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Scharlibber Agrargenossenschaft lässt zunächst den Sozialtrakt herrichten Sanierung der Flutschäden bei "Elbeland" beginnt

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 17.01.2014, 02:18

Dröhnender Lärm der Bohrhämmer und Staub zieht durch den Sozialtrakt der Scharlibber Agrargenossenschaft "Elbeland". Hier werden seit vergangener Woche die Schäden behoben, die die Flut angerichtet hat.

Scharlibbe l "Die Vorbereitungen haben viel Zeit in Anspruch genommen. Jetzt geht es endlich los", ist Geschäftsführer Ottmar Kapl froh, dass die Baufirmen angerückt sind. Er weiß, dass die Arbeitsbedingungen in den kommenden Wochen besonders schwierig sind. Auch für Ute Panther im Büro, wo alle organisatorischen Fäden zusammenlaufen. Die Agrargenossenschaft steht mit Schweineproduktion, Milchviehhaltung, Ackerbau und Nutzung der erneuerbaren Energien Solar und Biomasse auf mehreren Beinen. Das Büro ist der einzige Bereich, der während der gesamten Bauphase im Sozialtrakt in Betrieb bleibt.

Der Umkleidebereich für die Mitarbeiter, die in den Schweineställen arbeiten, ist unter nicht unerheblichem Aufwand im Futterhaus eingerichtet worden. Das Mieten von Containern wäre teurer geworden. Im Futterhaus war der Platz ausreichend groß, um für Männer und Frauen getrennt den Schwarz-Weiß-Bereich inklusive Sanitäranlagen einzurichten, sogar eine Heizung für warmes Duschwasser wurde hierhin verlegt. Denn trotz der Bauarbeiten wird peinlich genau auf Hygiene geachtet, um keine Krankheiten in den Tierbestand einzutragen. Genau wie während der Flut, als das Fischbecker Deichbruchwasser die gesamte Anlage geflutet hatte und lediglich die Ställe unter größter Mühe trocken gehalten werden konnten, sollen die Schweine auch jetzt von den Bauarbeiten nichts mitbekommen. "Die Tiere haben den Stress im Juni besser verkraftet als gedacht", ist Ottmar Kapl erleichtert, dass der Betrieb trotz der widrigen Umstände relativ geregelt weitergelaufen ist und es bis auf ein paar Ferkel bedingt durch den Ausfall der Heizung kaum Verluste gegeben hat.

Heizung steht nun sicher auf einem Podest

Unabhängig von der Planung der nötigen Bauarbeiten haben in den zurückliegenden Wochen kleinere Sanierungen stattgefunden. Im Heizungsgebäude, in dem auch das Notstromaggregat gestanden hatte, wurde die Heizung gerade auf ein Podest gestellt, um vor künftigen Katastrophen sicher zu sein. Das Notstromaggregat hatte Totalschaden erlitten. Weil ein Neues zu teuer geworden wäre, schaffte die Genossenschaft ein gebrauchtes Gerät an, das ebenfalls einen trockenen Standort auf dem Betriebsgelände erhalten hat. Dafür mussten neue Leitungen verlegt werden.

Mit mindestens acht Wochen Bauzeit rechnet Ottmar Kapl allein bei der Sanierung des Sanitärtraktes, der rund 500 Quadratmeter groß ist. Die Ställe selbst haben zumindest derzeit sichtbar keinen Schaden genommen. Aber auf dem Stützpunkt samt Werkstatt ist viel zu tun, außerdem haben die Wege und Betonflächen, die unter Wasser gestanden hatten, Schaden genommen. "Bis alles wieder im gewünschten Zustand ist, wird es wohl länger dauern. Es war uns bei der Planung wichtig, dass erst einmal die Sozial- und Büroräume wieder in einem Zustand sind, in dem vernünftig gearbeitet werden kann. Alles andere folgt nach und nach", so der Geschäftsführer.

Für Eigenanteil ist Kredit unumgänglich

80 Prozent der Schäden an den Gebäuden werden vom Land beglichen, für die verbleibenden 20 Prozent des Millionenschadens kommt die Agrargenossenschaft um die Aufnahme eines Kredites wohl nicht herum. Schnell und zügig seien die Anträge vom Amt für Landwirtschaft abgearbeitet worden. Nicht so gut sieht es bei der Regulierung der Schäden auf den Flächen aus. Fast die gesamte Ernte ist vernichtet worden. Dadurch gab es nicht nur einen finanziellen Schaden, weil nichts verkauft werden konnte, sondern auch das Futter für die Kühe fehlt und der Mais, mit dem die Biogasanlage bestückt wird.

Nicht das, was versprochen wurde

"Die 60 bis 65 Prozent Schadensausgleich, die wir erhalten, sind zwar eine wertvolle Hilfe, aber nicht das, was uns versprochen wurde", ist der Geschäftsführer nicht zufrieden mit dem Einhalten der großen Versprechungen, die im Sommer gemacht worden waren. Ein großes Problem sei immer noch das Wasser, das auf vielen Äckern und Wiesen steht. "Bei der nächsten Ernte sehen wir jetzt schon die Verluste. Die durch den Wasserdruck verdichteten Böden lassen das Oberflächenwasser nicht durch, was die Bearbeitung schwierig und an etlichen Stellen sogar unmöglich macht. Wir werden sehen, welchen Verlauf der Winter noch nimmt und wie es sich dann im Frühling auf den Äckern entwickelt. Ob die übernächste Ernte dann normale Erträge bringt, ist ungewiss."

Ottmar Kapl weiß, dass arbeitsreiche, nervenaufreibende Monate vor ihm und den Mitarbeitern liegen. "Aber es geht weiter. Es hätte schlimmer kommen können. Wir mussten niemanden entlassen und konnten auch alle Löhne zahlen, was von großer Wichtigkeit ist. Denn einige Mitarbeiter sind privat auch betroffen."