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Die Volksstimme stellt die sieben Brückenbauwerke in der Hansestadt Havelberg vor / Teil eins: die Dombrücke Stahlträger beendet Vorherrschaft des Holzes

Von Wolfgang Masur 08.02.2014, 01:19

"Über sieben Brücken" heißt ein großer Hit der Gruppe "Karat" aus dem Jahr 1979. In Havelberg kann man, nach einer Gesamtbauzeit von 17 Jahren, inzwischen auch über sieben neue Brücken gehen. In loser Folge erinnert die Volksstimme an die Brückenbaustellen in und um Havelberg.

Havelberg l Begonnen hatte alles 1997 mit dem Neubau der Dombrücke. An ihrem heutigen Standort führte schon immer ein Brückenbauwerk über den Stadtgraben. Die Brücken waren natürlich der Nutzung angepasst und so war es zunächst nur eine schlichte Holzbrücke, die die Bewohner der Oberstadt, der Domgemeinde und des Bischofsberges sowie des Weinbergs nutzten, um auf die Stadtinsel zu gelangen.

In den ersten Jahren war die Brücke nur für Fußgänger, später dann auch für Pferde- und Handwagen ausgelegt. Das Rathaus, die Stadtschule, Stadtkirche, zahlreiche Geschäfte, Kneipen, Gewerbetreibende, Handwerker und vieles mehr waren zu dieser Zeit auf der Stadtinsel zu finden. Aber auch die Bewohner der Stadtinsel mussten hin und wieder in die Oberstadt, denn dort befanden sich das Krankenhaus, die Polizei, das Gymnasium, der Dom und einiges mehr.

Zerstörung in den letzten Kriegstagen

Für den Bau der ersten steinernen Brücke über den Stadtgraben hätten sich die Bauarbeiter bestimmt so einen Wasserstand wie im Jahr 1911 gewünscht. Da war der Stadtgraben nämlich so gut wie trocken gelegt, nur wenige Pfützen waren zu sehen. Die spätere steinerne Brücke wurde dann in den letzten Kriegstagen zerstört, und auch einige umliegende Häuser bekamen von den Auswirkungen der Sprengung etwas ab.

Eine neue Brücke musste her. Die war dann wieder aus Holz. In den 1950er Jahren bauten die Klietzer Pioniere der damaligen Nationalen Volksarmee (NVA) zahlreiche Behelfsbrücken. Besondere Herausforderungen dabei waren der Bau einer Brücke über die Dosse im brandenburgischen Rübehorst und die Errichtung der 50 Meter langen Dombrücke in Havelberg. Die alten Widerlager der steinernen Brücke wurden überbaut und blieben eine Erinnerung an die Zerstörung der Brücke. Zwischen den Resten der alten Brücke - auf beiden Seiten blieben nur jeweils ein Pfeiler, das Widerlager und ein Teil der Fahrbahn erhalten - wurde eine Holzbrücke gebaut. Diese war dann bereits, trotz Einschränkungen der Tonnage, für den Fahrzeugverkehr zugelassen.

Im Laufe der Jahre und mit zunehmendem Verkehr gab es zahlreiche Reparaturen und Fahrbahnerneuerungen.

Stahlkoloss nimmt die Domstraße ein

Fast ein halbes Jahrhundert später, 1997, begann ein Havelberger Baubetrieb mit den Vorbereitungsarbeiten für die heutige Brücke. Der damalige Bauamtsleiter Bodo Kelm, der Vorsitzende des Bauausschusses Lothar Krater und Sachsen- Anhalts einstiger Minister für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr Jürgen Heyer hatten sich für den Bau stark gemacht und die Fördergelder für die Brücke erwirkt.

Dann passierte etwas, was eigentlich niemand zu glauben vermochte, denn auf der historischen Altstadtinsel, geprägt von ihren alten Häusern und Straßen, lag ein etwa 100 Tonnen schwerer Brückenstahltrog entlang der Domstraße. Am 26. August 1998 wurde er von einer Schachtbaufirma aus Nordhausen in Richtung Bischofsberg über den Stadtgraben geschoben. Es dauerte zwei Tage, bis der Stahlkoloss per Hydraulik den Stadtgraben überspannt hatte und die Brücke lag. Die Arbeiten wurden von zahlreichen Schaulustigen verfolgt.

Anfangs Stimmen des Missfallens

Nach der offiziellen Übergabe und Inbetriebnahme der Dombrücke, die nun eine Fahrbahnbreite von 3,50 Metern hat und eine Tragkraft von 30 Tonnen ausweist, wurden aber Stimmen des Missfallens laut. Zu groß, zu wuchtig, passt nicht in die historische Domansicht und andere negative Meinungen wurden geäußert. Die kleine schlichte Vorgängerbrücke veranlasste wohl dazu, den Brückenneubau zu kritisieren. Für eine kleinere Brücke hätte die Stadt Havelberg aber keine Fördermittel bekommen und der Bau einer solchen wäre infolgedessen nicht möglich gewesen.

Heute nun ist wohl jeder mit der Dombrücke zufrieden, auch wenn nicht unbedingt Reisebusse oder andere größere Fahrzeuge das Brückenbauwerk nutzen. An den Resten der alten Brücke "beißen" sich aber auch gegenwärtig noch die Taucher der Bundeswehr die Zähne aus, denn zu Trainingszwecken wird hier immer noch unter Wasser gearbeitet.

Ansonsten stellt die Havelberger Dombrücke, mit dem Dom im Hintergrund, neben einer bequemen und modernen Flussüberquerung schon seit vielen Jahren ein äußerst beliebtes Fotomotiv dar.