1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Maschinenring unersetzlicher Begleiter der Bauern

EIL

Unternehmen mit Sitz in Fischbeck wurde nach der Flut zum wichtigsten Anlaufpunkt und Helfer für Landwirte Maschinenring unersetzlicher Begleiter der Bauern

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 19.12.2013, 02:01

Bedingt durch die Flut hielten die Mitglieder des Maschinenringes Elb-Havel-Winkel ihre Jahresversammlung mit Rückblick auf 2012 erst dieser Tage in Fischbeck ab. Wenn es über 2012 nur Freudiges zu berichten gibt, so prägen doch die Ereignisse der letzten sechs Monate die Arbeit der Landwirte.

Elbe-Havel-Land l Die Jahreshauptversammlung befand sich gerade in Vorbereitung, da brach mit dem Deichbruch die Katastrophe auch über die Landwirtschaft herein. Alles Obligatorische rückte in den Hintergrund - nun galt es, den Bauern zu helfen. Immerhin 60 Betroffene gibt es im Elbe-Havel-Land. "Egal, ob sie Mitglied im Maschinenring waren oder nicht, wir haben allen geholfen." Geschäftsführer Christoph Albrecht berichtet, dass der Maschinenring mit seinem im Dezember 2012 eingeweihten Sitz auf einer alten Hofstelle in der Fischbecker Hauptstraße nahe der höhergelegenen Kirche noch recht glimpflich davongekommen ist. 30000 Euro Schaden sind am Gebäude entstanden, die Maschinen waren rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden.

Der Maschinenring, zu dem seit zehn Jahren auch die Elb-Havel-Winkel Service GmbH gehört, wurde ab Ende Juni zum Anlaufpunkt für die Bauern. Hier bekamen sie alle benötigten Informationen beispielsweise zu den Anträgen auf Schadensausgleich, konnten sich austauschen und besprachen, wie die Politik auf die dramatische Situation der Landwirtschaft nach dem Deichbruch aufmerksam gemacht wird. Denn etliche Bauern erlitten einen 100-prozentigen Verdienstausfall, weil alle erntebereiten Flächen geflutet waren, tagelang konnte keine Milch verkauft werden. Koordiniert hat der Fischbecker Betrieb außerdem die Verteilung der Futterspenden.

"Der Maschinenring war eine wichtige Hilfe", erklärt Christian Bleis aus Schönhausen. Alle seiner 400 Kühe wurden evakuiert, die 300 Hektar Land standen unter Wasser. Er schildert, dass der Maschinenring beispielsweise einen Teleskoplader zur Verfügung stellte, mit dem der Schlamm aus der Stallanlage gebracht werden konnte. Außerdem bekam er Hochdruckreiniger zur Verfügung gestellt. Auch ein halbes Jahr nach der Flut sind die Sorgen der Bauern nicht kleiner. Zum einen sind die bereits mit Wintergetreide bestellten Felder und auch die Wiesen nass, "im Trüben steht das Wasser", fürchtet Christian Bleis um die Ernte 2014. Zum anderen bereiten ihm die erst jetzt deutlich sichtbaren Risse an den Gebäuden Kopfschmerzen. "Die Risse werden immer stärker. Wer weiß, was bis zum Frühling noch alles passiert..."

"60 Prozent Ausgleich sind nicht akzeptabel!"

Unverständlich ist für den Bauern und Lohnunternehmer Dieter Northe, dass es nur eine 60-prozentige Entschädigung für die Landwirte gibt. Er ist selbst stark mit Wohnhaus, Betriebsgelände und Äckern betroffen, und als Lohnunternehmer hatte er plötzlich auch fast keine Aufträge mehr bei anderen Landwirten, für die er erntet, pflügt und bestellt. "Von den Versprechungen, die die große Politik gleich nach dem Deichbruch gemacht hat, ist heute keine Rede mehr." Viele Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht und versuchen mühsam, die Katastrophe zu überstehen, "es bleibt uns ja nichts anderes übrig". Seine und die Situation der anderen Bauern hatte Dieter Northe auch Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch an der Deichbruchstelle geschildert. Die anfängliche Zuversicht, dass auch den Bauern umfassend geholfen wird, wandte sich inzwischen in Enttäuschung, "die 60 Prozent sind alles andere als akzeptabel und lassen uns an den Rand des Existenzminimums geraten".

Dieter Northe ist zusammen mit Achim Vogler stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Dem im Sommer verstorbenen Vorsitzenden Hubertus Busse aus Mangelsdorf gedachten die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung mit einer Schweigeminute. Auf der nächsten Mitgliederversammlung im Februar/März soll ein neuer Verantwortlicher gewählt werden.

Bevor es im letzten Tagesordnungspunkt um die Situation nach der Flut ging, wurde Rückschau auf 2012 gehalten. Und es war ein durchaus erfreuliches Jahr. Denn nachdem im Januar der Beschluss zum Ausbau der alten Hofstelle in Fischbeck gefasst wurde, erfolgte zügig der Umbau, am 6. Dezember wurde Einweihung gefeiert. "Es ist einmalig in Ostdeutschland, dass der Maschinenring eine eigene Geschäftsstelle hat", ist Christoph Albrecht stolz. Auch darauf, dass der Gesamtumsatz 2012 auf 1,6 Millionen Euro gesteigert werden konnte und dass zehn Mitarbeiter Beschäftigung beim Maschinenring und der Service GmbH haben. Über 70 Einsätze bei Betriebshilfen stehen in der Statistik, 10000 Stunden kamen dabei zusammen. Außerdem koordinierte der Maschinenring die Logistik von drei Biogasanlagen, vermittelte Maschinen und baute die Kundschaft im Bereich der Entnahme von Bodenproben weiter aus.

Der Maschinenring hat 132 Mitglieder, die 35000 Hektar Land bewirtschaften. "Wir tun alles Erdenkliche, dass die Landwirtschaft die Katastrophe übersteht", versichert Christoph Albrecht.