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Matthias Schwaneberg aus Calvörde holt sich mit seinen Zinnfiguren in Norditalien Medaillen Helden siegen bei Weltmeisterschaft

Von Anett Roisch 28.03.2015, 02:20

Die große Welt im Kleinen: Eine besondere Leidenschaft hat Matthias Schwaneberg für sich entdeckt. Der 37-Jährige fertigt Zinnfiguren und Dioramen an. Nun hat der Calvörder mit einigen seiner Figuren bei World Model Expo in Norditalien einen Sonderpreis eines spanischen Vereins sowie eine Silber- und Bronzemedaille gewonnen.

Calvörde l "Ich habe mich schon in der Schulzeit sehr für Geschichte interessiert. Meine damalige Geschichtslehrerin Heidemarie Schweickert hatte ihren Anteil daran. Angefangen habe ich dann mit dem Anfertigen und Bemalen von Zinnfiguren vor sieben Jahren", erinnert sich Matthias Schwaneberg und zeigt bei der Ausstellung des Calvörder Heimatvereins mit Stolz seine Schaustücke und ein Diorama mit Figuren aus der Geschichte und der Fantasiewelt. "Damals schloss ich mich den Magdeburger Zinnfigurenfreunden an. Die haben mich also auf den Weg gebracht. Später habe ich an Kursen in Deutschland teilgenommen, um mein Geschick und meine Fähigkeiten weiter zu entwickeln", erklärt der 37-Jährige.

Zinnfiguren haben eine lange Tradition, eine pädagogische Bedeutung und - je nach Kontext - auch hohen Unterhaltungswert. Schon im alten Griechenland waren die Figuren verbreitet, aber erst ab etwa 1750 traten sie ihren Siegeszug durch europäische, vornehmlich deutsche Kinderzimmer an. Bevorzugt werden sie in Dioramen zu historischen Themen und Schlachten aufgestellt.

In Schwanebergs Welt im Kleinen kämpfen Musketiere für ihre Königin Anna. Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas hätte seine Freude daran, seine Degen schwingenden Romanhelden in der Miniwelt zu beobachten. Immer wieder entdeckt der Betrachter neue Details. Die Abenteuerwelt der drei Musketiere hat Schwaneberg in einem Jahr geschaffen.

Ein weiteres Werk von ihm ist die Umsetzung eines Abenteuers von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Für dieses Projekt hat der Calvörder bei der World Model Expo in Stresa in Norditalien Bronze bekommen. "Es war sehr aufregend, meine Figuren bei dieser Weltmeisterschaft zu präsentieren", gesteht Schwaneberg. Die Idee dafür hatte seine Freundin Ina Weis. Es ist mal etwas anderes, die Romanfiguren aus einem Buch aufsteigen zu lassen. Ungefähr drei Monate arbeitete der Hobbykünstler an diesem kleinen Werk.

Auch seine Fabelwesen verzaubern den Betrachter. Ein spitzohriger Geselle schaut zwischen kaputten Dachziegeln seines Baumhauses und versucht, die Hütte zu reparieren. "Der Kobold hat sichtlich die Nase voll von seinem kaputten Dach. Hammer und Nägel sind nämlich nach unten gefallen. Nicht nur die Figur, sondern auch die Geschichte ist wichtig", erklärt der Erzeuger der faszinierenden Fantasiewelt, für die er bei der Weltmeisterschaft einen Sonderpreis des spanischen Vereins aus Monte San Savino und eine Silbermedaille bekam.

Erfolge hatte er mit seinen Werken auch schon in Ingolstadt und in Kulmbach in Süddeutschland. Auf einem Wettbewerb in Ingolstadt "Herzog von Bayern" bekam er einen Sonderpreis des Vereins "Les Fèlès" aus Ransart in Belgien. Bei den Wettbewerben ist meist seine Partnerin Ina Weis dabei. Sie ist im vergangenen Sommer nach Calvörde gezogen. "Ich habe auch schon versucht, eine kleine Eule zu bemalen, aber dafür fehlt mir die Ruhe und das Geschick", sagt sie und gesteht, dass sie mächtig stolz auf ihren kreativen Freund ist. "Den Weihnachtsmann hat Matthias für mich gemacht. Er steht bei uns im Wohnzimmer in der Vitrine", sagt sie und deutet auf einen schlafenden Greis, der im Schaukelstuhl schnarcht.

Bei der Ausstellung des Heimatvereins erklärt der Calvörder den Interessierten, wie er die Figürchen zum Leben erweckt. "Leider gibt es in Deutschland keine so große Ausstellung, wie die Weltmeisterschaft in Stresa", bedauert Schwaneberg. "Da die Konkurrenz - Recherche im Internet - nicht schläft, muss ich mir auch immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um Chancen auf die begehrten Preise zu sichern. Wenn es aber mal nicht klappt, sage ich mir immer, dass es nicht so schlimm ist, und es beim nächsten Mal besser wird." In drei Jahren ist die Weltmeisterschaft in Chicago/USA. Ein Traum sei es für Schwaneberg, bei dieser "Champions League der Zinnfiguren" dabei sein zu können.