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Debatten nach der Party des Vereins Mobsey im Weferlinger Gemeindezentrum / Vize-Vereinschef Jörg Preikschas: "Ruf und Ansehen des Vereins sind ruiniert"

Von Carina Bosse 30.03.2011, 06:27

Die Kritik von Bürgermeisterin Silke Wolf am Zustand des Gemeindezentrums Weferlingen nach einer Veranstaltung des Vereins Mobsey hat gestern eine Welle der Empörung beim Verein und jungen Partygästen hervorgerufen. Von den kritisierten ruinösen Zuständen nach der Party könne keine Rede sein.

Weferlingen. Die Äußerungen der Stadtverwaltung Oebisfelde-Weferlingen zu den Sachbeschädigungen am Wochenende im Gemeindezentrum Weferlingen (Volksstimme vom Dienstag) haben gestern in Weferlingen hohe Wellen geschlagen.

"Ich findet es schade und vor allem nicht richtig, dass Sie sich nicht vor Ort über die Gegebenheiten informiert haben", schreibt Jörg Preikschas, zweiter Vorsitzender des Vereins "Mobsey - Gemeinsam stark für Weferlingen" in einem offenen Brief an Bürgermeisterin Silke Wolf und die Volksstimme-Redaktion.

Ein einfaches Telefonat, zum Beispiel mit dem Ortschaftsrat Weferlingen oder dem Vorstand der Mobseys, hätte seiner Ansicht nach gereicht, um sich über die tatsächlichen Gegebenheiten zu informieren, oder hätte "zumindestens Zweifel aufkommen lassen, ob es wirklich an dem ist, was Ihnen zugetragen wurde", richtet Jörg Preikschas seinen Appell an Bürgermeisterin Silke Wolf. "Sie sprechen von einem Verlassen des neuen Hauses in einem ,ruinierten Zustand\', ohne sich einen genauen Überblick über den Grad der Zerstörung und der Beschädigung gemacht zu haben", so sein Vorwurf.

Der Ortsrat von Weferlingen und Vertreter des Vereins hatten sich am Montagabend bei einer Begehung selbst ein Bild vor Ort gemacht. Ortsbürgermeister Hans-Werner Kraul zählt im Nachhinein die Schäden auf: zwei abgebrochene Toilettenpapier-Halter, ein defekter Seifenspender an einem Waschbecken und eine kaputte Sichtblende zwischen zwei Urinalen.

"Das kann man wohl kaum als ruinös bezeichnen", sagt "Mobsey" Jörg Preikschas.

Der weitere Kritikpunkt Wolfs, dass im Objekt geraucht worden war, konnte der Ortschaftsrat während seiner Begehung am Montag allerdings noch feststellen. "Der Rauch war im Toi- lettenbereich noch zu riechen", so Hans-Werner Kraul.

Allerdings sei auf das Rauchen im Objekt unverzüglich reagiert worden, sagt der Ortsbürgermeister. Drei Hausverbote seien ausgesprochen worden. Die Sicherheitskräfte hätten die Durchsetzung des Rauchverbotes kontrolliert, sagt auch Jörg Preikschas. Kritisierte Brandflecken seien am Montag keine festgestellt worden.

Flecken an der Fassade nicht von der Feier

"Veranstaltungen in einer Größenordnung von 400 Besuchern gehen selten zu Ende, ohne dass es Zwischenfälle gibt. Für eventuell auftretende Schäden gibt es eine Veranstaltungs-Haftpflichtversicherung, so auch in diesem Fall" , räumt Jörg Preikschas ein.

Die "fehlerhafte und übertriebene Darstellung" der Beschädigungen vor Ort lasse aber die Leser des Artikels "Bürgermeisterin Silke Wolf schockiert: Schon Schäden am nagelneuen Haus" in der Dienstag-Ausgabe der Volksstimme vermuten, dass der Saal ruiniert sei und erst wieder durch größere Renovierungsmaßnahmen zugänglich gemacht werden könne, so Preikschas. "Das Einzige, was ruiniert ist, sind der Ruf und das Ansehen des engagierten Mobsey e. V. aus Weferlingen. Sie schaden nicht nur dem Verein, sondern blockieren den sozialen und kulturellen Aufbau des Fleckens Weferlingen. Diesem Artikel lag eine Recherche zu Grunde, die man eigentlich nur von einer großen deutschen Tageszeitung her kennt" , kritisiert Jörg Preikschas.

Silke Wolf hält an ihrem Standpunkt fest: "Es tut mir leid, wenn ich sehe, dass das Objekt für 1,9 Millionen Euro schon kurz nach der Eröffnung einen solchen Zustand aufweist." Sie hoffe nur, dass die Schäden beziehungsweise deren Regulierung über eine Versicherung des Vereins abgedeckt seien.

"Der Seifenspender landete offensichtlich an der Decke, der einen Fleck hinterließ", beschreibt sie ihre Beobachtung. Auf dem Fußboden habe gestern noch Kaugummi geklebt, ein Teil des Parketts sei kohlrabenschwarz. Flecken gebe es auch an Türen, Tisch und Waschbecken. Jetzt müsse sie Reinigungspersonal für mehrere Tage dort binden. Für die Fassade sei zum Glück noch vorhandene Farbe zum Ausbessern da gewesen.

"Beschmierte Innen- und Außenwände können nicht auf diese Veranstaltung zurückzuführen sein, da es sich um Rotweinflecken handelte, jedoch kein Rotwein ausgeschenkt wurde", erklärt dazu Jörg Preikschas.

Amtsgarten-Projekt durch Partys finanziert

Mit dieser Art und Weise der öffentlichen Diskussion sei, so Jörg Preikschas, jungen engagierten Menschen aus Weferlingen und Umgebung jegliche Courage genommen, sich für ihren Heimatort einzusetzen. "Kulturelle Veranstaltungen, für die solch ein Haus meines Erachtens geschaffen wurde, werden so schnell nicht wieder stattfinden", konstatiert der Vize-Vereinsvorsitzende.

Er sehe damit auch die Arbeiten rund um das Projekt Amtsgarten in Weferlingen mehr als gefährdet, wenn nicht sogar beendet. Das Projekt Amtsgarten zur Schaffung von Sport-, Spiel- und Freizeitangeboten wird von den Mobseys seit dem vergangenen Jahr betreut und finanziert.

"Die Gelder, die nun schon im fünfstelligen Bereich in dieses Projekt geflossen sind, sind Einnahmen aus Partys und Tanzveranstaltungen, die der Verein für Jugendliche organisiert", sagt Jörg Preikschas. Ein Teil der Gelder stamme auch aus Spenden von hiesigen Firmen und von Bürgern.

Es bedürfe einer gehörigen Portion Mut, im jungen Alter der Vereinsmitglieder solche Veranstaltungen durchzuführen. Der Verein habe nicht ,auf seine Art im neu erbauten Bürgerzentrum Einweihung gefeiert\', sondern eine Veranstaltung durchgeführt, um weitere finanzielle Mittel für die Verfolgung seiner Ziele und Zwecke zu erwirtschaften, so Jörg Preikschas. Unter anderem hatte der Verein Mobsey die Einweihungsfeier des Gemeindezentrums Weferlingen am 19. März mit 3 500 Euro unterstützt.