Auch ein großer Teil der Waisenkinder, um die sich deutsche Paten finanziell kümmern, lernt dort. "Die Schule steht ziemlich abseits und ist in katastrophalem Zustand"; erzählt Eckard Krause. In Kikwe werden 16 Klassen in vier Klassenstufen unterrichtet. Für jede Klassenstufe gibt es ein Gebäude. Eins davon soll jetzt in Angriff genommen werden. "Das Haus ist zwar erst fünf Jahre alt, aber es wurde ganz offensichtlich mit so schlechtem Baumaterial errichtet, dass es in katastrophalem Zustand ist." Es erfüllt ohnehin nur die geringsten Anforderungen. 9000 Euro sind nach ersten Berechnungen nötig, um es einigermaßen herzurichten. Ausstattung für den Unterricht ist in dieser Summe noch nicht dabei. "Der Fußboden ist der reinste Streusand", berichtet Eckard Krause, so wird mit dem Fußboden begonnen. Decke, Dach, Fenster und Türen müssen erneuert werden. Auf das Dach soll dann eine Solaranlage kommen, die für zwei Gebäude Strom liefern kann. Strom gibt es bisher nicht. Wenn die Solaranlage funktioniert, können die Mädchen und Jungen auch abends noch lernen, wenn es schon dunkel ist, denn das haben viele bitter nötig.

Viele Kinder müssen die meiste Zeit der Schulzeit über in der Sekundarschule bleiben, da die Schulwege zu weit sind. Die kleinen Hütten, in denen sie hier leben, sind noch schlimmer als die Unterrichtsräume. Und die meisten Schüler haben große Schwierigkeiten, den Schulstoff zu verarbeiten und die Prüfungen zu bestehen, obwohl sie gern lernen möchten. Wegen der weiten Schulwege und weil sie häufig auch zu Hause helfen müssen, können sie meist die Schule nicht regelmäßig besuchen. Hinzu kommt, dass auch die Ausbildung der Lehrer nicht die beste ist und die Ausstattung der Schulen mit Lernmaterial mehr als mangelhaft ist. Ohne Abschluss aber können die Jugendlichen keinen Beruf erlernen, von dem sie ihr Leben bestreiten können.

Die wenigsten Eltern haben ein festes Einkommen, können ihren Kindern also auch nichts geben. Mit Kleinkrediten, die eine eigenständige Gruppe von Fri Sucode vergeben hat, ist es den ersten etwa 30 Frauen und Männern gelungen, sich eine Existenz aufzubauen. Mit den nach und nach zurückgezahlten Krediten soll es in nächster Zeit möglich werden, eine weitere Gruppe aufzubauen, die nach demselben Muster funktioniert. Die deutsche Hilfe setzt daher sowohl bei der Schulbildung für die Kinder als auch bei der Hilfe zur Selbsthilfe für die Eltern an.

In der Region im Distrikt Arusha gibt es drei Vorschulen und drei Grundschulen, nämlich in Nambala, Nganana und Kikwe, sowie eine staatliche Sekundarschule in Kikwe, weiß Eckard Krause, er hat sich längst alle angesehen und mit den Akteuren vor Ort die dringendsten Aufgaben besprochen. Doch es geht nur Stück für Stück voran, denn für alles muss erst Geld da sein. Und zu den baulichen Problemen der Schulen kommt immer noch die sehr schlechte Ausstattung und die mangelhafte Ernährung. Die Mädchen und Jungen im Flechtinger Kinderstübchen haben einen kleinen Film über die Kinder in der Vorschule von Nambala gesehen, als die Familie Mshana bei ihnen zu Gast war. Und sie wollen mit ihren Erzieherinnen diesen Kindern helfen. In der Kindertagesstätte soll jetzt eine Altpapiersammelaktion gestartet werden, deren Erlös den Kindern in Tansania zugute kommen soll.

Infos auf www.nambala-help.de. Spenden können überwiesen werden auf das Konto von Misereor, IBAN DE75 370601930000101010, BIC GENODED1PAX, Zweck: W30435 Nursey Tengeru.