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Ausbau des alten Bahnhofs Satueller Rat lehnt Kinderheim ab

Der Ortschaftsrat von Satuelle hat das Vorhaben von Thomas Lohan, im
ehemaligen Bahnhof am Ortsrand ein Kinder- und Jugendheim einzurichten,
abgelehnt. Ob der Investor seine Pläne weiterverfolgt, möchte er von der
Stimmung im Ort abhängig machen. Er plant daher eine
Informationsveranstaltung für die Satueller.

Von Jens Kusian 23.04.2015, 03:19

Satuelle l Mit seiner Zustimmung zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes hat der Haldensleber Stadtrat Anfang März die Weichen für ein Kinder- und Jugendheim am Bahnhofsweg in Satuelle gestellt. Allerdings fiel die Entscheidung, ohne dass der Ortschaftsrat von Satuelle dazu im Vorfeld Stellung bezogen hatte.

Dies droht nun dem Investor Thomas Lohan auf die Füße zu fallen. Denn in einer außerordentlichen Sitzung Ende März hat sich der Satueller Rat mit 4 zu 2 Stimmen mehrheitlich gegen ein Kinder- und Jugendheim im ehemaligen Bahnhof ausgesprochen.

Anfang Februar sei der Ortschaftsrat offiziell von Thomas Lohan über seine Pläne unterrichtet worden, blickt Ortsbürgermeister Mario Schumacher (CDU) zurück. Kurz darauf wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. "Von der Grundstimmung her stand der Rat zu diesem Zeitpunkt dem Vorhaben nicht ablehnend gegenüber", so Schumacher weiter. Auf einer Ortschaftsratssitzung am Tag vor dem Stadtrat sollte eine Beschlussempfehlung für den Stadtrat gegeben werden. Doch an diesem Tag war der Ortschaftsrat nicht beschlussfähig.

Auf Schumachers Intervention hin hatte Stadtratsvorsitzender Guido Henke (Die Linke) dem Stadtrat vorgeschlagen, über die entsprechenden Beschlussvorlagen unter Vorbehalt der Empfehlung des Satueller Rats zu entscheiden. Dies fand jedoch keine Mehrheit. "Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich vorher beantragt hätte, das Thema komplett von der Tagesordnung zu nehmen", räumt Schumacher im Nachhinein ein.

"Unser Ortschaftsrat fühlt sich nun vom Stadtrat übergangen, weil er sich nicht vor der Entscheidung zum Thema positionieren konnte", vermutet Schumacher eine Trotzreaktion hinter der Ablehnung der Heimpläne aus den Reihen seiner Ratsmitglieder. Argumentiert worden sei während der außerordentlichen Sitzung von den Räten allerdings anders, meint er. "Zum einen wurde Lohans fachliche Kompetenz angezweifelt und zum anderen hieß es, dass solch ein Heim nicht nach Satuelle passen würde und Konflikte zwischen den Kindern aus dem Heim und denen aus dem Ort befürchtet werden."

Für Thomas Lohan bedeutet die Entscheidung des Ortschaftsrats, seine Pläne vorerst auf Eis zu legen. "Ich brauche erst ein Feedback aus der Bevölkerung, um zu entscheiden, wie es weitergehen soll", macht er deutlich. Dazu plant er in absehbarer Zeit eine Informationsveranstaltung für die Satueller, um sein Vorhaben persönlich vorzustellen.

Die Befürchtungen, dass es zwischen "seinen" und den Kindern und Jugendlichen aus dem Dorf zu Konflikten kommen könnte, kann Lohan nicht nachvollziehen. "Ich möchte ja kein abgeschlossenes Objekt hier haben. Vielmehr stelle ich mir vor, auch die Kinder und Jugendlichen aus Satuelle mit zu integrieren. Schließlich plane ich auf dem Gelände Freizeitmöglichkeiten, welche die Dorfjugend ebenfalls mit nutzen kann", erklärt er.

Der 45-Jährige ist staatlich anerkannter Erzieher. Als Teamleiter des Vereins "Gewaltfrei Sachsen-Anhalt" bietet er mit den Schwerpunkten Antiaggression, Sozialkompetenz, Deeskalation und Selbstbehauptung seit Jahren landesweit Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung von Konflikten- und Krisensituationen in Arbeitswelt, Jugendhilfe und Alltag an. In dem Heim, das er in Satuelle einrichten möchte, sollen bis zu zwölf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9und 18Jahren betreut werden, die aus Familien kommen, in denen ihr Wohl - das Kindeswohl - gefährdet ist.