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Erstes Schlittenhunde-Wagenrennen mit Teilnehmern aus ganz Deutschland in Calvörde Lauft, Huskys, lauft! -- auch ohne Schnee

Von Anett Roisch 29.10.2012, 02:29

Zum Schlittenhunderennen ist Schnee nicht unbedingt nötig. Ein fester Wille reicht auch schon, wie das Rennen am Wochenende im Calvörder Grieps zeigt. Die Huskys jagen über Stock und Stein und bewältigen eine 5,8 Kilometer lange Strecke. Nur wer keine Fehler macht, kann am Ende ganz vorne landen.

Calvörde l Jackjack ist der Rudelchef. Der Husky scharrt mit den Pfoten im Laub, jault und bellt. Es ist nur noch eine Stunde bis zum Startschuss, die Anspannung steigt. Jackjacks Herrchen, Angela und Andreas Wiatowsi aus Dannefeld, sind schon zeitig aufgestanden. Ihr Wohnwagen steht auf dem Gelände des Calvörder Grieps.

Wer am Schlittenhunde-Wagenrennen, den der Sachsen-Anhalter Schlittenhunde-Sportclub (SASC) organisiert hat, teilnehmen will, benötigt einen Vorschlaghammer. Natürlich braucht er auch Hunde, Wagen, ein Auto und einen Wohnwagen. Aber der Vorschlaghammer ist Pflicht. Grund dafür: die Rennen sind kurz und die Pausen lang. Dann müssen die Hunde an eine am Boden gespannte Kette gelegt werden. Damit die Kette die Hunde hält, wird sie an langen Eisen befestigt, die mit dem Hammer in den Boden getrieben werden. Helmut Gottschlich, der Vorsitzende des SASC und seine Mannschaft sorgen auch ohne Hammer für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. 60 Musher (Fachausdruck für den Menschen, der ein Schlittenhundegespann lenkt) bereiten sich auf das Rennen vor. Auf der Strecke sind Läufer mit einem Hund und Gespanne mit bis zu zwölf Hunden zu sehen.

"Heute sind wir nur 24 Kilometer weit gefahren. Am nächsten Wochenende sind es zur Europameisterschaft über 300 Kilometer bis nach Christianslust in Schleswig-Holstein", blickt Angelika Wiatowski voraus. "Die Sibirien Huskys und der Sport - das hat uns fasziniert", erzählt Andreas Wiatowski, der sich bereits im letzten Jahr den Vize-Weltmeistertitel erkämpft hat. Und auch sein 14-jähriger Sohn Mark, der in Calvörde mit vier Hunden startet, ist bereits ein Deutscher Meister und ein Europameister. Zum Wiatows- ki-Team gehört Nancy Huhn aus Hödingen. Auch sie geht mit einem Husky und auf dem Fahrrad sitzend an den Start.

Es kostet viel Mühe. Die Huskys brauchen täglich Pflege und müssen trainiert werden, wie Angela Wiatowski, die als Tierheilpraktikerin tätig ist, erklärt: "In der Familie gibt es 16 Huskys, die in der Woche mehr als 71 Kilogramm Fleisch fressen." Auch kurz vor dem Rennbeginn gibt es eine Stärkung für die Polarhunde. Indes bereitet Wiatowski den Wagen vor. Es sind jetzt noch zehn Minuten bis zum Start. Die Schlittenhunde der Wiatowskis werden unruhig. Sie tänzeln auf ihren Pfoten, drehen sich nervös im Kreis. Für die fünfeinhalb Monate junge Miota ist es die erste Veranstaltung. Ihre Ohren sind gespitzt, der Blick ist scheu. "Ihr ist es etwas zu viel Trubel heute", vermutet Wiatowski. Kein Wunder: Von allen Seiten jaulen über 300 Schlittenhunde.

Dennoch beginnt für das Rudel die heiße Phase: Wiatowski holt das Zuggeschirr. Zusammen mit seiner Frau legt er den Hunden die Gurte an. Dann werden die Hunde an den Wagen gespannt. Alles hat seine Reihenfolge: "Ganz vorn läuft der dreijährige Blitz, der schnellste Hund im Team. Der hat richtig viel Kraft", sagt Angela Wiatowski. Auch Jackjack hetzt in vorderer Position. Als Rudelführer ist er besonders gut auf die Kommandos trainiert.

Das Startsignal ertönt. Sobald der Musher die Bremse löst, stürmen die Hunde los und machen richtig Tempo. "Lauft, Huskys, lauft!", heißt das Kommando. Die schnellsten Gespanne kommen auf durchschnittliche Geschwindigkeiten von rund 30 Kilometern pro Stunde. Über Baumstämme und Wurzeln kommen sie problemlos. Als der Wagen einem fremden Hund begegnet, sind die Huskys aufgewühlt. Wiatowski muss seine Tiere jetzt kräftig antreiben, damit sie wieder mit voller Kraft ziehen. "Man sollte schon fit sein", sagt Gottschlich. Was für die Hunde eher austoben bedeutet, ist für den Musher auf dem Schlitten oder Wagen Ausdauersport. "Wir haben schon die unterschiedlichsten Veranstaltungen im Grieps erlebt, aber noch nie ein Schlittenhunde-Rennen", freut sich auch Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake und schwärmt: "Es ist ein toller Sport." Gottschlich bedankt sich bei der Gemeinde für die unkomplizierte Unterstützung.

Am Ende reicht es für Mark und seine vier Hunde für den zweiten Platz. Sein Vater Andreas holt sich mit sechs Hunden den ersten Platz. Jackjack hat als Rudelchef allerbeste Arbeit geleistet.