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Naturschutz Ungehindert engagiert

"Ungehindert engagiert - Menschen mit geistiger Behinderung entdecken,
erleben und erhalten den Lebensraum Wasser" lautet das zweijährige
Projekt im Drömling. Eine Gruppe von Menschen mit Handicap der
Lebenshilfe "Altmark-West" Gardelegen sind nach der Theorie jetzt
praktisch als Naturschützer auf Mission.

Von Anett Roisch 26.11.2014, 02:11

Kämkerhorst/Mannhausen l Die 15 Frauen und Männer mit geistiger Behinderung sind voller Tatendrang beim Arbeitsein- satz dabei. Sie engagieren sich im Rahmen des Projektes "Ungehindert". Die Gruppe der Lebenshilfe "Altmark-West" Gardelegen ist nicht zum ersten Mal im sogenannten Land der tausend Gräben, denn es gab schon einige gemeinsame Aktionen und Arbeitseinsätze mit den Rangern des Drömlings. "Die Kooperation zwischen der Lebenshilfe und dem Naturpark gibt es schon seit mehr als zehn Jahren", blickt Sabine Wieter, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Naturparkverwaltung Drömling, zurück.

In Bonn wurde das neue Projekt mit dem Deutschen Naturschutzpreis ausgezeichnet. Der Deutsche Naturschutzpreis wird einmal jährlich in mehreren Kategorien vergeben. Ziel ist es, das Naturbewusstsein zu stärken und das bürgerschaftliche Engagement im Naturschutz noch weiter zu fördern. Herausgeber des Preises sind das Bundesamt für Naturschutz und der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin. Das von Jack Wolfskin gestiftete Preisgeld von insgesamt 250000 Euro dient der Umsetzung der Projekte.

"In unserem Projekt werden Menschen mit Behinderung befähigt, sich gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung ehrenamtlich im Naturschutz zu engagieren", erklärt Sabine Wieter. Die Themen Barrierefreiheit und Inklusion stehen dabei im Fokus. Um die Natur hautnah und barrierefrei zu erleben, hatten die engagierten Gäste von der Lebenshilfe im September ihre Zelte neben der Pension der Familie Germer in Piplockenburg aufgeschlagen. Nach dem damaligen Training übernehmen nun Sabine Wieter, Ranger Joachim Weber und Biologin Antje Weber auch die praktischen Aktionen.

"Wir haben die Töpfe mit Erde, Lehm, Heu, Sand und Wasser gefüllt", erklärt Frank Schulz, Bewohner der Lebenshilfe. Er zeigt auf Erdhummeltöpfe, die anschließend in die Erde eingegraben werden. "Durch das Loch im Topf kommen die Insekten in den Topf und legen dort ihre Eier rein", weiß sein Freund Frank Leopold.

Eine zweite Gruppe sammelt Äste, Laub und holt Schilf aus dem Teich, um eine Burg für die Igel zu bauen. Das Fundament der Burg besteht aus einem Lehmkessel. Neben dem Igel nutzen auch Mäuse und Amphibien die Burg als Hotel", erzählt Antje Weber.

Das Projekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren wird in vier Nationalen Naturlandschaften umgesetzt: im Naturpark Drömling, dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin sowie den Nationalparken Niedersächsisches Wattenmeer und Harz. Dort werden mit dem Preisgeld in Höhe von 86000 Euro betreute Gruppen aus Einrichtungen der Lebenshilfe und der Bodelschwinghschen Stiftungen darin unterstützt, praktische Naturschutzaufgaben an Gewässern zu übernehmen.

"Was mich immer wieder absolut beeindruckt ist die Freude, mit der diese Leute bei der Arbeit sind", beschreibt Kerstin Emonds, Projekt- koordinatorin von "Freiwillige in Parks".

Das Besondere an diesem Projekt sei, dass die Menschen mit geistiger Behinderung Bildungsangebote zum Thema Naturschutz in Form von zielgruppengerechten Lernmaterialien bekommen. "Diese Trainingsstunden werden in leicht verständlicher Sprache gehalten", erklärt Kerstin Emonds."Alle Akteure sind sehr fleißig, da kann ich nicht meckern", lobt Antje Weber die tatkräftige Truppe. Und weiter geht die Arbeit am Amphibien- und Reptilienhaus.

Emsig bei der Arbeit ist auch Gerlinde Gerloff, die als Freiwillige den Kräutergarten auf Vordermann bringt. Leon Jeremias aus Rätzlingen, der sich vom Juniorranger zum Freiwilligen entwickelt, packt gemeinsam mit dem Freiwilligen Torsten Leiding aus Etingen und Naturparkmitarbeiter Frank Wieter mit an, um den Poller am Eingang und die Abtreter am Informationshaus zu erneuern.