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1075-Jahr-Feier lässt dörflichen Zusammenhalt spüren - Bürger und Firmen demonstrieren gerüttelt Maß Uneigennützigkeit Vahldorf: Umzug bleibendes Stück Erinnerung

Von Klaus Dalichow 25.06.2012, 03:31

Binnen 50 Minuten sind die Vahldorfer am Sonnabend zwei Mal um ihre Kirche gezogen. Dann strebte der Festumzug der Wiese an der Straße nach Hillersleben zu - die Schaulustigen vom Straßenrand im Gefolge.

Vahldorf l "Ein schöner Umzug", lautete das Urteil von Ernst Kohnert ohne Umschweife. "Viel originalgetreue Kleidung. Und es kam dörflicher Zusammenhalt rüber." Der frühere Gastwirt aus Wolmirstedt sollte es wissen. Er und Ehefrau Christa sind mit ihren achtzig Lenzen noch rüstig und an den Wochenenden viel auf Volksfesten in der Umgebung auf Achse. Am Sonnabend wollten die Eheleute vom Höhepunkt der 1075-Jahr-Feier in Vahldorf zum großen Sängertreffen in Neuenhofe weiter. Kohnert hatte auch das Bedürfnis, alte Bekannte wiederzutreffen, nach Vahldorf getrieben. Er ist im nahen Hillersleben geboren und eingeschult worden.

Auch Gemeindebürgermeisterin Erika Tholowsky hielt sich mit Lob nicht zurück. Die erste Frau der Einheitsgemeinde Niederen Börde, zu der Vahldorf seit der Aufgabe seiner Selbständigkeit am 1. Januar 2004 gehört, lief bei den Honoratioren an der Spitze der Formationen mit, also bei Ortsvorsteher, Feuerwehrhauptmann, Polizist, Lehrer, Pfarrer und Landarzt. Tholotowsky war erstaunt, aus welchen Kammern und Speichern die Vahldorfer die Requisiten und Kostüme für ihren Umzug hervorgeholt hatten. "Wenig finanzielle Mittel investiert, aber ein bleibendes Stück Erinnerung für die nächsten 25 Jahre geschaffen", fasste sie ihre Eindrücke zusammen. Tholotowsky machte ein gerüttelt Maß Uneigennützigkeit unter den Vahldorfern aus. Enno Wolff, stellvertretender Ortsbürgermeister, hatte Statistik geführt. Nach seiner Rechnung lag die Zahl der Umzugteilnehmer bei 170. Jede dritte der 479 Vahldorfer Seelen lief demnach die zweimalige Ehrenrunde um die Johanniskirche mit.

Das Bild der ausgesuchten Kleider und Requisiten in den Schaubildern vervollständigten sechs Traktoren, acht Transporter mit Hänger und vier Pferdegespanne. Der Umzug ließ eine Gliederung erkennen. Der Formation der Honoratioren folgte das Bild "Leben in Vahldorf - gestern und heute". Hier wurden die vier ältesten Bürger des Dorfes in einer Kutsche chauffiert. Die Jüngsten - die Steppkes der Kita "Dreikäsehoch" - hatten auf einem Hänger Platz bezogen und beschauten das Geschehen von oben. Es schloss sich der Teil "Handel und Gewerbe" an. In ihm stellten die ansässigen Firmen ihr Leistungsangebot ideenreich zur Schau. Beim Stahlbauer rauchte die Schmiede-Esse und klang der Amboss. Die Käsemacher reichten ihr Produkt im Fußball-Look ins Volk.

Es folgte Land- und Hauswirtschaft mit alter und neuer Technik und am Ende marschierte im Bunde mit Fußballern, Schrebergärtnern und Jägern, das was schon immer ins Dorf gehörte und gehört: Krankenschwester, Hebamme, Postfrau. Die Freiwillige Feuerwehr bildete symbolisch den Schlusspunkt. "Sie ist der Beschützer der Einwohner", erklärte Ulrich Fehlhauer den Hintergrund. Der bühnenerfahrene und wortgewandte Musiker hatte die Erläuterung der Schaubilder übernommen. Sohn Nico besorgte das Einspiel der Musik für den richtigen Marschschritt. Von zentraler Stelle aus zu beschallen, erwies sich als richtige Entscheidung.