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Ehemalige Havelberger Schülerin berichtet Zehntklässlern von ihrem Altenpflege-Beruf und bringt einen besonderen Gast mit "Schweinerei" in der Schule - Die andere Art der Berufsberatung

19.02.2014, 01:19

Havelberg (ans) l Ein Projekt der etwas anderen Art erlebten die Schüler der Klasse 10b der Havelberger Sekundarschule "Am Weinberg" am vergangenen Freitag. Im Rahmen der Berufsberatung hatten sie sich drei interessante Gäste eingeladen. Franziska Gerdel, eine ehemalige Schülerin des Klassenlehrers Silvio Wulfänger, berichtete mit ihrem Freund Mikel Beck über ihre Tätigkeit als Altenpfleger. Die 25-Jährige schilderte ihren beruflichen Werdegang nach der Havelberger Schulzeit und gab wertvolle Tipps und Erfahrungen an die Schüler weiter.

Medienstar ohne Starallüren

Berufe im sozialen Bereich wie zum Beispiel Altenpfleger haben Zukunft und sind deshalb für die Schüler sehr attraktiv. Franziska Gerdel arbeitet gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten in der Seniorenwohnanlage Lokstedt in Hamburg. Nach der Schule absolvierte sie dort eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin und arbeitet nach einem weiteren Studium nun als Wohnbereichsleiterin. Sie erklärte den Schülern alle Facetten des Berufsalltags. Dabei spürten ihre Zuhörer deutlich, wie engagiert und mit wie viel Liebe sie ihre Tätigkeit ausübt.

Der dritte Besucher arbeitet auch in der Seniorenwohnanlage - und das sogar ohne Honorar. Dabei ist er nicht nur in der Hamburger Region ein absoluter Medienstar, völlig ohne Starallüren. Gemeint ist das Haustier von Franziska Gerdel, ein Schwein der Sorte Minnesota Minipig.

Porki, so heißt das knuffige Tier, ist als Therapieschwein eingestuft und erfreut die Bewohner in der Anlage. Die Senioren, die Porki erwarten, lassen einfach ihre Zimmertür offen und streicheln und füttern es, wenn es vorbeischaut. Bei Interviews im Fernsehen, Radio oder in Zeitschriften berichten die Heimbewohner freudestrahlend über den Umgang mit ihrem tierischen Liebling und wie gut er ihnen tut. Wenn die Senioren wieder allein sein wollen, dann drücken sie einfach die Klingel und Porki wird abgeholt.

Über die artgerechte Haltung und das Wohlergehen des Schweins braucht man sich keine Gedanken machen, versicherte Franziska Gerdel. Alle gesetzlichen Vorschriften werden eingehalten. Sie hatte bereits als kleines Kind ihre Tierliebe entdeckt. Mit einer Katze fing damals alles an. Hund, Hühner, Hähne, Pferde gehörten unter anderem zu ihren Weggefährten in Wöplitz. Beim Wettkrähen gewann sie als Kind auch schon Preise in der Region mit ihrem Federvieh.

Die Schüler hatten viele Fragen zu dem ungewöhnlichen Haustier, etwa, ob es auch mal keine Lust hat zu arbeiten. "Na klar! Wenn Porki morgens noch zu müde ist, dann darf er ausschlafen und zu Hause bleiben", erzählte Franziska Gerdel. Porki ist während des Aufenthaltes in der Schule neugierig im Klassenzimmer umhergelaufen, stets auf der Suche nach Fressen. Die Schüler hatten Apfelstücke und Gurkenscheiben vorbereitet, die er gern annahm. Ohne Angst ließ er sich bereitwillig von den Zehntklässlern streicheln und verwöhnen. Sie schlossen das Borstentier gleich in ihr Herz und Porki dankte es ihnen mit unentwegtem Wedeln des kleinen Schwänzchens.

Als Porki zu seinen jetzigen Besitzern kam, wog er zwei Kilogramm und passte in zwei Hände. Mittlerweile wiegt er 44 Kilo und ist 40 Zentimeter hoch.

Glücksschwein für Prüfungen

Deshalb haben die drei eine ganz besonders innige Beziehung, die das Tierwohl an die oberste Stelle setzt. Zu Hause hat das stubenreine Schwein ein eigenes Zimmer. Normalerweise läuft es, wie in der Schule, unangeleint neben Franziska her, nur an befahrenen Straßen bekommt Porki ein Geschirr mit der Aufschrift "Biotonne" um. Übrigens: Eifersüchtig kann Porki auch werden und setzt sich schon mal auf dem Sofa zwischen das Paar.

Zum Abschluss dankten die Schüler den Gästen für ihren Besuch und erklärten Porki zum "Glücksschwein der Klasse 10b", denn das können sie in den bevorstehenden Prüfungen gut gebrauchen. Sie überreichten Blumen und leckeres Gebäck: drei Schweineohren.