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Aktion des Arbeitskreises: 273 Tiere haben einen Ring und sind zu Forschungszwecken registriert "Frau Lübben" wird im Fledermaushotel zur Registrierung aus dem Schlaf geholt

Von Anett Roisch 19.03.2011, 05:27

Zum Wohl der so genannten "Königinnen der Nacht" sind Mitglieder des Arbeitskreises Fledermaus Sachsen-Anhalt auf Mission. Das Ziel der Naturfreunde ist es, Fledermäuse im Wald auf dem Langen Berg zwischen Calvörde und Wegenstedt zu beringen und zu registrieren. Eines der 273 Tiere wird auf den Namen "Frau Lübben" getauft, denn sie flog von ihrem Revier bis nach Lübben im Spreewald und zum Überwintern wieder zurück.

Calvörde. Ausgerüstet mit einer Leiter, Eimer, Lupen und Utensilien für die Beringung macht sich Peter Loskarn aus Bülstringen/Schwarzer Pfuhl, Artenschutzbeauftragter im Landkreis Börde auf den Weg, um mit Unterstützung seiner Freunde alle Fledermäuse, die den Winter in seinem Wald bei Calvörde verbringen, zu beringen. Alle Helfer sind Mitglieder des Arbeitskreises Fledermaus.

"Ohne die Hilfe der ehrenamtlichen Naturschützer unseres Arbeitskreises würde ich diese Aktion niemals schaffen", gesteht der heimische Fledermausfreund und beschreibt: "Wir haben den richtigen Zeitpunkt abgepasst, denn in ein paar Tagen werden die Fledermäuse nach der Winterstarre ausfliegen."

Insgesamt hat Loskarn 30 Fledermauskästen an den Bäumen installiert. Während die Großen Abendsegler im Waldstück überwintern, ist der Kleine Abendsegler in den Sommermonaten dort zu finden. Manche Fledermäuse sind das ganze Jahr über am Langen Berg zu Hause. "In diesem Waldstück finden die Tiere ideale Bedingungen. Das ist Herrn Loskarn zu verdanken, der sich hier sehr intensiv um die Tierchen kümmert und seit 14 Jahren die Kästen für die Fledermäuse säubert", beschreibt Bernd Ohlendorf aus Stolberg, Vertreter der Landesreferenzstelle und Mitglied des Arbeitskreises.

Mit der Registrierung kann unter anderem festgestellt werden, ob es Verluste gibt. "Dafür gibt es viele Ursachen, aber eine besondere Gefahr stellen natürlich auch die Windräder dar", ergänzt Loskarn.

Spannend für die Experten ist es zu sehen, woher die bereits beringten Tiere kommen.

Extra wegen der Beringung der Nachtschwärmer sind auch Marcus Fritze aus Roßla und Constanze Mächling aus Niesky, Praktikantin im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, angereist.

Der erste von drei Kästen wird heruntergeholt. Jetzt muss alles ganz schnell gehen, um die kleinen Flieger nicht zu sehr zu stören. Jeder weiß, was er zu tun hat. Das Geschlecht der Fledermaus, die einen Ring mit einer Nummer bekommt, wird bestimmt. Dann kommt das Tier auf die Waage.

Alles wird genau dokumentiert. Auch die Nachtschwärmer, die schon eine Nummer haben, müssen dieses Prozedere über sich ergehen lassen. "Die kennen das schon", meint Loskarn und kann seine Freude kaum bremsen, als er eine ganz bestimmte Fledermaus in seinen Händen hält. "Ja, sie ist wieder da. Die Fledermaus, die ein Naturfreund im Sommer in Lübben im Spreewald, gemeldet hat", jubelt der Artenschutzbeauftragte. "Ja, sie hat wieder im Fünf-Sterne-Hotel Loskarn mit all inklusive überwintert", feixen die anderen Fledermausfreunde und taufen das Weibchen auf den Namen "Frau Lübben". Dann darf sie wieder zu ihren Artgenossen. Schnell verschwindet sie im Kastenloch.

Auch Cindy Jeschke aus Mannhausen gehört zum Arbeitskreis. "Es ist toll, dass es in der Region mit Cindy schon die nächste Generation gibt, die sich um die Fledermäuse kümmert", sagt Ohlendorf.

Kathleen Feige aus See- hausen vom Umweltamt des Landkreises Börde hat auch dienstlich mit dem Schutz der Fledermäuse zu tun. An diesem Tag ist sie aber privat als Mitglied im Arbeitskreis dabei.

Stolz zieht Loskarn Bilanz: "Die Tiere haben den Winter gut überstanden. Sie sehen gesund aus. Wir haben 273 Fledermäuse registriert. 152 haben eine Nummer bekommen. 121 von ihnen hatten bereits einen Ring.

Die Ergebnisse gehen nach Dresden. Dort ist eine große Datenbank, auf die alle Naturfreunde zugreifen können", erklärt Ohlendorf, der sich wünscht, dass es noch mehr Fledermausfreunde in anderen Flugrichtungen gibt, um den Weg der nachtaktiven Säugetiere für die Wissenschaft exakter auszumachen.