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Erstes Dialoggespräch der Religionsgemeinschaften im Haus der anderen Nachbarn Gemeinsam für Toleranz und Frieden

04.04.2015, 01:19

Mit ihrem Treffen gerade vor Ostern wollen Vertreter der vier Religionsgemeinschaften - der evangelischen, katholischen, islamischen und jüdischen Gemeinde - ein Zeichen setzen. Im Haus der anderen Nachbarn ging es um Toleranz.

Von Marita Bullmann

Haldensleben l "Wir wollen uns kennenlernen, wollen mehr voneinander wissen, um uns besser zu verstehen", sagt Matthias Simon, evangelischer Pfarrer von St. Marien in Haldensleben. Mit der katholischen Gemeinde in Haldensleben wird die Ökumene gepflegt. Doch die Christen wollen sich darauf einstellen, dass auch Menschen anderer Religionen hierherkommen und eine neue oder zeitweise Heimat finden. Deshalb luden sie Vertreter der Synagogen Gemeinde und der islamischen Gemeinde aus Magdeburg zu einem Gespräch ein.

Für das Treffen wählten die Christen das Haus der anderen Nachbarn aus. Die einstige Synagoge wurde vor einigen Jahren einer neuen Nutzung zugeführt. An das Haldensleber Museum angegliedert, soll es über andere Religionen informieren, eingebettet in die Haldensleber Geschichte. Es lädt ein zum Dialog.

Pfarrer Matthias Simon, Gemeindepädagogin Karen Simon-Malue, Judith Vater und Dr. Goetz Wahl von der evangelischen Gemeinde St. Marien und Pfarrer Winfried Runge von der katholischen Gemeinde St. Liborius in Haldensleben trafen sich hier zu einem Gedankenaustausch mit Dr. Moawia Al-Hamid, dem Ersten Vorsitzenden der islamischen Gemeinde Magdeburg, sowie dem Rabbiner Benjamin David Soussan und Wadim Laiter, dem Vorstandsvorsitzenden der Synagogen Gemeinde Magdeburg.

"Kriege, politisch und religiös motivierte Gewalttaten, Vertreibung, Menschenrechts-verletzungen, aber auch Intoleranz, Missgunst und Abschottung gegenüber Flüchtlingen nehmen in den letzten Jahren weltweit dramatisch zu", waren sich alle einig. Das Haus der anderen Nachbarn will daran erinnern, dass friedliches und tolerantes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher religiöser Prägung möglich ist und eine Stadt bereichern kann.

In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: "Zum kulturellen Reichtum gehören unsere Feste: Christen feiern Anfang April das Osterfest, im Glauben an die Auferstehung Jesu. Juden begehen das Pessachfest zur Erinnerung an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft. Muslime feiern im Juni Ramadan zur Erinnerung an das Geschenk des Koran. So voneinander zu wissen, erscheint uns in einer Zeit großer Verunsicherung wichtig."

Gleichzeitig erklärten sie: "Gern möchten wir mit unserem Zusammentreffen den Blick darauf lenken, dass sich die überwiegende Mehrheit der Gläubigen aller Religionen nach einem friedlichen Miteinander sehnt. Auch ist der Alltag in vielen Teilen der Welt solidarischer, als uns die Abendnachrichten oft vermitteln: Beispielsweise setzen sich in Israel und Palestina jüdische, muslimische und christliche Aktivisten Tag für Tag für den Frieden ein. Das sind gelebte Zeichen von Solidarität und interreligiösem Dialog."

Die Vertreter der Religionsgemeinschaften verabredeten, dass sie sich verstärkt gemeinsam dafür einsetzen werden, "dass sich in unserer Region Menschen unterschiedlicher Kultur, Religion und oder Herkunft achten, in Freundlichkeit begegnen und gegenseitig helfen." Weitere gemeinsame Treffen und Veranstaltungen sind geplant. Zu weiteren Gesprächen im Haus der anderen Nachbarn sollen auch interessierte Einwohner eingeladen werden.