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Theatergruppe "Aller-Laien" setzt auf alte und neue Geschichten aus Gesellschaft, Boulevard und Fernsehen Allerlei Schrulliges zieht durch Germanien

17.11.2014, 01:25

Auf der Suche nach einer neuen Prinzessin für Österreichs Kaiser Franz passieren im Ostingersleber Märchenwald so allerlei Merkwürdigkeiten. Das neue Stück der Ingersleber Theatergruppe strapaziert die Lachmuskeln ordentlich.

Ostingersleben l Es herrscht Ausnahmezustand rund um den Ostingersleber Märchenwald. Alle hatten ihre Autos davor abgestellt, um zu Fuß in den Märchenwald zu trotten, um der drohenden Maut zu entgehen.

Und im Märchenwald ist wirklich jede Menge los, denn alle wollen in die Alpenrepublik, wo der etwas deprimierte und depressive Kaiser Franz (Winfried Otto) residiert und mit Hilfe seiner Mutter (Maren Kruse) endlich wieder eine Frau an seiner Seite braucht.

Der Weg dorthin führt allerdings durch allerlei unwegsames Gelände - und durch Germanien, wo die Märchenerzählerin (Helga Frank) die losen Fäden zwischen den Szenen immer wieder geschickt zusammenflickt.

Drei Gestalten aus der Geisterbahn im Berliner Plänterwald, Herr Riese (Sabrina Masuhr), Zwerg Rumpi (Patrizia Frank) und Frau Hexe (Annette Kniep), sind getürmt und suchen nun eine neue Bleibe und Beschäftigung. Wie gut, dass die Hexe einen Besen (in Gestalt eines Staubsaugers) dabei hat, da lässt es sich doch besser vorankommen.

Aber der ABV (Manfred Brandt) ist ihnen mit seinem Roller, pardon einer Schwalbe, dicht auf den Fersen.

Allerlei witzige Szenen, schlagfertige Dialoge und vor allem jede Menge alte und neue Unterhaltungsshows sowie Themen aus dem aktuellen Tagesgeschehen von der Politik bis hinein ins Promi-Genre machte aus dem diesjährigen Theaterstück der "Aller-Laien" einmal mehr ein Erlebnis für die Zuschauer. "Prinzessin oder Erbse - Ist doch eh` Wurst!" heißt das Stück aus der Feder von Katrin Kaiser und ist einmal mehr dazu angetan, den Zuschauern beinahe 90 Minuten Lachmuskel- und Zwerchfelltraining aufzuerlegen.

Zeitgleich mit dem Geisterbahn-Trio macht sich Dschungel-Prinzessin Melanie (Stephanie Intrau) mit ihrer Zofe Larissa (Kerstin Otto) auf den Weg aus dem Dschungelkönigreich ihres Vaters Costa (Marcus Basilius). Sie möchte das Herz von Kaiser Franz erobern. Schwester Sabine (Annika Kaiser), Krankenschwester am Hof von (Schlager-)König Costa, packt das Erste-Hilfe-Notfall-Paket für die lange Reise. Allerdings intrigiert die Zofe auf der Reise und beide tauschen ihre Rollen.

Spielshows wie "Geh aufs Ganze" und Unterhaltungssoaps wie "Die Auswanderer" treffen auf bekannte Film- und TV-Figuren wie Winnetatschi (Manuela Basilius), Konny Reimann oder Mareijke Amado (Katrin Kaiser).

Spaß ist garantiert, wenn beispielsweise der rosaeingehüllte Winnetatschi, der Hüter der Weggabelung, allerlei Tipps und gute Ratschläge für den Weg durch Germanien gibt.

Immer wieder verfällt das Publikum im Laufe des Abends in Szenenapplaus und anerkennende Pfiffe. Das indische Trio (Annika Kaiser, Sabrina Bergmann, Antje Basilius) sorgt mit einer Tanzeinlage gar für einen Sturm der Begeisterung.

Endlich am Hofe des österreichischen Kaisers angekommen, müssen Larissa und Melanie feststellen, dass sie längst nicht die einzigen sind. Im Gästehaus des Schlosses herrscht Zickenalarm beim weiblichen Hochadel Europas, jede will Kaiser Franz zum Mann.

Doch am Ende gibt es von ihm nur drei rote Bachelor-Rosen: für die falsche Prinzessin Melanie, Prinzessin Rosalili (Manfred Brandt in einer Paraderolle) und für Sissys Schwester Helene (Sabrina Bergmann), Wunschkandidatin der Kaiserin Mutter.

Wer wird da wohl die Wahl gewinnen? Natürlich keine, denn es gibt da noch Franzls Kammerdiener Josef (Dörthe Krause), der die Intrige entlarvt, denn der Schlaf auf der Erbse ist der wahren Prinzessin Melanie ordentlich auf den Rücken geschlagen, während Larissa nur wegen ihrer provisorischen Bettstätte nicht in den Schlaf gefunden hatte.

Mittlerweile sind auch Riese, Zwerg und Hexe angekommen: Als Arbeitswillige mit Migrationshintergrund, obwohl, Rumpi will eigentlich immer noch die "Weltherrschaft" und schreit das gekonnt zum x-ten Mal kräftig heraus.

Dass zu guter Letzt aus der grazilen Dschungelprinzessin Melanie mit dem passenden Fahrgestell für Kaiser Franz die bärtige Dragqueen a la Eurovisions-Siegerin Conchita Wurst wird, begeistert das Publikum noch zusätzlich. Und Franz scheint zufrieden.

Beim abschließenden "Und wenn sie nicht gestorben sind..." stehen alle Laienschauspieler noch einmal auf der Bühne und lassen sich kräftig feiern. Zwei Vorstellungen waren einmal mehr viel zu wenig für den vielen Aufwand, den die Frauen und Männer in den vergangenen Monaten in die Vorbereitungen und Proben investiert hatten.

Im Hintergrund des Theaterstückes agierten in diesem Jahr Doreen Träger, Annika Paulin und Steffi Homann. Für den guten Ton und das passende Licht sorgten Sebastian Moissl und Stefan Herrmann, am Bühnenbild hatten alle mitgezimmert.