1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Gescheitertes Projekt wieder aktuell

Stadtverwaltung will Bebauungsgebiet "In der Trift" erweitern / Planung vor Jahren eingestampft Gescheitertes Projekt wieder aktuell

Von Jens Kusian 17.01.2015, 02:02

Die Stadtverwaltung Haldensleben plant, weitere Bauflächen für Eigenheime zur Verfügung zu stellen. Nach der vom Stadtrat beschlossenen Erweiterung des Baugebiets Werderstraße soll auch das Wohngebiet "In der Trift" erweitert werden.

Haldensleben l Die Nachfrage nach Bauplätzen für Eigenheime ist groß in der Kreisstadt. Besonders innenstadtnahe Flächen sind begehrt, wogegen Grundstücke in Stadtrandlage mittlerweile nicht mehr so hoch im Kurs stehen wie noch vor gut 20 Jahren.

Dieser Entwicklung will die Stadt Rechnung tragen. Ein erster Schritt dazu ist mit der Ende 2014 vom Stadtrat beschlossenen Erweiterung des Wohngebiets Werderstraße bereits erfolgt. 27 neue Grundstücke, die mit Einzel- und Doppelhäusern sowie Stadtvillen bebaut werden könnten, werden hier ausgewiesen. Der Verkauf der Flächen soll Ende dieses Jahres beginnen.

Doch angesichts der prognostizierten Entwicklung für die Stadt ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn bereits bei der Erstellung des aktuellen Flächennutzungsplans im Jahr 2011 hatte Planer Nils Funke darauf hingewiesen, dass Haldensleben bis zum Jahr 2025 ingesamt etwa 350 Bauplätze für Eigenheime benötige.

Aus diesem Grund zieht die Stadtverwaltung eine Erweiterung des Bebauungsgebiets "In der Trift" in Erwägung. Diese Möglichkeit war bereits im Jahr 1992 schon einmal im Gespräch, wurde dann aber wieder fallen gelassen. "Derzeit ist das Gebiet vom rechtsgültigen Bebauungsplan Masche erfasst und eine Bebauung nur entlang der vorhandenen Straßen möglich", erklärt Stadtpressesprecher Lutz Zimmermann dazu. Es hat sich aber herausgestellt, sagt er, dass die Erschließung nach derzeitigem Planungsstand wirtschaftlich nicht sinnvoll sei.

Platz für 15 Eigenheime auf städtischen Grundstücken

Dies und die Nachfrage nach innenstadtnahen Bauplätzen hätten die Verwaltung in ihrer Absicht bestärkt, den Bebauungsplan aus dem Jahr 2002 zu ändern, um das Wohngebiet zu verdichten und so Raum für neue Eigenheime zu schaffen. "Je nach Betrachtungsweise können dort etwa 15 Eigenheime auf städtischen Grundstücken entstehen, und die doppelte Zahl wäre möglich, wenn private Eigentümer ihre dann bebauungsfähigen Grundstücke veräußern", so Zimmermann weiter.

Zur Einleitung des Planänderungsverfahrens will die Verwaltung voraussichtlich im März eine Beschlussvorlage in den Stadtrat einbringen. "Vorgeschaltet werden allerdings Untersuchungen zum Naturschutz und ein Bodengutachten", versichert der Pressesprecher. Dadurch, so Lutz Zimmermann weiter, könnte sich die Zahl der möglichen Grundstücke unter Umständen verringern. Zumal in diesem Zuge auch der hohe Grundwasserstand mit untersucht wird, und der habe bereits in den 1990er Jahren die Erweiterung des Gebiets mit torpediert, erinnern sich Anwohnern.

Einige fürchten um die Idylle ihres kleinen Wohngebiets, das sich zu einem naturbelassenen Fleckchen Erde in Haldensleben entwickelt hat. Damit wäre es wohl vorbei, so ihre Sorge, wenn es für eine Erweiterung grünes Licht gibt. Zumal ihrer Ansicht nach die damalige Erweiterung auch an naturschutzrechtlichen Belangen gescheitert sei.

An dem besonders schützenwerten Status von Flora und Fauna in dem Gebiet hat sich auch in den vergangenen zwei Jahrzehnten kaum etwas geändert. "Es befinden sich dort sehr wertvolle Moor- und Feuchtwiesen, und auch das Knabenkraut, eine heimische Orchideenart, wächst dort", macht Jörg Brämer von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde deutlich. Schon allein deshalb handele es sich um ein vom Gesetz her geschütztes Biotop. "Daher werden wir das Vorhaben der Stadtverwaltung sorgfältig begleiten und beobachten", versichert er.

Naturschutzbehörde schaut ganz genau hin

Und das nicht ganz ohne Grund. Denn als untrügliches Zeichen, dass die Stadt es mit der Erweiterung des Bebauungsgebietes durchaus ernst meine, verstehen Anwohner die Arbeiten an der Unterhaltung des querenden Grabens. "Seit 30 Jahren ist er unberührt und nun wird er auf einmal hergerichtet", erzählen sie. Diese Arbeiten, bestätigt Lutz Zimmermann, seien im vergangenen Jahr von einer Firma einmal im Auftrag des Unterhaltungsverbandes Untere Ohre und einmal im Auftrag der Stadt vorgenommen worden.

Nicht ganz unproblematisch, wie Anwohner berichten. "In beiden Fällen wurde ein anderer Weg für die An- und Abfahrt benutzt als abgesprochen. Dabei überquerte das Fahrzeug ein Privatgrundstück", räumt Zimmermann ein. Darüber sei jedoch im Nachgang mit den betroffenen Eigentümern gesprochen worden, sagt er: "Es handelte sich um ein Versehen."

Darüber hinaus war auch die Untere Naturschutzbehörde von den Unterhaltungsarbeiten nicht gerade begeistert. "Bei diesen Arbeiten im Dezember hatten wir so unsere Bedenken", meint Brämer. "Wir können dadurch den ursprünglichen Zustand nicht mehr nachvollziehen", sieht er die Arbeiten durchaus schon als Vorgriff auf die Planungen der Stadtverwaltung.

Sollten die Voraussetzungen gegeben seien, das Bebauungsgebiet "In der Trift" erweitern zu können, so plant die Stadtverwaltung, die städtischen Grundstücke dort in den Jahren 2017 und 2018 zu verkaufen. Bis dahin sollte es auch kein Problem sein, das Gebiet abwassertechnisch zu erschließen, ist Achim Grossmann, Geschäftsführer des Abwasserverbandes "Untere Ohre" Haldensleben, überzeugt. "Die Planung für den Anschluss an die zentrale Abwasserentsorgung ist schon vor Jahren gefertigt worden. Wenn die Stadt den Startschuss für die Erweiterung gibt und das Geld dafür zur Verfügung hat, kann es von unserer Seite aus losgehen. Wir müssen dann lediglich noch die Ausführungsplanung erarbeiten, aber das geht recht zügig."