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Einheimischer Faschings-Club holt sich Karnevalisten als verstärkung, um Tradition zu wahren Eilsleber stürmen Beendorfer Bühne

Von Anett Roisch 27.01.2015, 02:07

Die Eilsleber Karnevalisten haben die Herzen der Faschingsfreunde im Beendorfer Saal mit stürmischen Tänzen, atemberaubender Akrobatik und wortwitzigen Showeinlagen erobert. Der Beendorfer Faschings-Club (BFC) hat selbst zu wenig aktive Mitglieder, um ein Programm auf die Beine zu stellen. Und trotzdem soll die Karnevalstradition erhalten bleiben.

Beendorf l "Den Beendorfer Faschings-Club gibt es nicht mehr in der alten Form. Aber wir wollen den Faschingsbrauch erhalten", erklärte Beendorfs Bürgermeister Hagen Friedrichs (WG Beendorf 2000). Aus diesem Grund haben sich die Faschingsfreunde zum zweiten Mal das Narrenvolk von der Eilsleber Karnevalsgesellschaft "Die Allertaler" in ihren Ort geholt. "Die Eilsleber Karnevalisten passen zu uns, wie die Faust aufs Auge", ergänzte der Bürgermeister.

Hartmut Schulze, ehemaliger Chef vom BFC, bedauert, dass sich der Beendorfer Faschingsclub höchstwahrscheinlich ganz auflösen wird. "Das hängt von den Leuten ab. Gerade das mittlere Alter fehlt uns. Die Jugend geht zur Ausbildung. Und die Alten werden immer älter", beschrieb Schulze. Der Karneval der Eilsleber sei wunderbar und stimmungsvoll, aber ganz anders als die Faschingsabende, die die Beendorfer sonst zuvor gemacht haben.

Rückblick: Im Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) wurde der Verein als betrieblicher Faschings-Club gegründet. So trat 1979 erstmals das "Morsleber Karnevals-Ensemble" (MKE) in Erscheinung. Im Jahr 1995 entstand in Beendorf das Bedürfnis, einen territorial agierenden Karnevals- oder Faschingsverein zu haben. Was lag näher, als auf die ehemals in Morsleben aktiven Erfahrungsträger zurück zu greifen. So traf sich ab dem Sommer 1995 ein kleines Häuflein "alter" MKE-Strategen sowie närrisch gesinnter Beendorfer. Sie gründeten den BFC, veranstalteten am 11.11.1995 den ersten Lumpenball und ließen sich parallel dazu als Verein registrieren. Damals gab es immer ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Programm der Revue zog.

"Zu den Eilslebern haben wir gute Kontakte. Sie bringen immer ein tolles Programm auf die Bühne. Die Hauptsache ist jetzt, dass überhaupt Fasching gefeiert wird", betonte Schulze, der gemeinsam mit seiner Frau Karla als amerikanische Polizei-Cops für Sicherheit im Saal sorgten. "Wir sind immer interessiert, was andere Faschingsfreunde tun", ergänzte Karla Schulze. Und wer weiß, vielleicht finden sich doch wieder engagierte Karnevalsfreunde, die dem Verein neues Leben einhauchen. Karla und Hartmut Schulze wären dann bereit, unterstützend mitzuwirken. Schulze bewies als Sheriff von Beendorf in seiner Bütt, dass er längst nicht den "Pfeffer" für kritisches Kabarett verloren hat. Vom Papst über Putin bis zu Angie, alle bekamen im Programm ihr Fett weg. Dann mischten sich die beiden Cops unter die über 100 Gäste, die die Show verfolgten.

Mit ihrem tiefer gelegten windschnittigen Porsche raste und rockte Eilsleber Karnevalspräsidentin Ute Stelmaszyk als moderne Oma nach der Musik von AD/DC über die Bühne. Ihr Gefährte Friedhelm hatte dem Tanzmariechen aus dem Altersheim ihren Rollator für den Klimawandel umgerüstet. Seitdem trägt sie einen Windpark mit integrierter Trockenhaube auf dem Kopf, Solarzellen auf dem Rücken und einen Ventilator, der mit dem Generator verbunden ist. Alle Haushaltsgeräte, wie Kaffeemaschine und Eierkocher, seien da angeschlossen. Selbst ihr Herzschrittmacher werde mit Windenergie angetrieben. Aber mit alternativen Stromerzeugern sähe es schlecht aus, wenn der Wind nicht weht. So erklärte sich ein Zuschauer bereit, zu blasen, bis sich die Windräder wieder drehten.

Aus einer Kiste, die Sören Hamel, Martin Lüdtke und Kai-Uwe Weinert auf einem Dachboden fanden, schlüpfte und tanzte eine besondere Puppe, Jacqueline Weißenbilder. Dabei brachte das Quartett das Publikum mit seiner Akrobatik zum Staunen. Auch das Damenballett begeisterte mit einer flotten Tanzshow.