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Neues Projekt in Haldensleben, bei dem Migranten und Einheimische miteinander Sport treiben Für Akzeptanz gemeinsam Tore schießen

Von Marian Hackert 14.03.2012, 03:08

Unter dem Motto "Inte-gration durch Sport" ist in der Sporthalle der evangelischen Sekundarschule in Haldensleben ein neues Projekt ins Leben gerufen worden, das Migranten und Deutsche in Haldensleben einander auf sportliche Art und Weise näher bringen soll.

Haldensleben l Wenn Menschen unterschiedlicher Länder zusammenkommen und gemeinsam sportlich aktiv werden, muss der Grund nicht zwangsläufig eine Weltmeister- oder Europameisterschaft sein. "Menschen unterschiedlicher Herkunft sollen Gemeinsamkeiten entdecken und lernen, einander besser zu verstehen", bringt Projekt-Leiter David Terbach den Grundgedanken des neuen Projektes im Einzugsgebiet Süplinger Berg in Haldensleben auf den Punkt.

Der Projektstart fand bereits guten Zuspruch. So jagten mehr als 20 Teilnehmer aus Usbekistan, Sibirien, Kasachstan, dem Sudan, der Ukraine und eben auch aus Deutschland dem runden Leder beim Fußball hinterher oder pritschten sich den Ball beim Volleyball zu. "Wir haben keine Altersgrenzen gesetzt, so dass jeder der Lust an Sport und Bewegung hat, gern gesehen ist", erklärt Terbach, selbst begeisterter Sportler. Der Haldensleber, der gebürtig aus Samarkand kommt, übernimmt das Projekt ehrenamtlich, damit nun jede Woche die Möglichkeit besteht, für gemeinsamen Sport zusammenzukommen. "Jeden Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr können wir die Turnhalle zum Fußball- und Volleyballspielen nutzen", freut sich Terbach.

Er lebt seit einem Jahr in Haldensleben, ist unter der Woche häufig auf Montage im europäischen Ausland, und hatte die Idee, dass Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund über den Sport gemeinsam Zeit verbringen.

Für Vereine interessieren

Er ging mit der Idee zu Lada Kutza, Integrationsbeauftragte im Landkreis Börde, und rannte offene Türen ein. Auf einen Ehrenamtlichen wie ihn hatte sie nur gewartet. Dann hat sie die Gründung einer Arbeitsgruppe angestoßen, zu der auch Vertreter des Kreissportbundes, des Jugendamtes, der Polizei und aus der Stadt Haldensleben gehörten. "Sie haben den Bedarf für diese Projektidee festgestellt. Die Zielgruppe gab es auch, denn ich weiß, dass ein solches Angebot gewünscht wird", erklärt Lada Kutza die Ergebnisse der Beratungen.

Und auf dieser Basis gelang es, Geld aus dem Bundesprogramm "Integration durch Sport" zu erhalten, freut sie sich. Auf der Suche nach einer geeigneten Lokalität wurde man schließlich mit der Sporthalle der evangelischen Sekundarschule fündig. "Die Lage der Sporthalle ist ideal, da viele Menschen, die unser Angebot annehmen aus der direkten Nachbarschaft stammen", erzählt David Terbach. Getragen vom Gemeinschaftsgedanken sollen mit Hilfe des Projekts vielfältige Ziele verwirklicht werden, hoffen die Organisatoren. "Langfristiges Ziel ist, dass die Bürger sich in die Vereine im Kreis integrieren", erklärt Lada Kutza. "Das Angebot soll als Brücke dienen, damit sich die Migranten für eine Vereinsmitgliedschaft im Kreis öffnen." Die Turnhalle der evangelischen Sekundarschule soll dabei ein Ort interkultureller Begegnung sein, wo sich Menschen verschiedenster Nationalität gegenseitig kennenlernen und Kontakte knüpfen können. Es gehe um soziale Akzeptanz und Respekt voreinander. Und um Chancen, sich zu beteiligen. "So geht es auch um die Partizipation der Migranten im Sport", erklärt Lada Kutza. "Sie sollen die Organisation von Angeboten selbst in die Hand nehmen." Und das ist nun mit David Terbach und weiteren Mitstreitern, die er dafür gewinnen konnte, offenbar gelungen.

Dass alle großen Ziele nicht von heute auf morgen umsetzbar sind, wissen auch David Terbach und Lada Kutza. Zielgruppenspezifische Angebote kann sich Lada Kutza für Jugendliche aber längst auch in Oschersleben oder für Senioren in Wolmirstedt vorstellen. Das aber ist noch Zukunftsmusik, weiß sie genau. Zunächst freut sie sich über den gelungenen Auftakt in Haldensleben. "Das Projekt steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber schon jetzt ist zu sehen, dass Sport das Mittel ist, welches am ehesten Begegnung schafft", sind sich die beiden Initiatoren sicher. Toleranz und Akzeptanz kommen dabei aus dem Sport heraus, denn wen kümmert es, aus welchem Land der Torschütze kommt - außer bei einer Welt- oder Europameisterschaft.