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Geplante Hähnchenmastanlage bei Stemmern bewegt Bürger, Landesverwaltungsamt und Investor Tierschützer protestieren energisch

Von Mathias Müller 15.08.2014, 03:20

Eine Entscheidung zum Bau der Hähnchenmastanlage bei Stemmern hat das Landesverwaltungsamt als Genehmigungsbehörde zum Ende dieses Jahres in Aussicht gestellt. Gegen den Bescheid sind Klagen möglich.

Stemmern/Eggersdorf l Das Vorhaben der Agrar- und Milchhof Stemmern GmbH, einen Mega-Hühnerstall im Landkreis Börde zu bauen, um pro Jahr 2,8 Millionen Hühner zu mästen, ist umstritten. Neben 1624 Einwendern reichte auch die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland einen Einspruch gegen die beantragte Massentieranlage ein.

"Schon bei der Übermittlung des arbeitsintensiven Schriftwerks behinderte das zuständige Landesverwaltungsamt in Halle die Einwender. Am Wochenende vor Fristablauf waren Fax-Anschlüsse nicht erreichbar, der Erörterungstermin in Eggersdorf wurde teilnehmerunfreundlich extrem kurzfristig in den Sommerferien angesetzt und der Tagungsort hatte keinen Bezug zum beantragten Standort der Anlage", sagte am Mittwoch PETA-Pressesprecherin Judith Stich.

Beim Erörterungstermin in Eggersdorf im Salzlandkreis machten Vertreter von Bürgerinitiativen, der BUND-Ortsgruppe Sülzetal und PETA ihrem Ärger Luft. Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Sülzetal marschierten mit einem Sarg in den Tagungssaal ein, auf dem zu lesen stand: "Hühnermast - Der Sargnagel für die Börde". Pressebeauftragte Beatrice Noczynski stellte eine Schubkarre mit stinkendem Mist vor Gerrit Tonkens, Geschäftsführer der Agrar- und Milchhof GmbH Stemmern, auf. Unter Protest verließen die Umweltschützer den Saal. Oliver Wendenkampf, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland in Sachsen-Anhalt, gab bei der Erörterung eine Erklärung ab, in der er unter anderem bemängelte, dass das Landesverwaltungsamt den Termin in Eggersdorf schlecht vorbereitet habe. Aus Protest gegen die Vorgehensweise des Landesverwaltungsamts verließen sie gemeinschaftlich die Tagungsstätte in der Bördelandhalle.

"PETA fordert die Behörde nun auf, das Verfahren einzustellen und die Genehmigung der Anlage zu stoppen", sagte Stich. Wie Marita Rienecker, Referatsleiterin im Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt Halle, die den bis Donnerstag dauernden Erörterungstermin in Eggersdorf leitet, sagte, wolle das Amt bis zum Jahresende einen Bescheid zur Genehmigung erlassen. Dann stünde fest, ob die Hähnchenmastanlage bei Stemmern gebaut werden dürfe oder nicht. Oder ob die Anlage eingeschränkt mit Veränderungen, die das Landesverwaltungsamt auferlege, entstehen dürfe.

"Die geplante Mega-Mastanlage stößt umfassend auf heftigen Widerstand. Dass der Erörterungstermin `gesprengt` wurde, ist die einzig richtige Antwort auf Rechtsbrüche von Seiten der Behörde", sagte Krishna Singh, Rechtsanwalt bei PETA, der die Veranstaltung in Eggersdorf besuchte.

Die Mastanlage soll auf freiem Feld der Agrar- und Milchhof Stemmern GmbH gebaut werden. Nach Schätzungen von PETA sind in Deutschland aktuell etwa 300 Bürgerinitiativen gegen Vorhaben der industriellen Tierhaltung aktiv. Die geplante Anlage in der Börde sei zum Symbol des Widerstandes gegen skrupellose Investoren geworden, sagte PETA-Sprecherin Judith Stich.