1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Adebar kann mit Nestbau beginnen

Peter Loskarn aus Bülstringen sorgt dafür, dass ein Fundament auf Uthmöder Schornstein kommt Adebar kann mit Nestbau beginnen

Von Anett Roisch 24.03.2015, 02:18

Gerade noch rechtzeitig, denn die ersten Störche kommen in die Region zurück, wird in Uthmöden eine neue Horstunterlage auf den Schornstein der einstigen Brennerei gebracht. Journalistin Anett Roisch begleitet Peter Loskarn, den regionalen Weißstorchbetreuer, auf seiner Mission.

Uthmöden/Bülstringen l Peter Loskarn ist der Storchenbeauftragte. Er fühlt sich verantwortlich für die Adebars in der Region des Altkreises Haldensleben. Da der Naturfreund in Bülstringen/Schwarzer Pfuhl wohnt, liegt ihm als Nachbar das Wohl der Weißstörche in Uthmöden im Besonderen am Herzen. Schaulustige kommen aus allen Ecken, als die Männer der Werkfeuerwehr Zielitz mit ihrem Fahrzeug auf das Gelände der ehemaligen Brennerei-Genossenschaft kurven und die Hubarbeitsbühne in Position bringen. Wer Loskarn kennt, der weiß, dass ihm im Auftrag der Natur kein Mast und kein Schornstein zu hoch ist. Erst im letzten Frühjahr brachte Loskarn das Fundament für Familie Adebar in Belsdorf auf einen Mast. Loskarn engagiert sich seit 50 Jahren für den Natur- und Umweltschutz. Störche, Fledermäuse und auch Schwalben sind seine Schützlinge. "Der Bestand der Störche ist seit dieser Zeit im Altkreis Haldensleben mit kleinen Schwankungen konstant. Es sind jährlich in seinem Bereich etwa 25 Brutpaare", berichtet Loskarn mit Stolz.

Im Sommer 2014 half der Storchenfreund in Behnsdorf dabei, Jungstörchen einen Sender zu verpassen, damit das Zugverhalten der Vögel in einem internationalen Projekt wissenschaftlich untersucht werden kann.

Die Feuerwehrleute fragen mich, ob ich mich auch trauen würde, mit in die Höhe zu fahren. Da ich für ein gutes Fotomotiv so gut wie alles mache, willige ich kurzentschlossen ein. Und weil die Sicherheit groß geschrieben wird, holt Hauptgerätewart Sven Widdecke die Gurte und kniet sich vor mir, um mir die Riemen zwischen den Beinen bis zur Hüfte zu ziehen und mich ordnungsgemäß zu sichern. Seine Kameraden haben sichtlich ihren Spaß und drohen, die Bilder per Handy der Ehefrau zu schicken. Doch nun wird es ernst. Wie auf Wolke sieben schweben wir im Korb der Hebebühne zum oberen Ende des 30,5 Meter hohen Schornsteins. Geschickt befestigen Loskarn und Widdecke die Konstruktion. Das bedeutet Zeit für mich, um in alle Richtungen zu fotografieren. Aus Ästen entsteht auf dem Fundament für die langbeinigen Sommergäste der Anfang für ein Nest der Extra-Klasse. Zu Ende bauen sollen die gefiederten Freunde ihre "gute Stube" natürlich allein.

Nilgänse könnten die Störche vertreiben

Zu den Beobachtern gehört auch Siegfried Partes. Als Landwirt fühlt er sich mit den Störchen eng verbunden. "2013 haben wir auf dem Gelände der Brennerei mit der Produktion aufgehört. Also der Schornstein wird nicht mehr genutzt. Mit Herrn Loskarn zusammen ist die Idee entstanden, den Schornstein für die Adebars zu nutzen. Die Störche kreisten schon oft über den Schornstein. Sie haben schon versucht, ein Nest zu bauen", berichtet der Uthmöder. "Hier haben die Störche ein schönes Wiesengelände", sagt Loskarn. Partes befürchtet, dass die Nilgänse, die sich seit einigen Jahren in Uthmöden heimisch fühlen, die Störche vertreiben. Uthmöden hatte über Jahre immer Störche. "Seit 1950 gibt es von Bruno Weber gesicherte Daten vom Weißstorch in Uthmöden. Damals waren es fünf Jungstörche. Nach den Aufzeichnungen gab es 1982 das letzte Mal vier Jungstörche, die ausgeflogen sind. Damals brütete Familie Adebar auf dem Hof am Froschbrunnen. Beim letzten Sturm kam das alte Wagenrad samt Horst runter. Der langbeinige Nachwuchs blieb seit über 20 Jahren aus. Das soll sich jetzt mit dem neuen "Liebesnest" ändern.

Die Aktion verfolgt auch Peter Wölk, zuständig für den Artenschutz in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde. "Die Werkfeuerwehr Zielitz hat uns die Technik gesponsert. Für dieses Engagement sind wir sehr dankbar. Der Landkreis hat die Nisthilfe zur Verfügung gestellt", erklärt Wölk.

Groß ist nun die Hoffnung, dass die Störche das neue Fundament für den Neubau annehmen. "Das Nest könnte auch aus Gold sein. Manchmal bauen die Störche ihre Nester an den unmöglichsten Stellen", weiß Loskarn aus Erfahrung.