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Hödinger schlagen mit Gästen aus den umliegenden Gemeinden im Festumzug den Bogen durch das dörfliche Leben Marsch von der Geschichte zur Gegenwart

Von Carina Bosse 01.09.2014, 03:26

Kostüme, historische Gewänder, alte und neue Fahrzeuge - die Bandbreite beim Hödinger Festumzug anlässlich der 750-Jahr-Feier war so bunt wie das Festtreiben selbst.

Hödingen l Spannend machten es am Sonnabend die Hödinger zur ihrer 750-Jahr-Feier mit ihrem Festumzug. Wer alles dabei sein sollte, was gezeigt werden würde, sollte im Vorfeld nicht verraten werden. Nur wenige waren eingeweiht, zu ihnen gehörte Matthias Spenn.

Rund um das Dorfgemeinschaftshaus hatten die meisten der Schaulustigen Aufstellung genommen, wo nämlich Matthias Spenn als Moderator die mehr als 30 Schaubilder des Umzuges kommentierte. Doch auch an einigen anderen Stellen im Ort hatten sich kleine Gruppen von Zuschauern aus den umliegenden Dörfern eingefunden oder Hauseigentümer direkt vor ihren Türen Aufstellung genommen, um das Schauspiel zu genießen.

Die Spitze des Festumzuges führten die Bürgermeister von Hödingen, Heinrich Könnecke, der Stadt Oebisfelde-Weferlingen, Silke Wolf, und von Weferlingen, Hans-Werner Kraul, an. Musikalisch gaben gleich dahinter die Geburtstagskinder der Schalmeienkapelle Flechtingen den Ton an. Die Musiker feierten nämlich vor kurzem selbst erst ihr 60-jähriges Bestehen.

Bunte Bonbons flogen für die Kinder von zahlreichen Wagen in die Menge. Immer mal wieder brandeten zaghaft Jubelrufe auf.

Den geschichtlichen Bogen von der ersten urkundlichen Erwähnung als Stiefkind des Klosters Walbeck schlugen die "Walbecker Klosterbrüder", die sich heute als Sänger eigentlich dem volkstümlichen Gesang verschrieben haben, ihre Mönchskutten aber trotzdem aus dem Schrank geholt hatten.

Gleich dahinter hatten sich der Markgraf Friedrich Christian von Kulmbach-Bayreuth und sein adliges Gefolge aus Weferlingen eingereiht. Der Bürgerverein hält diese Zeit lebendig.

Seit einigen 100 Jahren sind die Fiesmeier alljährlich an Pfingsten in Hödingen unterwegs und fordern mit plattdeutschem Gesang ihre Gaben ein. Sie hatten extra für den Umzug noch einmal einen Fiesmeier mit Krone und Blättergewand zurecht gemacht.

Auch wenn Hödingen nur bis 1967 eine eigene Schule hatte, gehört sie noch heute zu den symbolträchtigen Elementen im Dorf. Ebenso wie die Mühle, die zwar nicht mehr vorhanden ist, sich aber bis heute in den Ortswappen widerspiegelt. Familie Hübotter gehörte diese Mühle. Auf dem von Uwe Pinkernelle gefahrenen Wagen stand ein Mühlenmodell von Müllermeister Heinz Hillmer. Das alte Handwerk der Hausschlachterei durfte im Umzug auch nicht fehlen.

Die Landwirtschaft, eine der prägenden Säulen bis heute in Hödingen, nahm einen relativ breiten Raum ein. Erntefrauen von einst spielten genauso eine Rolle wie historische Gerätschaften und moderne Giganten der Felder von heute, die ein holländisches Unternehmer mit Milchviehwirtschaft am Hödinger Ortsrand mitgebracht hatte.

Eine ganze Reihe historischer Fahrzeuge vom Lanz Bulldog aus dem Jahr 1938, eine AWO, Baujahr 1957, und dem wohl ältesten Gefährt des Umzuges, ein BMW Dixi, Baujahr 1929, von Oldtimerfreund Wilhelm Kolbig gefahren, waren auf Hochglanz poliert, um den Umzug zu begleiten.

Sportler und Bauern bilden starke Marschformation

Mit dabei waren außerdem zahlreiche Sportler aus Siestedt, Alleringersleben, Bregenstedt, Klinze/Ribbensdorf und Hödingen sowie Karnevalisten aus Walbeck, die Wohlfühloase Inne Scheune aus Weferlingen, der Kulturscheune-Verein mit einem originellen Tandem-Gefährt und die Blaskapelle Holzmühlentaler aus Behnsdorf. Nicht fehlen durften die Fußballfans von Skydome Hödingen, die obwohl verschiedenen Teams anhängig, sich regelmäßig zum gemeinsamen Spielanschauen im Garten von Familie Mollenhauer versammeln.

Der Siestedter Ting mit seiner mittlerweile immer stärker wachsenden Volleyballtradition hatte sich ein traktorfahrendes Schwein besorgt.

Eine starke Mannschaft bildete die Fraktion der Feuerwehren. Die Brandschützer aus dem Südabschnitt der Stadt verbindet eine enge Zusammenarbeit bei Übungen und Einsätzen.

Allen voran waren die Weferlinger und Schwanefelder mit ihren Fahrzeugen gekommen. Die Feuerwehr Üfingen hatte sich fußläufig in den Umzug eingereiht, was Matthias Spenn ein besonders Lob entlockte. Die freiwillige Feuerwehr von 1884 verbindet seit der Wende freundschaftliche Bande mit der Hödinger Feuerwehr, so dass sie es sich nicht nehmen ließen, zur 750-Jahr-Feier mit einer Abordnung zu erscheinen. Natürlich waren auch die gastgebenden Feuerwehrleute im Umzug verteten, sicherten daneben aber auch die Strecke ab.

Von der Siestedter Straße bis zum Sportplatz zog sich der Festumzug in die Länge, und vor Ort begann sogleich ein buntes Treiben. Großes Interesse fanden die Hubschrauberrundflüge über den Jubiläumsort. Schon während des Umzuges zogen einige Neugierige mit dem Piloten ihre Runden.