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Fünfte Kriminacht in der Haldensleber Gaststätte Richter/ Thriller-Autor Andreas Winckelmann: "Wer weiß, was ich ohne das Schreiben als Ventil tun würde"

Von Julia Schneider 23.05.2011, 06:40

Der aufstrebende Autor Andreas Winckelmann ist zurzeit auf Lesereise durch Deutschland. Bei der Kriminacht in Haldensleben stellte er seinen fünften Thriller "Blinder Instinkt" vor.

Haldensleben. Die mittlerweile fünfte Kriminacht, die Buchhändlerin Ursula Fricke gemeinsam mit der Gaststätte Richter auf die Beine gestellt hatte, wollten viele Stammgäste nicht verpassen. Diesmal war es der Bremer Thriller-Autor Andreas Winckelmann, der die Zuhörer zu einer schaurigen Lesung lockte.

Er stellte seinen fünften Psychothriller "Blinder Instinkt" vor, in dem ein eiskalter Psychopath es auf blinde Mädchen abgesehen hat. Schon mit der Einleitung des Buches wird der Leser wie auch die Zuhörer in der Gaststätte direkt in das Geschehen geworfen: An einem heißen Sommertag sitzt ein junges Mädchen in einem verwilderten Garten auf einer Schaukel. Sie spürt ganz deutlich, dass sich ihr jemand nähert, jemand, von dem etwas zutiefst Böses ausgeht. Sie versucht wegzulaufen, schafft es jedoch nicht.

Einige Jahre später wird die Kommissarin Franziska Gottlob zu einem Wohnheim für Kinder gerufen, aus dem ein junges, blindes Mädchen verschwunden ist. Vom Täter der offensichtlichen Straftat fehlt jede Spur. Was die Fälle miteinander zu tun haben, erfährt der Leser erst nach und nach.

Sein Buch schrieb Andreas Winckelmann aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven und beschreibt darin sehr eindringlich sowohl die Wahrnehmungen der blinden Mädchen als auch die wirren Gedanken des Triebtäters.

"Dieser Teil hat mir am meisten Spaß gemacht", erzählte der Autor. "Ich kann mich ohne Weiteres in einen irren Psychopathen hinein versetzen, da geht mir das Schreiben dann ganz flüssig von der Hand", sagte der ambitionierte Newcomer und verriet, dass er sich durch das Beschreiben der Gedanken normaler Menschen wiederum stets hindurchquälen muss.

"Vielleicht ist das Schreiben über Psychopathen ja so eine Art Ventil für mich, wer weiß was ich sonst so mit meinen Gedanken anstellen würde", erklärte Winckelmann so glaubhaft, dass man fast Angst vor dem sympathischen 42-Jährigen bekommen konnte.

Vor dem Hintergrund, dass der Autor bereits seit seinem achten Lebensjahr Thriller liest, verwunderte diese Aussage jedoch kaum. Sein erster Lieblingsschriftsteller war Steven King.

In keinem Job hielt es Winckelmann bisher lange aus, er versuchte sich unter anderem als Soldat, Taxifahrer und Sportlehrer. Nur das Schreiben konnte ihn bisher zufriedenstellen und dauerhaft fesseln. Normale Romane oder romantische Geschichten wären jedoch nichts für ihn, erklärte der Autor.

Seine Vorstellungskraft fördere eigentlich immer Böses und Gruseliges zutage, auf die Handlungen seiner Bücher komme er meist durch Alltagserlebnisse. Ähnlich entstand auch der Roman "Bleicher Tod", der im Oktober erscheint.