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Die Volksstimme, die Stadt Havelberg und der Verein "Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit" wollen Kindern in Afrika Freude bringen Spendenaktion: Ein Sportplatz für Princess Town

Von Dieter Haase 01.06.2013, 03:18

Der heutige 1. Juni ist der Internationale Kindertag. Die Volksstimme, die Stadt Havelberg und der Verein "Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit" möchten ihn zum Anlass nehmen, um eine neue Spendenaktion zu starten: für die Kinder in Princess Town an der Westküste von Ghana (Afrika).

Havelberg l 365 Tage Sonne im Jahr -was will man mehr? - und eine paradiesisch anmutende Landschaft mit Urwald, Palmen sowie dem Atlantik mit einem herrlich weißen Sandstrand direkt vor der Haustür - das sind die großen Vorzüge von Princess Town in Ghana. Die Natur - Meer (Fische), Busch (Tiere, Früchte) und ein äußerst fruchtbarer Boden (eigener Anbau) - sowie die Haltung von Haustieren sorgen zudem dafür, dass für die rund 5000 Einwohner von Princess Town immer Nahrung und auch Trinkwasser (aus Brunnenanlagen) vorhanden ist. Zu hungern braucht hier niemand - in vielen anderen Ländern Afrikas ist das bekanntlich anders.

Bei all dem bleibt mir als Besucher die große Armut der Menschen hier trotzdem nicht verborgen. Ja, für den ersten Moment kam es mir vor, als hätte mich eine Zeitmaschine weit zurück in die Vergangenheit katapultiert: als hier noch die brandenburgische Flagge wehte und in Havelberg gebaute Schiffe im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm tausende Menschen als Sklaven verschleppten (Beitrag unten).

"Onkel James" steht bei Kindern hoch im Kurs

Es ist eine völlig andere Welt. Bruchbuden sind als Bezeichnung für das, in dem ganze Großfamilien - 12 bis 14 Kinder sind keine Seltenheit - auf engstem Raum leben, noch vornehm ausgedrückt. Einige "Behausungen", die nicht mehr sind als ein maroder Holzschuppen, sehen aus, als würden sie beim nächsten stärkeren Luftzug zusammenfallen. "Das ist nun mal nicht anders bei uns. Es ist unser Zuhause", entgegnet "Onkel James", wie er liebevoll nicht nur von den Kindern genannt wird. Für ein anderes, besseres Leben reiche das Geld einfach nicht. Selbst in Familien, in denen die Väter einer geregelten Arbeit nachgehen, sind Cedis (Währung in Ghana) mehr als knapp.

"Onkel James" ist nicht nur als "Medizinmann" in Princess Town beliebt. Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, den Kindern und Jugendlichen Spaß und Freude zu bereiten. Vor allem nach Fußball sind die Jungen - und auch Mädchen - ganz verrückt. "Onkel James" ist somit auch zum Fußballchef von Princess Town geworden. - Sportvereine wie in Deutschland gibt es mitten im ghanaischen Busch nicht.

Von den ganz Kleinen bis zu den 17-Jährigen hochgerechnet, sind es weit über hundert Kinder und Jugendliche, die sich im Wechsel fast täglich auf dem einzigen Sport- und Fußballplatz des Ortes treffen, um unter Anleitung der beiden engagierten Trainer Francic Quaicoe und Edmund Kermah Sport zu treiben.

Die Idee zu einer Spendenaktion kam mir, nachdem ich an einem Nachmittag als Gast am Training der kleinen Kicker teilgenommen hatte.

Platzsanierung ist das große Ziel

Gleich mehrere gute Gründe gibt es für Hilfe aus Havelberg und Umgebung. Die eine ist die geschichtliche Verbindung von Havelberg und Princess Town. Die andere, dass es für das Sporttreiben in Princess Town so ziemlich an allem fehlt. Vor allem an einem vernünftigen Sportplatz. Von Löchern und anderen Schadstellen übersät, von einem Rasen ganz zu schweigen, würde das "Stadion" von Princess Town in Havelberg nicht mal mehr als Bolzplatz herhalten. In einer Sanierung oder Teilsanierung und Umzäunung - abhängig davon, wie viel Spendengeld zusammen kommt - besteht das große Ziel der Spendenaktion, für die wir Volksstimme-Redakteure als Partner auch die Stadt Havelberg und den Verein "Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit" mit ins Boot holen konnten. Wenn es bis zum Ende des Jahres zu schaffen wäre, wäre es das größte und beste Weihnachtsgeschenk, das die Kinder in Princess Town je bekommen haben. "Früher verschleppten in Havelberg gebaute Schiffe Menschen als Sklaven aus dem damaligen Groß Friedrichsburg, heute sollten wir die Möglichkeit nutzen, den Kindern und Bewohnern von Princess Town ein ganzes ,Schiff\' voll mit Freude zu schicken", zeigte sich der Havelberger Bürgermeister Bernd Poloski von der Aktion überaus angetan.

15 Jahre alte T-Shirts und ein Ball für alle

Ein zweiter Teil der Spenden soll die für das Sporttreiben notwendigen Utensilien beschaffen helfen: Sportbekleidung für den Schulsport und zwei, drei komplette Fußballkluften sowie Bälle und Leibchen für die Kinder- und Jugendmannschaften zum Beispiel. Denn auch davon können sie nur träumen. Der jetzige eine Spiel- und Trainingsball, den alle nutzen, ist mindestens genauso alt, wie die zwei Satz T-Shirts, die die Deutsche Botschaft den fußballbegeisterten Kindern vor etwa 15 Jahren geschenkt hat. Das "Mindesthaltbarkeitsdatum" ist längst überschritten...

Dass alle Spenden auch da angekommen, wo sie hin sollen, dafür übernehme ich die volle Garantie. Ich bringe sie persönlich nach Princess Town. Für Juli und Dezember sind bereits Reisen gebucht.