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Jörg Musahl stößt im Landeshauptarchiv auf einen Verweis über einen Landverkauf um 1056 Erste Erwähnung Wellens bereits vor 1137

Von Constanze Arendt-Nowak 30.12.2014, 02:12

Wellen ist möglicherweise älter, als bisher angenommen wurde. Das zumindest möchte jetzt der Wellener Jörg Musahl beweisen, nachdem er einen entsprechenden Hinweis im Archiv entdeckt hat.

Wellen l Die Geschichte seines Heimatortes hat es dem Wellener Jörg Musahl angetan. Um interessante Fakten aus der Historie aufzuspüren, hat er schon zahlreiche Akten in Archiven durchgeblättert und mit Zeitzeugen im Ort Gespräche geführt. Es ist eine mühselige Arbeit, aber inzwischen hat Jörg Musahl einen stattlichen Ordner mit Wissenswertem zur Ortsgeschichte gefüllt.

Jüngst sind zwei sorgsam in Folie eingeschobene Blätter hinzugekommen - Aufzeichnungen, die die bisher bekannte Geschichte Wellens zweifelhaft erscheinen lassen. Wurde doch bisher in dem Bördedorf davon ausgegangen, dass es 1137 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.

Bei seinen Recherchen hat Jörg Musahl nun aber zufällig im Urkundenbuch vom Erzbistum Magdeburg von 937 bis 1192 einen Eintrag gefunden, der auf Wellen in Verbindung mit dem Zeitraum 1051 bis 1063 verweist. Der Wellener Hobbyhistoriker ging einem dortigen Querverweis nach, der ihn zum Stadtarchiv nach Naumburg führte. Dort ließ sich ein Abschnitt finden, der wiederum auf einen Landverkauf zu Groß Wellen hinweist.

Jörg Musahl erklärt das historische Faktum folgendermaßen: "In der Naumburger Kalligraphie ist die Rede von Erzbischof Engelhard zu Magdeburg. ... Die Magdeburger Bischofschronik wies folgendes aus: Engelhard wurde Nachfolger von E. B. (Erzbischof, Anm. d. Red.) Hunfried, der am 28.02.1051 verstarb. Im gleichen Jahr wurde Engelhard von Papst Leo IX. zum E. B. zu Magdeburg ernannt, er füllte dieses klerikale Amt bis zu seinem Tode am 31.08.1063 aus.

Als zweite Person ist von der Landeshoheit Hoyer v. Mansfeld bezüglich des Landverkaufes in Groß Wellen zu lesen. Die Dynastie derer von Mansfeld wird erstmals 973 urkundlich erwähnt. Der in dem historischen Passus aufgeführte Graf war 1050 verbriefter Potentat der Hassegau.

Last but not least Heinrich III., Kaiser aus dem Hause der salischen Franken, geboren am 28.10.1017, gestorben am 05.10.1056 in Bodfeld am Harz. Im chronologischen Zeitgeschehen ist über den Verkauf der 10 Hufe (300 Morgen) von Groß Wellen berichtet worden. Gleich als Nächstes die Kunde vom Erstickungstod Heinrichs III. Die sich daraus ergebende Quintessenz: Die Landveräußerung muss auf jeden Fall vor dem Tod Heinrichs III. 1056 gewesen sein."

Nach zweijährigen intensiven Forschungen trug der Wellener seine Schlussfolgerung Fachleuten des Landeshauptarchivs, des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg und einem Professor aus Halle vor. "Sie vertraten die Meinung, dass es völlig korrekt sei, die erste urkundliche Erwähnung Wellens auf 1056 zu datieren", fasste Jörg Musahl zusammen. Eine Urkunde über den beschriebenen Verkauf lässt sich heute nicht finden und niemand kann sagen, ob es je schon einmal eine gegeben hat. Ebenso wischt Musahl die Bedenken vom Tisch, dass es gar nicht sein Heimatort Wellen ist, der da gemeint ist. In den Aufzeichnungen des Landeshauptarchivs ist "Kreis Wolmirstedt" hinter dem Eintrag vermerkt.