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Fischbecker fordern vom Land die versprochene schnelle, unbürokratische Hilfe Acht Monate ohne Gerätehaus: "Wir wollen endlich sehen, dass sich was tut!"

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 17.02.2014, 02:34

Leicht fiel es dem Fischbecker Wehrleiter André Köppe nicht, auf der Jahreshauptversammlung am Samstagabend auf die Ereignisse im Jahr 2013 zurückzublicken.

Fischbeck l Denn viele der Kameraden sind selbst von der Flut betroffen, die Wehr hat ihr Domizil verloren und die Fischbecker mussten sich von ihrem Kameraden Uwe Classe verabschieden, der plötzlich verstorben ist. "2013 hat alles Vergangene übertroffen. Die Flut beschäftigt uns bis heute und wird es wohl auch noch lange tun." Enttäuscht sind André Köppe und seine Mannschaft von der Landesregierung. Denn von der schnellen und unbürokratischen Hilfe, die selbst vom Innenminister versprochen worden war, sei acht Monate nach der Katastrophe nichts zu merken.

Primitive Bedingungen

"Es liegt immer noch keine Genehmigung für den Neubau des Gerätehauses vor. Es muss ein Antrag nach dem anderen gestellt werden, alles wird hinterfragt. Und wir müssen zusehen, wie wir unter den erschwerten Bedingungen beste Einsatzbereitschaft gewähren. Die Scheune ist nicht beheizbar, die Einsatzbekleidung bewahren wir zu Hause auf und Aussicht auf ein neues Auto als Ersatz für den 43 Jahre alten Tanker, der durch die Wasserfahrten enorm gelitten hat, gibt es auch nicht. Es ist traurig, dass eine Feuerwehr unter so primitiven Bedingungen arbeiten muss. Wir wollen endlich sehen, dass es voran geht!"

Sowohl Bürgermeister Bodo Ladwig als auch Ordnungsamtsleiterin Katrin Kleinod sicherten vollste Unterstützung zu. "Wenn wir voraussichtlich am 9. Juni zur Dankeschönfeier einladen, dann werden wir Bilanz ziehen, welche Versprechungen nach einem Jahr tatsächlich realisiert wurden", erklärte Bodo Ladwig. Die Gemeinde tue alles, um den Neubau des Gerätehauses anstelle der alten Fährgaststätte voranzutreiben. Er dankte der Wehr für ihren beispiellosen Einsatz. Durch die mühsamen Kurierfahrten konnten die nicht Evakuierten mit dem Nötigsten versorgt werden. "Und dass die Agrargenossenschaft die über 1000 Kühe versorgen und damit retten konnte, ist auch Eurer Lieferung von Kraftstoff zu verdanken!"

Nachwuchs gebraucht

Die eigenen Aufräumarbeiten hintenan stellend, haben sich die Kameraden gleich nach der Flut um die Flutopfer gekümmert, Keller ausgepumpt und beim Entrümpeln geholfen. André Köppe wünscht sich, dass möglichst jeder, der Eigentum besitzt, Mitglied der Wehr ist. "Wenn wir keinen Nachwuchs gewinnen, dann können wir irgendwann auch keine Katastrophen mehr verhindern." Noch muss ihm nicht bange sein, denn es gibt ein zuverlässiges Team, auf das er stolz ist. Und auch die Jugendarbeit funktioniert, wie Jugendwahrt Christopfer Rzyski resümierte (dazu demnächst mehr).

39 Einsätze mit 4700 Stunden meisterte die Wehr während der Flut. Weitere zehn Einsätze kamen dazu. Dazu gehörte der Brand des Mehrfamilienhauses in der Hauptstraße zu Jahresbeginn, wo auch an den Folgetagen Feuer aufflackerte und gelöscht werden musste. Gerade für solche Einsätze sei es von Vorteil, wenn es eine Wärmebildkamera gebe, mit der Glutnester aufgespürt werden können. Diese Kamera könnte allen Wehren zur Verfügung stehen, so dass sich die teure Anschaffung lohnt.

Mit Spenden konnte sich die Fischbecker Feuerwehr letztes Jahr ein Boot kaufen, mit dem sie bei künftigen Hochwassern besser mobil sind. Auch neue Einsatzbekleidung wurde für alle Aktiven angeschafft.

Trotz der widrigen Umstände und dass viele Kameraden mit dem Wiederaufbau zu tun hatten, wurden 12 Dienstabende abgehalten (26 sind pro Jahr üblich). Außerdem fand in Fischbeck für alle Wehren der Region die Ausbildung im Brandcontainer statt.

Unmöglich war es André Köppe, all die Wehren und Spender aufzuzählen, von denen die Fischbecker Hilfe erfahren haben. Er hofft, dass sie alle bald zur Einweihung eines neuen Gerätehauses eingeladen werden können.