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Konferenz in Wolmirstedt über Präventionsmaßnahmen und Verhalten im Notfall Veterinärmediziner wappnen sich für den Fall einer Tierseuche

Von Claudia Labude 18.03.2011, 04:28

Auf fast 180 000 Menschen, die im Landkreis Börde wohnen, kommen laut Statistik 1,6 Millionen Nutztiere. Eine beeindruckende Zahl, die aber schnell zur Gefahr werden kann. Zum Beispiel, wenn es um die Ausbreitung von Tierseuchen geht. Um zu diskutieren, was man präventiv dagegen tun kann und wie man sich bei Feststellung eines Seuchenfalls verhält, trafen sich Tierärzte und Verantwortliche der zuständigen Ämter zu einer gemeinsamen Beratung.

Wolmirstedt. Das Geschnatter im Veranstaltungsraum der B 189 war fast so laut wie im Hühnerstall. Klar, denn die Tierärzte, die dort am Mittwoch zusammenkamen, arbeiten sonst über den ganzen Landkreis verteilt und sehen sich eher selten.

"Das gegenseitige Kennenlernen und Netzwerken war natürlich auch einer der Gründe für unser Treffen", so Dr. Karl-Heinz Genz. Der Leiter des Veterinär- und Lebenmittelüberwachungsamtes des Landkreises hatte seine 33 Praxiskollegen, die im gesamten Bördekreis mit der Betreuung von Nutztierbeständen beschäftigt sind, nach Wolmirstedt eingeladen.

In vier Fachvorträgen wurde der Tierseuchenschutz thematisiert. "Zu so genannten hochkontagiösen Seuchen zählen die Vogelgrippe, Maul- und Klauenseuche sowie Schweinepest", klärt Genz auf. Aktuell gebe es Fälle von Maul- und Klauenseuche in Bulgarien. "Man denkt immer, das ist weit weg. Aber mitunter ist das ganz dicht an uns dran. Durch den grenzenlosen Verkehr innerhalb der EU besteht die Gefahr, dass solche Seuchen auch auf unsere Bestände übergreifen", weiß der Amtsleiter.

Deswegen ging es auf der mehrstündigen Tagung unter anderem darum, wie sich die Tierärzte verhalten müssen, wenn in den Beständen, die sie betreuen, Seuchenfälle auftreten. "Es gibt Vorschriften, dass in so einem Fall alle für diese Seuche empfänglichen Tiere im Umkreis von 1 000 Metern getötet werden müssen sowie eine Sperrbezirk von 3 000 Metern einzuhalten ist", nennt Dr. Genz nur einige der Regeln im Seuchenfall. Die Vielzahl an Dingen, die man beachten muss, könnten nicht vom Landkreis allein bewältigt werden. "Deshalb ist es wichtig, dass unsere Praktiker im Vorfeld sensibilisiert werden und wissen, dass sie im Notfall dazu verpflichtet werden, mit zu helfen."

Die Bedeutung des präventiven Seuchenschutzes stellte Landrat Thomas Webel in seinem Grußwort heraus. Schließlich ist sein Landkreis mit Stendal, Salzwedel und dem Jerichower Land einer der vier Landkreise mit den größten Nutztierbeständen. Und das, obwohl im Jahr 2010 kreisweit sieben Betriebe die Milchproduktion eingestellt hätten, was ein Minus von 1 100 Kühen und 1 200 Jungrindern bedeutete.

"Dass Thomas Webel bei unserer Tagung anwesend war, zeigt, dass er die Brisanz des Themas erkannt hat", lobte und dankte Organisator Genz in Richtung des Landrates. "Es ist auch ein wichtiges Zeichen für unsere Tierärzte, die sehen, dass uns der Landkreis im Notfall zur Seite steht."

Die Referenten, die Genz für Mittwoch eingeladen hatte, klärten die anwesenden Veterinärmediziner unter anderem über Neuheiten aus der Pharmabranche auf. So gebe es, gerade im Fall einer Seuche, nicht mehr nur serienmäßig produzierte Impfstoffe, sondern auch bestandsspezifische, die individuell auf den befallenen Tierbestand abgestimmt werden. Dr. Ewert vom Landesamt für Verbraucherschutz sprach die Rolle der praktizierenden Tierärzte bei der Seuchenbekämpfung. "Er machte am Beispiel der Maul- und Klauenseuche in England aus dem Jahr 2002 und der Vogelgrippe in den Niederlanden deutlich, dass solche Seuchen nicht von den zuständigen Tierärzten allein bekämpft werden können", fasst Dr. Genz den Vortrag zusammen und ergänzt: "In England lag der wirtschaftliche Schaden durch die Seuche im zweistelligen Milliardenbereich!"

In Sachsen-Anhalt sei man präventiv schon auf einem guten Weg. So steht die Tilgung der BHV 1-Rindererkrankung kurz vor dem Abschluss. Gelingt das bei allen Beständen im Land, könne man von den zuständigen Stellen eine Anerkennung bekommen. "Das bedeutet mehr Freiheiten für den Handel", nennt Genz einen Nutzen des Seuchenschutzes.